Pferde-Drama bei Olympia "bricht uns das Herz"

Nach Schlägen gegen Pferd - Annika Schleu verteidigt sich

Das Reit-Drama der Annika Schleu im modernen Fünfkampf – in mehrfacher Hinsicht die vielleicht herzzerreißendste Szene der Olympischen Spiele in Tokio. Für Schleu, die eine sicher geglaubte Medaille verliert. Aber auch für das arme Pferd. Denn von Bundestrainerin Kim Raisner angefeuert, hatte die völlig verzweifelte Athletin das ihr zugeloste und sichtlich verwirrte Tier mehrmals geschlagen. Im Netz hagelt es dafür einen Shitstorm – die Athletin verteidigt sich.

"Diverse Hassnachrichten" an Schleu

Schleu war als Führende in die dritte Teildisziplin Reiten gestartet. Auf dem ihr zugelosten „Saint Boy“ hatte zuvor schon die Russin Gulnas Gubaidullina große Probleme gehabt, das Pferd verweigert dreimal. Damit Schleu ein Ersatzpferd hätte wählen können, wären aber vier nötig gewesen – eine Regel, die jetzt scharf kritisiert wird.

Schleu hielt Rücksprache mit einem Tierarzt und holte sich Tipps von der Besitzerin ein. Auf dem Abreiteplatz hätten sie und das Tier sich noch "sehr gut verstanden", sagte die 31-Jährige: "Es gab keinen Fehler." Noch bevor die Sportsoldatin aber auf den Parcours reiten konnte, blockte das Tier ab. "Ich war kurz davor, abzugrüßen, bevor es losging, weil ich gemerkt habe, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt", berichtete Schleu.

Stattdessen gingen Bilder um die Welt, die kein gutes Licht auf den Modernen Fünfkampf werfen. Raisners indiskutable Zurufe („Hau drauf, hau mal richtig drauf!“) wurden in den Sozialen Medien zerrissen, Schleu erreichten schon beim Umziehen für den Laser-Run "diverse Hassnachrichten".

RTL-Expertin: Schleu hatte keine Chance

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Erst Corona, dann das

Die Berlinerin verteidigte sich gegen die Vorwürfe. Eigentlich würden die deutschen Fünfkämpfer "als sehr einfühlsame Reiter" gelten. "Es bricht uns das Herz, dass wir es nicht zeigen können", sagte Schleu: "Ich denke, die Leute können es einfach nicht richtig einschätzen."

Für Schleu endete in Tokio ein persönlicher, zäher Kampf auf unglückliche Weise. Nach einer Corona-Infektion im März musste sie sich erst wieder behutsam an die gewohnten Trainingsbelastungen heranführen. Es seien "regelmäßig nach dem Laufen Tränen geflossen. Nicht, weil es so hart war, sondern, weil es deprimierend war, dass der Körper nicht so mitmacht, wie er soll", erinnerte sich Schleu. Am Freitag fanden sie und Saint Boy nicht zusammen. (sid/mar)