Konter nach "Kameltreiber"-Eklat

"Gibt bei den Olympischen Spielen kein Kamelrennen"

28.07.2021, Japan, Oyama: Azzedine Lagab aus Algerien radelt beim Einzelzeitfahren der Männer bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Oyama. Lagab hat auf die rassistische Entgleisung des deutschen Rad-Sportdirektors Patrick Moster reagiert. «Nun, es gibt kein Kamelrennen bei Olympia, deshalb betreibe ich Radsport. Wenigstens war ich in Tokio dabei», schrieb Lagab auf Twitter. (zu dpa: «Algerischer Radsportler zu Moster: «Kein Kamelrennen bei Olympia»»)  (Wiederholung mit verändertem Bildausschnitt) Foto: Christophe Ena/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Azzedine Lagab
sei, dpa, Christophe Ena

Es war definitiv der Aufreger des Tages: Während des Einzelzeitfahrens der Männer bei den Olympischen Spielen leistet sich der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer, Patrick Moster, eine völlig absurde rassistische Entgleisung. "Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber, komm", rief er seinem Fahrer Nikias Arndt während des Rennens zu. Vor Arndt waren der Eritreer Amanuel Ghebreigzabhier und der Algerier Azzedine Lagab auf die Strecke gegangen. Lagab kontert diese rassistische Entgleisung jetzt ganz cool.

Frecher Konter

Schon Nikias Arndt reagierte entsetzt auf die Ausrufe seines Sportdirektors. "Solche Worte sind nicht akzeptabel“, schrieb der Rad-Profi bei Twitter.

Der Eklat schlägt hohe Wellen und erreicht natürlich auch den betroffenen Fahrer Azzedine Lagab. Bei Twitter meldet sich der Rad-Profi zu Wort und kontert den rassistischen Angriff. "Es gibt bei den Olympischen Spielen kein Kamelrennen. Deshalb habe ich mich für den Radsport entschieden. Zumindest war ich in Tokio dabei.“

Zabel bricht das Schweigen

Die Rad-Szene selbst verhält sich verdächtig zurückhaltend angesichts der Schwere der Entgleisung. Auch der Deutsche Rick Zabel habe „lange mit sich gerungen“, ob er öffentlich Stellung nehmen wolle. Und hat sich am Ende doch dazu entschieden. Bei Instagram schreibt er: Er schäme sich für die Aussagen und vor allem für die „lapidare Entschuldigung“ von Patrick Moster. Wenn die olympischen Werte vertreten werden wollen, dann dürfe „ein solcher Vorfall nicht geduldet werden“, so Zabel weiter. Und am Ende: „Für Rassismus gibt es keine Entschuldigung.“

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Moster mit zaghafter Entschuldigung

Auch wenn Zabel für Rassismus keine Entschuldigung duldet- Patrick Moster selbst hatte es versucht. „Ich stand in der Verpflegung und habe Nikias Arndt angefeuert. Im Eifer des Gefechts und mit der Gesamtbelastung, die wir momentan hier haben, habe ich mich in der Wortwahl vergriffen. Es tut mir unendlich leid, ich kann nur aufrichtig um Entschuldigung bitten. Ich wollte niemanden diskreditieren“, suchte Moster nach klärenden Worten.

Einen Kommentar über den Fall Moster lesen Sie hier.

„Die Aussage ist nicht akzeptabel“, betonte Rudolf Scharping, der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, verwies aber ähnlich wie Moster selbst auf den „besonderen Stress“ des Männer-Teams in Japan.

„Wir haben selbst viele Bekannte mit nordafrikanischen Wurzeln, wie gesagt, es tut mir leid“, sagte der 54-jährige Moster. Der Deutsche Olympische Sportbund zitierte Moster noch am Mittwoch zu einem Gespräch. „Es ist wichtig, dass sich Patrick Moster unmittelbar nach dem Wettkampf für die heutigen Aussagen entschuldigt hat“, sagte DOSB-Chef Alfons Hörmann nach einem „offenen und selbstkritischen Gespräch“. Dabei sei klar geworden, dass es Moster „unendlich leid tut. Sowohl er als auch das gesamte Team werden daraus die notwendige Sensibilität für die künftigen Wettbewerbe mitnehmen.“

Mittlerweile steht fest: Moster muss Tokio verlassen. (lgr/ sid/ dpa)