„Gelegenheit macht Mörder“

Nach Wiesbaden: Bekommt nun auch Kassel eine Waffenverbotszone?

Zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens gilt in einigen Teilen Wiesbadens die sogenannte „Waffenverbotszone“ – Glasflaschen, Baseballschläger, Messer, Schusswaffen und Co. sind hier dann tabu. Aber sollte das nicht selbstverständlich sein? Was in Wiesbaden bereits seit drei Jahren gilt, soll nun auch in Kassel umgesetzt werden. Was dafür und was dagegenspricht, sehen Sie im Video.

Mehr Sicherheit durch die Waffenverbotszone?

Seit Anfang 2019 gibt es die Waffenverbotszone in Wiesbaden. Wer hier unerlaubterweise gefährliche Gegenstände mit sich herumträgt, kann mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro bestraft werden. Das Ordnungsamt darf hier Menschen ohne Anlass auf Waffen kontrollieren. Und tatsächlich scheint das zu wirken: In Wiesbaden konnten nach Angaben des Innenministeriums bis Ende vergangenen Jahres 172 verbotene Waffen in den Straßen und auf den Plätzen der mit Hinweisschildern markierten Zone sichergestellt werden. Darunter waren 137 Messer.

04.08.2022, Hessen, Wiesbaden: Neben Überwachungskameras weist ein Sonderzeichen mit durchgestrichenen Symbolen nahe des Wiesbadener Platz der Deutschen Einheit auf ein Verbot von Waffen und gefährlichen Gegenständen von Montag bis Sonntags von 21 bis 5 Uhr hin. Die Kriminalitätsbelastung geht in Hessen von Jahr zu Jahr zurück. Dennoch klagen weiterhin Bürger gerade in den Städten über «Angsträume», schummerige Orte, an denen sie sich bedroht fühlen. Um für mehr Sicherheit in der Bevölkerung zu sorgen, hatte Wiesbaden Anfang des Jahres 2019 die erste Waffenverbotszone in Hessen geschaffen. (zu dpa "Kassel prüft Einrichtung von Waffenverbotszone") Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Seit 2019 sind in einigen Teilen Wiesbadens Waffen und gefährliche Gegenstände verboten.
ade jai, dpa, Arne Dedert

Polizei: „Gelegenheit macht Mörder“

Hinter der Errichtung solcher Zonen steckt ein ernster Gedanke, wie uns der Präsident des Polizeipräsidiums Westhessen, Felix Paschek, erzählt: „Der Kriminalist sagt: Gelegenheit macht Diebe. Und in diesem Fall ist es eigentlich noch schlimmer. Hier macht Gelegenheit Mörder. Wenn ich ein Messer dabeihabe, dann ist die Verlegenheit groß, es auch in einer Konfliktsituation zu benutzen.“

Wenn Menschen aber aufgrund des drohenden Bußgeldes erst gar keine gefährlichen Gegenstände mit sich führen, gingen Auseinandersetzungen in der Regel glimpflicher aus.

Arne Dedert
Jens Mohrherr, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), merkt an, dass Waffenverbotszonen auch mit höherem Druck für das Personal einhergehen. Foto: Arne Dedert/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur
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Kommt die Waffenverbotszone in Kassel?

In Kassel gibt es nach Angaben des Innenministeriums konkrete Prüfungen für die Einführung von Waffenverbotszonen. Der Hintergrund für die Einrichtung der Waffenverbotszone in Wiesbaden war eine deutliche Zunahme von Vorfällen mit Messern, die die Polizei über Jahre in Kriminalstatistik dokumentierte.

Wirklich konkrete Pläne gibt es aber noch nicht, darüber hinaus sorgen solche Zonen auch für Kritik. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP bleibe es abzuwarten, ob Wiesbaden wirklich eine Vorbildfunktion für Hessen einnehmen könne. Die Einrichtung dieser Verbotszonen bedeute auch, dass entweder Polizisten von anderen Orten abgezogen oder mehr eingestellt werden müssten. “Mehr Kontrolldruck bedeutet auch mehr Personal“, sagt GdP-Landeschef Jens Morherr. (dgö/kmü/dpa)