Prinzessin Kate brachte es ihren Kindern schonend beiWie erklären krebskranke Eltern ihren Kindern die Diagnose?

HANDOUT - 22.03.2024, Großbritannien, London: Ein vom Kensington-Palast zur Verfügung gestelltes Foto von Kate, Prinzessin von Wales, bei der Aufnahme ihrer Nachricht, dass nach ihrer Bauchoperation im Januar «bei den Tests nach der Operation Krebs festgestellt wurde». Die Ehefrau des britischen Thronfolgers Prinz William bekommt Chemotherapie, wie sie in einer am Freitag veröffentlichten Videobotschaft sagte. Foto: Bbc Studios/PA Wire/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Prinzessin Kate hat Krebs und bekommt Chemotherapie
sbr, dpa, Bbc Studios
von Patricia Dreesbach

Mama muss dir etwas sagen ...

Schock-Diagnose Krebs! Neben dem eigenen Verarbeiten der Diagnose müssen sich Eltern Gedanken machen, wie sie ihren Kindern die Krankheit und deren Folgen beibringen sollen. Prinzessin Kate hatte sich nach ihrer Diagnose aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um unter anderem ihren Kindern die Krankheit schonend beizubringen.

Früh genug mit den Kindern reden

Die Deutsche Krebshilfe rät Eltern dazu, mit den Kindern über die Diagnose zu sprechen und nicht zu verschweigen.

Denn klar ist: Kinder haben ein Gespür dafür, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Wenn Eltern nicht erläutern, was los ist, fangen sie an, die Leere mit Ängsten, Schuldgefühlen und Fantasie zu füllen. Bei der Erläuterung sollten Eltern behutsam umgehen und den Kindern Raum für Fragen lassen. Dabei gibt es nicht den einen richtigen Weg oder den passenden Zeitpunkt.

Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Sabine Werner-Kopsch empfiehlt im RTL-Interview: „Es ist wichtig, dass die Eltern zu dem Zeitpunkt des Gesprächs selbst diese schwerwiegende Information verdaut haben. Kinder reagieren vor allem auf die Gefühle der Eltern (besonders kleinere Kinder). Wenn man also selbst etwas gefestigt ist und sich der Diagnose stellt, dann wird das von den Kindern mit weniger Angstgefühlen aufgenommen.“

Laut der Psychotherapeutin sollte man ruhig bleiben, die Gefühle nicht ungefiltert an die Kinder weitergeben und nicht lügen. Denn das merken Kinder und machen sich dann im Zweifel noch mehr Sorgen. „Wenn Kinder das Gefühl haben, dass ihnen etwas verheimlicht wird, wird es in deren Vorstellung größer, denn es könnte ja alles ganz schlimm sein.“

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Altersgerechte Erklärungen

Je nach Alter kann man den Kindern mehr oder weniger Informationen an die Hand geben. Besonders junge Kinder müssen nicht alles wissen. Aber was ihnen erzählt wird, sollte wahr sein. Über Dinge, die noch weit in der Zukunft liegen und die nicht vorhersehbar sind, sollte nicht gesprochen werden. Altersgemäße Informationen helfen den Kindern, die Situation besser einzuordnen. Der Krebsinformationsdienst unterscheidet drei Altersgruppen:

Kleinkinder und Kindergartenkinder (zwei bis fünf Jahre)

Im Gespräch können Eltern ihren Kleinkindern erklären, was gegen den Krebs getan wird. Dazu gehören beispielsweise Krankenhausaufenthalte, ein wahrscheinlicher Haarausfall oder Ähnliches. Durch die Beispiele können die Kinder verstehen, was sich ändert und was bestehen bleibt.

Laut Krebsinformationsdienst sollte man Kleinkindern diese Informationen geben:

  • Die Krankheit heißt Krebs.

  • Krebs ist nicht ansteckend.

  • Dass ein Elternteil krank ist, ist nicht die Schuld des Kindes.

  • Die Ärzte tun alles, damit es Mama oder Papa besser geht.

  • Erklären, was sich in der Familie und im Alltag ändert.

  • Aufzeigen, was gleich bleibt und sich nicht verändern wird.

Schulkinder (sechs bis zwölf Jahre)

Auch Schulkinder sollten nicht mit zu vielen Informationen überfordert werden. Sie sollten aber Raum für Fragen haben. Außerdem kann auch mit den Lehrern gesprochen werden, da die Kinder Probleme haben könnten, mit Mitschülern über die Krankheit des Elternteils zu sprechen. Manche schämen sich oder sind unsicher. Auch kann man mit den Kindern üben, wie sie mit den Klassenkameraden über den Krebs reden können.

