Spinnen die jetzt komplett?

DFB-Präsident Keller mit üblem Nazi-Vergleich

ARCHIV - 24.03.2021, Nordrhein-Westfalen, Duisburg: Fußball: Nationalmannschaft, Abschlusstraining Nationalmannschaft vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Island. DFB-Präsident Fritz Keller besucht das Training. DFB-Präsident Fritz Keller ist optimistisch, dass die vier EM-Spiele in München in diesem Sommer wie geplant vor Zuschauern stattfinden können. (zu dpa: «DFB-Boss Keller optimistisch für EM in München: «Brauchen Garantie»») Foto: Federico Gambarini/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
DFB-Präsident Fritz Keller
mms nic, dpa, Federico Gambarini

Während einer DFB-Sitzung beleidigte Präsident Fritz Keller seinen Vize Rainer Koch auf übelste Weise. Er verglich ihn mit dem Nazi-Richter Roland Freisler. Keller entschuldigte sich zwar, aber das Thema ist noch lange nicht vom Tisch. Es ist der nächste Skandal im Verband.

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Koch schlimm verunglimpft

Der DFB sorgt wieder einmal für einen Skandal. Und der zeigt wieder, wie verfeindet die Verbandsmitglieder untereinander sind. Denn die Entgleisung, die sich Präsident Fritz Keller nun gegenüber DFB-Vize Rainer Koch geleistet hat, ist einfach nur unglaublich und widerlich.

Laut übereinstimmenden Medienberichten hat Keller seinen Vize in einer Sitzung als „Freisler“ bezeichnet. Eine Beleidigung unter der Gürtellinie gegen Koch, der von Beruf Richter ist. Denn Roland Freisler galt im Nationalsozialismus als einer der schrecklichsten Richter, er war Präsident des Volksgerichtshofs und verurteilte rund 2.600 Menschen zum Tode.

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Curtius geht gegen Keller vor

Auch beim DFB ist man von der Entgleisung des Oberhauptes erschrocken – und es gibt erste Konsequenzen. Laut „Spiegel“ hat Generalsekretär Friedrich Curtius Anzeige bei der DFB-Ethikkommission erstattet und weitere Organe informiert. In dem Schreiben heißt es nach Angaben des Nachrichtenmagazins, Curtius „bedaure zutiefst, vor Ort nicht sofort aktiv geworden zu sein“.

Keller hatte in der Sitzung den Vergleich runtergespielt, er habe auf Kochs Nachfrage, wen er mit „Freisler“ meine, geantwortet, dass er einen Bekannten mit diesem Namen habe. Ein schlechter Versuch, diesen schlimmen Fauxpas zu vertuschen. Im Nachgang gab Keller immerhin den Fehler zu. „Manchmal fallen in Kontroversen Worte, die nicht fallen sollen und nicht fallen dürfen. Dafür habe ich mich in aller Form persönlich im Gespräch wie auch schriftlich bei Rainer Koch entschuldigt. Er hat die Größe, die Entschuldigung anzunehmen, wofür ich ihm dankbar bin. Insbesondere auch im Hinblick auf die Opfer des Nationalsozialismus war der Vergleich gänzlich unangebracht. Ich bedauere dies alles sehr und werde meine Worte künftig weiser wählen“, ließ Keller dem „Spiegel“ durch die DFB-Direktion Presse mitteilen.

Welche Strafe erwartet Keller?

Welche Konsequenzen nun auf Keller zukommen, ist offen. Dem 64-Jährigen ist eine Entgleisung passiert, die inhaltlich auf das schlimmste Kapitel der deutschen Geschichte anspielt. Eine solch „nicht hinnehmbare Entgleisung“, wie es Curtius nannte, wurde dadurch ermöglicht, dass Kellers „Grenzverletzungen“ immer wieder „geduldet“ worden seien.

Einen Rücktritt schließt der DFB-Präsident aus. „Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich werde die Aufräumarbeiten, für die ich zum DFB geholt und mit 100 Prozent der Stimmen auf dem Bundestag gewählt wurde, zu Ende führen“, sagte Keller der „Bild“.

Seit Monaten schon ist ein Machtkampf zwischen Keller und Curtius im DFB (es ist nur einer von vielen Skandalen) entbrannt, der den Verband auch in den vergangenen Wochen beschäftigte. Ob der Generalsekretär nun in diesem Kleinkrieg vom Aussetzer profitiert, ist aber nur Nebensache. Denn Fakt ist: Ein solcher Nazi-Vergleich geht gar nicht. Erst recht nicht als DFB-Präsident.