Sie war fünf Jahre alt, als die Spanische Grippe sich ausbreitete

Pflegekräfte wollten sie nicht aufgeben: Uroma Mina übersteht Corona - und feiert ihren 109. Geburtstag

13.02.2022, Baden-Württemberg, Stuttgart: Mina Hehn feiert in einem Cafe ihren 109. Geburtstag. Die Uroma hatte über Weihnachten eine schwere Covid-19-Erkrankung überstanden. (zu dpa ·«Fast ein Wunder»: Uroma Mina übersteht Corona und wird 109·) Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Uroma Mina übersteht Corona und feiert 109. Geburtstag
bsc, dpa, Marijan Murat

Sie lebte schon, als die Spanische Grippe grassierte. Nun überlebte Mina Hehn auch noch das Coronavirus. Hat sie ein Geheimnis, weshalb sie noch immer so fidel ist?

„Wenn man es schön und gut hat, dann ist das Leben schön“

Wer sich mit Mina – ihr richtiger Name ist Wilhelmine – Hehn unterhält, der fängt irgendwann an zu rechnen. Sie hat jetzt fast 40 000 Tage gelebt. Ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914-1918) kam sie in Stuttgart zur Welt. Auf die Frage, was das Geheimnis ihres hohen Alters sei, antwortet sie: „Ich habe nix zu verheimlichen. Wenn man es schön und gut hat, dann ist das Leben schön.“

Mina war fünf Jahre alt, als die Spanische Grippe sich 1918 ausbreitete. Willy Brandt wurde auch 1913 geboren, ist aber schon bald 30 Jahre tot. An Brandts Nach-Nachfolger im Kanzleramt, Olaf Scholz, erinnert sie sich. „Das ist doch der mit den dunklen Locken.“ Wer „Scholz mit Haaren“ googelt, versteht, dass sie ihn noch als Juso mit voller Haarpracht vor sich sieht.

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Mina Hehn hört anlässlich ihres 109. Geburtstags einem Geburtstagsständchen zu. Die Uroma hatte über Weihnachten eine schwere Covid-19-Erkrankung überstanden. (zu dpa „«Fast ein Wunder»: Uroma Mina übersteht Corona und wird 109“)
Mina Hehn hört anlässlich ihres 109. Geburtstags einem Geburtstagsständchen zu.
Marijan Murat, picture alliance, dpa

Dieses Jahr ging es zum Geburtstag wieder ins Café

Über Weihnachten hat Mina eine schwere Covid-19-Erkrankung überstanden und an diesem Sonntag in Stuttgart ihren 109. Geburtstag gefeiert. Nun ist sie fideler denn je. „Ja, ich bin a bissle fitter als an meinem letzten Geburtstag“, sagt die alte Dame der Deutschen Presse-Agentur. Das liege auch daran, dass die „Abtrennung“ endlich vorbei sei. Vor einem Jahr konnte ihre Familie sie während des Lockdowns im Pflegeheim kaum besuchen. „Abwechslung hat man schon gern.“ Durften die Verwandten ihr zum 108. Geburtstag nur vom Garten aus ein Ständchen singen, ging es diesmal mit Tochter, Enkeln und Urenkeln ins Café. Dort wartete ein Kuchen in Herz-Form.

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Corona-Infektion: Sie hatte hohes Fieber und Gliederschmerzen

Ins Café gehen sei früher nicht so ihr Faible gewesen, da ist sie ganz sparsame Schwäbin. „Ich bin lieber daheim geblieben, da kann man so viel Kaffee trinken, bis man genug hat.“ Überhaupt wäre ihr größter Wunsch zum Geburtstag, wieder daheim zu sein. Bis sie 105 war, hat sie allein in ihrer Wohnung gelebt. Nur ihre Tochter kam regelmäßig vorbei, um ihr Essen zu bringen.

Dass Hehn Corona an Weihnachten überstanden hat, sei „fast ein Wunder“, sagt ihre Tochter. Zehn Tage sei ihre Mutter, die zweimal geimpft war, in Quarantäne gewesen. Sie hatte hohes Fieber und Gliederschmerzen, essen wollte sie auch nicht mehr. Weil der Arzt Sorge hatte, dass die 108-Jährige es nicht übersteht, durfte ihr Enkel jeden Abend beim Essen helfen – aber nur im Schutzanzug. Doch die Pflegekräfte wollten Mina nicht aufgeben. Es dürfe nicht sein, dass ihre älteste Bewohnerin jetzt an Covid stirbt, war die Losung. Und so lebt Mina Hehn weiter. „Gern sterben möchte ich nicht“, sagt sie. „Aber es ist ein Muss.“ (dpa/ija)