Jugendliche (13 bis 18 Jahre)

Der Krebsinformationsdienst empfiehlt, dass man Teenagern so viele Informationen gibt, wie sie haben möchten. Dafür ist ein offenes Gespräch empfehlenswert. Ein Gespräch sollte immer wieder angeboten werden, auch wenn der Heranwachsende es zunächst ablehnt.

  • Außerdem sollte den Jugendlichen Freiraum eingeräumt werden, damit sie Abstand von Familie und Problemen gewinnen können.

  • Auch mit seinen Gefühlen offen umgehen. Zugeben, dass man zeitweise Angst hat und überfordert ist. Für Heranwachsende kann es entlasten sein, wenn auch Erwachsene Unterstützung von Familie, Freunde oder Fachleuten brauchen.

  • Manchmal kann auch ein Gespräch mit einem Arzt helfen. Neben Ursache und Behandlung kann auch das eigene Risiko an Krebs zu erkranken besprochen werden. Dies kann auch ein Thema für viele Jugendliche sein.

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Mögliche Reaktionen der Kinder

Kinder reagieren unterschiedlich auf die Krankheit ihrer Eltern. Je nach Alter verändert sich auch die Reaktion. Der Krebsinformationsdienst hat typische Muster und Verhaltensweisen aufgelistet:

  • Manche Kinder zeigen Schuldgefühle: Kleinere Kinder erinnern sich vielleicht an Sätze wie „du machst mich ganz krank“. Wenn ein Elternteil dann tatsächlich erkrankt, fühlen sie sich verantwortlich.

  • Kinder haben oft Angst und machen sich Sorgen. Sie fürchten lange Trennungsphasen vom erkrankten Elternteil. Auch machen sie sich Gedanken, ob sie sich anstecken können oder die Krankheit vererbt wird. Die Angst vor dem Tod kann auftreten.

  • Ältere Kinder und Jugendliche können auch aggressiveres Verhalten zeigen. Auch Gewalt gegen andere, sich selbst oder Dinge kann durch Frustration hervorgerufen werden. Dieser kommt auf, da sie aus dem Zuhause streben, aber fühlen, dass sie Zuhause gebraucht werden.

  • Ältere Kinder ziehen sich auch oft aus ihrem Umfeld zurück.

  • Manche Kinder erkrankter Eltern werden früher selbstständig. Es wird mehr Verantwortung übernommen. Dies muss nicht schlecht sein, aber es könnte den falschen Eindruck erwecken, dass die Kinder gut mit der Situation fertig werden, obwohl das nicht stimmt.

  • Auch körperliche Symptome wie Schlafprobleme, Bauchschmerzen, Appetit- und Essstörungen, Bettnässen, Kopfschmerzen sowie Konzentrationsprobleme können auftreten.

Wie sollten Eltern darauf reagieren? Sabine Werner-Kopasch rät: „Es muss grundsätzlich gelten, dass alle Gefühle des Kindes okay sind und das kann auch so artikuliert werden. In so einer Situation ist es auch die Aufgabe der Eltern, die Gefühle der Kinder auszuhalten. Die Gefühle zu unterdrücken oder ‘wegzureden’ verschlechtert die Situation. Wenn Gefühle okay sein dürfen, kann das Kind diese auch besser loslassen.“

Oftmals würden Kinder anders reagieren, als man selbst denkt. Dann sei es wichtig, dass auch diese Reaktion in Ordnung ist. Wichtig sei, dass der Alltag für die Kinder normal weiterlaufe, dann haben sie auch genug Ablenkungen und Normalität, was wiederum Sicherheit schaffe und erhalte. Wenn Eltern unsicher sind, sollten sie sich professionelle Unterstützung holen.

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Im Video: Prinzessin Kate hat Krebs

Wenn das Gespräch zu belastend ist

Wenn es für den Betroffenen zu belastend ist, mit dem eigenen Kind über die Diagnose zu sprechen, kann der Partner oder die Partnerin helfen. Es gibt jedoch auch professionelle Hilfe, zum Beispiel bei psychosozialen Beratungsstellen, bei Therapeuten und psychoonkologische Diensten in Kliniken. Auch Selbsthilfegruppen und begleitete Gruppen für Kinder können unterstützen. Bei Schulkindern kann auch ein Schulpsychologe einbezogen werden. Manche Städte bieten auch Unterstützungsangebote an, die ganz speziell auf das Thema Kinder krebskranker Eltern ausgerichtet sind.

Ein Tipp der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Sabine Werner-Kopsch ist: „Manchmal können kindgerechte Bücher zu dem Thema sehr hilfreich sein, dann haben die Eltern etwas in der Hand, woran sie sich selbst auch orientieren können. Da gibt es zum Thema Krebsdiagnose einige Bücher, die das gut auch mit Bildern erklären.“

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