DFB-Boss erklärt Rücktritt
Keller teilt zum Abschied kräftig aus
Fritz Keller hat wie erwartet seinen Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erklärt. Das teilte der 64-Jährige am Montag mit. Wer den krisengebeutelten DFB zukünftig leiten soll, ist noch völlig offen. Zum Abschied kritisierte er seine Widersacher scharf.
Nazi-Eklat der Auslöser
Der ehemalige SC-Freiburg-Präsident hatte bereits am vergangenen Dienstag mitgeteilt, dass er sein Amt zur Verfügung stellen werde. Dem DFB-Beben war ein langer und schmutziger Machtkampf vorausgegangen. Keller stand als 13. Chef des größten Einzelsportverbands der Welt nur 598 Tage an der Spitze.
Keller nutzte seinen Abschied zu einem Rundumschlag gegen seine Widersacher. Dabei sprach er unter anderem von einer "desolaten Führungssituation" und einem "Desaster für eine Verbandsführung". Es gehe "viel zu häufig um eigene Befindlichkeiten, interne Machtkämpfe, um die Sicherung von Vorteilen". Laut Keller habe das "mit ordnungsgemäßer Verbandsführung nichts zu tun". Er forderte deshalb eine "personelle Erneuerung der Spitze".
Der Ex-Chef will Mitte der Woche das Sportgerichts-Urteil zu dem von ihm ausgelösten Nazi-Eklat erwarten. Erst einmal bleiben werden dagegen die ebenfalls kritisch gesehenen ersten Vizepräsidenten Koch (Amateure) und Peter Peters (Profis), die zusammen den Verband bis zu einem vorgezogenen Bundestag zu Beginn des kommenden Jahres interimsweise führen sollen. Auch Schatzmeister Stephan Osnabrügge will bis dahin im Amt bleiben, beim Bundestag aber nicht mehr kandidieren.
Freies Amt - wer macht's?
Prominente Absagen für den nun freien Posten hagelte es schon in der vergangenen Woche. Bundestrainer Joachim Löw will "keineswegs" und DFL-Boss Christian Seifert "niemals" Präsident des krisengeplagten DFB werden.
Dass dieses Profil weiblich sein sollte, machten am Wochenende einige Fürsprecher dieser Variante deutlich - allen voran die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, die selbst für das Spitzenamt im Gespräch ist. "Der DFB sollte auf jeden Fall bereit sein, auch über eine Frau nachzudenken", sagte die Frauenfußball-Chefin der Europäischen Fußball-Union (UEFA) dem „Tagesspiegel“.
Zu eigenen Ambitionen äußerte sich die 33-Jahre alte Ex-Europameisterin zwar nicht, eine Frau auf dem Chefsessel wäre aber ein Novum in der 121-jährigen DFB-Geschichte. Für diese Neuerung hätte Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe ebenfalls einen Vorschlag parat - seine Ex-Kollegin Bibiana Steinhaus-Webb. (msc/sid)