Sollte Kind zur Mordwaffe werden?Onkel soll Neffen zu Mord an eigener Mutter angestiftet haben

09.11.2022, Schleswig-Holstein, Kiel: Verteidiger Philip Seehusen (r) sitzt neben dem Angeklagten im Verhandlungssaal. Dem 57-jährigen Mann wird versuchte Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Er soll seinen zwölf Jahre alten Neffen im Zeitraum 2017 bis Frühsommer 2018 in Kiel wiederholt aufgefordert haben, die eigene Mutter zu töten. Zudem soll der Angeklagte im April 2018 die Mutter des Zwölfjährigen mit kochendem Wasser übergossen haben. Die Frau erlitt Verbrühungen. Foto: Frank Molter/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Prozess-Auftakt in Kiel gegen den Onkel, der seinen kleinen Neffen zum Mord anstiften wollte
jat, dpa, Frank Molter

Es sind unfassbare Vorwürfe: Ein Mann soll geplant haben seine Schwägerin umzubringen. Doch offenbar wollte nicht er die Tat begehen, sondern stiftete ihren damals zwölfjährigen Sohn an, sie zu töten. Am Mittwoch den 9.11. startete der Prozess gegen einen 57-Jährigen aus Kiel. Über die Motive und das Strafmaß wird teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt, also ohne Zuhörerinnen und Zuhörer im Gerichtssaal.

Wollte er etwas vertuschen oder die Frau bestrafen?

Seine möglichen Motive: Er habe entweder verhindern wollen, dass seine sexuellen Annäherungsversuche an die Schwägerin bekannt würden, sagte die Staatsanwältin zu Prozessbeginn am Mittwoch am Kieler Landgericht. Oder er habe sie wegen ihrer Entscheidung bestrafen wollen, sich von ihrem Ehemann, seinem Bruder, zu trennen.

Kind vertraut sich der Mutter an: Er sollte sie im Schlaf töten

Der damals zwölfjährige Sohn gab dem Drängen des Onkels nicht nach und offenbarte sich seiner Mutter. Ihn soll der Onkel wiederholt aufgefordert haben, seiner Mutter ein Messer in den Bauch zu rammen, während sie schläft. Zur Begründung habe der im Irak geborene Deutsche gesagt, die Mutter sei eine schlechte Person. Als der Junge sich weigerte, soll der Angeklagte dem Kind ein Video gezeigt haben, in dem ein Mann einem anderen Mann ein Messer in den Bauch sticht.

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Das Kind als nicht strafmündiger Täter

Ein Pressesprecher bestätigte RTL am Telefon, dass die Anklage davon ausgehe, dass der Mann dem Kind auch gesagt hätte, dass es selbst nichts zu befürchten habe. „Es selbst sei ja zu jung um rechtlich belangt zu werden oder ins Gefängnis zu kommen.“

Onkel soll auch zuvor gewalttätig gewesen sein

Die Staatsanwältin warf dem Angeklagten neben versuchter Anstiftung zum Mord auch mehrfache Körperverletzung gegen seine Schwägerin sowie deren Sohn und Tochter vor. So soll der im Irak geborene Deutsche die Frau mit fast kochend heißem Wasser verbrüht und sie und die Kinder geschlagen haben. Das alles soll zwischen 2017 bis Frühjahr 2018 passiert sein. Dem Mann drohen drei bis 15 Jahre Haft. Aktuell würde er aber nicht in Haft sein. Schließlich sei es letztendlich nicht zu der Tat gekommen.

Kind als Mordwaffe geplant

Nach Auffassung des Schwurgerichts kommt auch eine Verurteilung wegen Mordes in mittelbarer Täterschaft in Betracht, weil der Angeklagte das noch nicht strafmündige Kind laut Anklage als Mordwerkzeug nutzen wollte. Das Gericht hat fünf Verhandlungstage angesetzt und den inzwischen den 16-Jährigen Jungen sowie seine Mutter vernommen.