„Gelegenheit macht Mörder“
Nach Wiesbaden: Bekommt nun auch Kassel eine Waffenverbotszone?
Zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens gilt in einigen Teilen Wiesbadens die sogenannte „Waffenverbotszone“ – Glasflaschen, Baseballschläger, Messer, Schusswaffen und Co. sind hier dann tabu. Aber sollte das nicht selbstverständlich sein? Was in Wiesbaden bereits seit drei Jahren gilt, soll nun auch in Kassel umgesetzt werden. Was dafür und was dagegenspricht, sehen Sie im Video.
Mehr Sicherheit durch die Waffenverbotszone?
Seit Anfang 2019 gibt es die Waffenverbotszone in Wiesbaden. Wer hier unerlaubterweise gefährliche Gegenstände mit sich herumträgt, kann mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro bestraft werden. Das Ordnungsamt darf hier Menschen ohne Anlass auf Waffen kontrollieren. Und tatsächlich scheint das zu wirken: In Wiesbaden konnten nach Angaben des Innenministeriums bis Ende vergangenen Jahres 172 verbotene Waffen in den Straßen und auf den Plätzen der mit Hinweisschildern markierten Zone sichergestellt werden. Darunter waren 137 Messer.

Polizei: „Gelegenheit macht Mörder“
Hinter der Errichtung solcher Zonen steckt ein ernster Gedanke, wie uns der Präsident des Polizeipräsidiums Westhessen, Felix Paschek, erzählt: „Der Kriminalist sagt: Gelegenheit macht Diebe. Und in diesem Fall ist es eigentlich noch schlimmer. Hier macht Gelegenheit Mörder. Wenn ich ein Messer dabeihabe, dann ist die Verlegenheit groß, es auch in einer Konfliktsituation zu benutzen.“
Wenn Menschen aber aufgrund des drohenden Bußgeldes erst gar keine gefährlichen Gegenstände mit sich führen, gingen Auseinandersetzungen in der Regel glimpflicher aus.

Kommt die Waffenverbotszone in Kassel?
In Kassel gibt es nach Angaben des Innenministeriums konkrete Prüfungen für die Einführung von Waffenverbotszonen. Der Hintergrund für die Einrichtung der Waffenverbotszone in Wiesbaden war eine deutliche Zunahme von Vorfällen mit Messern, die die Polizei über Jahre in Kriminalstatistik dokumentierte.
Wirklich konkrete Pläne gibt es aber noch nicht, darüber hinaus sorgen solche Zonen auch für Kritik. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP bleibe es abzuwarten, ob Wiesbaden wirklich eine Vorbildfunktion für Hessen einnehmen könne. Die Einrichtung dieser Verbotszonen bedeute auch, dass entweder Polizisten von anderen Orten abgezogen oder mehr eingestellt werden müssten. “Mehr Kontrolldruck bedeutet auch mehr Personal“, sagt GdP-Landeschef Jens Morherr. (dgö/kmü/dpa)