DLRG-Experte erklärt, worauf es ankommtNach schrecklichen Todesfällen: Wann darf mein Kind alleine ins Schwimmbad oder zum Badesee?

136 Todesfälle beim Schwimmen und Baden hat es seit Beginn der Badesaison bereits gegeben. Unter den Opfern: viele Kinder und Jugendliche. Wie schwimmfest müssen Kinder sein, um sie schon alleine und vor allen Dingen bedenkenlos in Richtung Schwimmbad oder Badesee ziehen zu lassen? Ein Experte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. gibt Auskunft.
Im Schwimmbad gilt meist ein Mindesalter von 7 Jahren
Sie waren erst sieben und neun Jahre alt. Am frühen Donnerstagabend (25.8) wurden zwei Kinder im Naturfreibad am Rursee als vermisst gemeldet. Wenig später findet man sie leblos im Wasser. Und obwohl die beiden zunächst reanimiert werden, sterben sie anschließend in Krankenhäusern. Nicht der einzige Vorfall mit Kindern und Jugendlichen diesen Sommer. Besorgte Eltern fragen sich: Ab wann kann ich mein Kind guten Gewissens allein zum Baden fahren lassen? Der Gesetzgeber macht da keine Vorgaben. Im Hinblick aufs Schwimmbad legen Kommunen und Schwimmbadbetreiber das Mindestalter für Kinder selbst fest. Meist liegt das bei sieben Jahren.
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DLRG: "Schwimmabzeichen in Bronze sollte es schon sein"
Dass Kinder schon schwimmen können sollten, versteht sich dabei natürlich von selbst. Aber ab wann reichen die Schwimmfähigkeiten für solide Sicherheit im Wasser schon aus? "Der Freischwimmer, also das deutsche Schwimmabzeichen in Bronze, sollte es schon sein", sagt uns Martin Holzhause von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG). "Das Seepferdchen ja ist nur zur Motivation der Schwimmschüler gedacht."
Zudem komme es bei der Frage auch darauf an, wohin es denn zum Schwimmen gehen soll. Denn im Schwimmbad, wo der nächste Bademeister nie weit ist, herrschen ganz andere Bedingungen als im Meer, in Badeseen oder gar in Fließgewässern. Bei letzteren gilt ab einer gewissen Breite und Fließgeschwindigkeit ohnehin: Baden ist lebensgefährlich.
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Gefahren und eigene Grenzen kennen
Abseits des Schwimmbads sollten Eltern auch mit einem sicher schwimmenden Kind das Gewässer erst einmal erkunden und auf Gefahren hinweisen, erklärt uns der DLRG-Experte. Im Meer sind es gefährliche Strömungen, in Badeseen Hindernisse im Wasser oder Kaltwasserströmungen. „Grundsätzlich empfiehlt die DLRG, nur an bewachten Orten zu baden“, sagt Holzhause. Dann sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass Hilfe schnell zur Stelle ist. „Oder zumindest Seen aussuchen, die stark frequentiert sind.“ Auch das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass im Notfall geholfen wird.
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Wichtig ist auch, das zeigten die Badeunfälle mit Todesfolge ebenfalls: Die eigenen Fähigkeiten und Grenzen zu kennen. „Oft ist es die Unbedarftheit der Schwimmer, die ihre Fähigkeiten falsch einschätzen, die zu den Unfällen führen“, sagt Holzhause uns. Wenn dann auch noch Hitze und Alkohol hinzukommen, können Kreislaufprobleme zu fatalen Folgen führen.