Sie ähneln Erfrierungen, Masern oder NesselsuchtHautausschläge könnten Symptom für Coronavirus-Infektion sein

Studie: Von 148 Corona-Patienten hatten 20 Prozent Hautausschläge

Ähnlich wie Jessica ging es offenbar auch einem 13-Jährigen aus Italien: Sein Kinderarzt stellte violette, zwischen 5 und 15 Millimeter große Verfärbungen an seinen Zehen fest. Erst zwei Tage danach stellten sich typische Corona-Symptome wie Fieber und Gelenkschmerzen ein. Der Junge hatte sich wahrscheinlich bei seiner Mutter oder Schwester angesteckt. Die Fallstudie wurde auf der Website des Internationalen Verbands der Podologen veröffentlicht.

Auch eine Studie aus einem norditalienischen Krankenhaus zeigt, dass es sich um ein weiteres Symptom einer Infektion mit dem Coronavirus handeln könnte: Von rund 148 Patienten hatten 20 Prozent Hautausschlag, wie Jessicas Hautärztin Dr. Shirley Chi dem Sender ABC7 berichtet. Die Amerikanische Akademie für Dermatologie listet in einem Leitfaden verschiedene Arten von Hautausschlägen auf, die mit Covid-19 in Verbindung gebracht werden, darunter auch solche, die Masern oder Nesselsucht ähneln.

Hautreaktionen bei Viruserkrankungen nicht ungewöhnlich

Für RTL-Medizinexperte Dr. Christoph Specht ist die These nicht unwahrscheinlich: „Bei Viruserkrankungen sind Hautphänomene generell nichts Ungewöhnliches. Man spricht von einer sogenannten Trias, also dem Zusammentreffen von drei typischen Symptomen: Fieber, Gelenkschmerzen und Hautausschlag. Das ist zum Beispiel bei Masern der Fall, aber auch bei vielen Tropenkrankheiten.“ Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia, hat Ähnliches zu berichten: „Als Kinderarzt kann ich sagen: Wir kennen im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten bei Kindern häufig sogenannte Vaskulitiden, wo wir blaue Flecken sehen. Insofern ist das sehr gut denkbar.“

Dass das mögliche Symptom erst jetzt mehr Beachtung findet, erklärt sich Dr. Specht damit, dass bei vielen Patienten die Behandlung von Atembeschwerden Priorität hat – „die Zehen sind dann nicht unbedingt das Erste, wo man hinschaut.“ Nach dem, was man bisher wisse, kämen Hautausschläge zudem im Verlauf der Erkrankung meist recht spät.

Gelten Hautreaktionen also ab sofort als mögliches Anzeichen für eine Corona-Infektion? Dr. Zinn erklärt: „Wir müssen natürlich beobachten, ob das ein spezifisches, auch häufiges Symptom oder eher ein seltener Nebeneffekt ist. Wenn das häufiger vorkommt, kann man es sicher als ein Symptom werten. Dafür ist es momentan aber noch zu früh.“ So sieht es auch Dr. Specht: „Es gibt kein bestimmtes Datum für neue Symptome, die lernt man jetzt gerade. Die Kenntnislage verändert sich ständig – wenn der Verdacht sich erhärtet, werden Hautveränderungen sicher als Symptom aufgeführt werden.“

Covid-19 könnte auch Blutgerinnung beeinflussen

Bisher war bekannt, dass die durch das Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 hauptsächlich die Lunge befällt. Laut dem Robert Koch-Institut könnten aber auch andere Organe und die Blutgerinnung betroffen sein. Mehr zu den neuen Erkenntnissen können Sie hier nachlesen. Wir haben außerdem Dr. Zinn, Direktor des Hygienezentrums Bioscientia gefragt, welche langfristigen Folgen eine Infektion mit dem Coronavirus haben kann.

RTL.de-Doku: Wettlauf mit dem Virus - wie besiegen wir Corona?

Im zweiten Teil der RTL.de-Doku "Stunde Null - Wettlauf mit dem Virus" stellen wir die Frage: Wie besiegen wir Corona? Dafür gleichen die Autoren die verschiedenen Maßnahmen einzelner Länder rund um den Globus mit den aktuellen Empfehlungen von Forschern ab.

Playlist: Alle aktuellen Videos rund um die Corona-Krise