"Nachweislich wissenschaftlich nicht wirksam“

FDP-Politiker Vogel will Homöopathie als Kassenleistung abschaffen

Sollen Krankenkassen Homöopathie bezahlen? Streit um Homöopathie
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Streit um Homöopathie
Sollen Krankenkassen Homöopathie bezahlen?

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Der FDP-Politiker Johannes Vogel (40) hat angesichts der angespannten Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Streichung der Homöopathie als Kassenleistung ins Gespräch gebracht. „Homöopathie soll jeder nutzen dürfen, ist aber nachweislich wissenschaftlich nicht wirksam“, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Aber das Kollektiv der Beitragszahler meiner Kasse dazu zu verpflichten, das mitzuzahlen, das ist eine Frage, die mit auf den Tisch muss“, forderte Vogel.

Lesetipp: Dr. Specht schätzt die Wirkung homöophatischer Mittel ein.

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Parteikollege springt Vogel bei

Auch Andrew Ullman springt seinem Parteikollegen bei. Er stört sich daran, dass die Solidargemeinschaft Mittel mit zweifelhafter Wirkung bezahlen soll. Im RTL-Interview sagt er: „Die Homöopathie kann man ruhig gerne weitermachen, aber das sollte man dann aus eigener Tasche zahlen, denn die Solidargemeinschaft sollte nicht Medikamente bezahlen oder Substanzen bezahlen, die ihre Evidenz der Wirksamkeit nicht aufweisen.“

Denn immer wieder wurde in Studien versucht, die Wirksamkeit von Homöoptahie klar zu belegen - ohne Erfolg! Dr. Christoph Specht erklärt: „Die Homöopathie ist ja vor über 200 Jahren erfunden worden und all die wissenschaftlichen Studien, die es seitdem gegeben hat, haben eindeutig gezeigt, dass dieses Behandlungskonzept nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam ist.“

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Homöopathie ist ein Millionengeschäft

Auch wenn manche Verbraucher Homöopathie gerne als „sanfte“ Mittel sehen, die angeblich nicht von Pharmakonzernen stammen – für die Hersteller homöopathischer Mittel ist es ein lohnendes Geschäft. Im vergangenen Jahr wurden in deutschen Apotheken über 600 Millionen Euro mit homöopathischen Mitteln umgesetzt. Den Großteil davon zahlten die Verbraucher selbst.

Die von der Krankenkasse übernommenen Anteile spielten keine große Rolle, sagt Homöopathin Dr. Michaela Geiger und verteidigt die Erstattung durch die Kassen: „Die Streichung der Kassenleistung zum Thema Homöopathie entlastet die Krankenkassen nicht, denn der ganze Bereich ist im Promillebereich. Und es zeigt uns eben wieder die emotionale Diskussion um die Homöopathie."

Lauterbachs Pläne reichen Johannes Vogel nicht aus

Karl Lauterbach (SPD) hatte bereits Ende Juni angekündigt, dass die Krankenkassenbeiträge im kommenden Jahr steigen werden. Der Bundesgesundheitsminister will das 2023 erwartete GKV-Defizit unter anderem mit dem Rückgriff auf Reserven bei Krankenkassen und Gesundheitsfonds, einer Solidarabgabe der Pharmaindustrie und einem erhöhten Steuerzuschuss decken. Lauterbachs Plan geht dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP nicht weit genug: „Was vorgelegt wurde, reicht noch nicht.“
(rcl/kpl mit dpa)