Eltern aufgepasst!

Das sind die 5 schlimmsten Fehler beim Schwimmen lernen

Ein kleines Mädchen lernt im Wasser das Schwimmen mit einer erwachsenen Aufsichtsperson.
Wenn Kinder schwimmen lernen, gibt es einige Dinge die Sie als Eltern beachten müssen.
Getty Images, microgen

Schwimmen lernen ist wichtig für Eltern und Kind

Als Eltern hat man stets neue Aufgaben vor sich, die es zu bewältigen gilt. Dazu zählt auch das Antrainieren bestimmter Fähigkeiten, die unser Nachwuchs erlernen soll, wie zum Beispiel das sichere Schwimmen im kühlen Nass.

Doch bevor man seinem Kind das Schwimmen beibringen kann, steht man nicht nur vor einer großen Herausforderung, sondern auch vor einigen Fragen: In welchem Alter sollte man anfangen? Was, wenn mein Kind zu viel Angst vorm Wasser hat? Was sollte unbedingt vermieden werden?

Ab diesem Alter kann die Arbeit beginnen

Zunächst einmal gilt es, das Kind mit dem Wasser vertraut zu machen. Ohne diesen wichtigen, ersten Schritt geht nämlich gar nichts. So sammeln die Kinder schon als Babys oder im Kleinkindalter beispielsweise beim Baden erste Erfahrungen und lernen mit dem Wasser um sich herum zu experimentieren. Wenn Sie sich schon in ein echtes Schwimmbad wagen wollen, geht das im Kleinkindalter.

1. Überraschung: Diese Schwimmtechnik sollten Kinder zuerst erlernen

Wenn es dann vielleicht schon in jungen Jahren das erste Mal ins Schwimmbad geht, damit die Sprösslinge mit dem Wasser vertraut gemacht werden, liegt das Offensichtlichste auf der Hand: Richtig schwimmen können sie in dem Alter natürlich noch nicht.

Besonders das Brustschwimmen ist am Anfang eine echte Herausforderung für das Kind, weil der Kopf im Verhältnis zum restlichen Körper noch zu groß ist, um ihn vollständig über Wasser halten zu können. Das Brustschwimmen wird häufig mit „richtig schwimmen“ gleichgesetzt und ist eine der ersten Schwimmvarianten, die von den Kindern verlangt wird. Obwohl diese für die Bewegungen von Armen und Beinen noch gar keine motorischen Voraussetzungen entwickelt haben!

Besser: Lieber zuerst das Rückenkraulen erlernen. Das geht ab einem Alter von 4 ½ bis 5 Jahren. Das Kind kann sich seine Technik selbst erarbeiten und wird dadurch nicht in seiner natürlichen Entwicklung gestört. Verabschieden Sie sich also von der Vorstellung, dass das richtige Schwimmen vor allem Brustschwimmen ist. Geben Sie Ihrem Kind lieber einen Raum, in dem es sich entfalten und eigene Fähigkeiten erarbeiten kann.

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Was eine Schwimmschulen-Inhaberin rät

Dr. Mynia Deeg-Neuhaus betreibt eine Online-Schwimmschule und bietet dort Kurse an, damit Kindern das sichere und richtige Schwimmen beigebracht wird. Auch sie stimmt der Aussage zu, dass Kinder vor allem anhand natürlicher Bewegungen, die sie im besten Fall schon durch ihren Alltag kennen, schwimmen lernen. Die Bewegungen beim Brustschwimmen gehören da nicht dazu. Am leichtesten fällt Kindern das Kraulen auf dem Rücken: „Die Kinder bewegen sich alleine mit Hilfe der Beine vorwärts und müssen sich keinerlei Gedanken um ihre Atmung machen“, so Deeg-Neuhaus.

Für die Betreiberin der Schwimmschule, die selbst Mutter von drei Kindern ist, ist es ebenfalls wichtig, dass die Kinder sich einfach über Wasser halten können: „Gerade bei kleineren Kindern muss es zunächst keine klassische Technik sein. Einfach machen lassen, sodass sich ein eigener Beginner-Schwimmstil entwickelt. Wenn die Kinder dann ins Wasser fallen, können sie sich so direkt über Wasser halten und sich retten.“

2. Schwimmflügel helfen nicht immer

Ein kleiner Junge steht am Beckenrand eines Schwimmbads und zeigt seine starken Armmuckis. An seinen Armen trägt er Schwimmflügel.
Schwimmflügel: Sind wichtig und können Leben retten, sollten aber nicht den Lernfluss der Kinder hemmen.
Marijana Vasic, fotostorm

Klar, Schwimmflügel und Co. konnten vermutlich schon einige tragische Unglücke verhindern. Trotzdem ist es vonnöten, sein Kind zu jeder Zeit zu beaufsichtigen. Nie kann man sich als Elternteil blind auf Auftriebhilfen dieser Art verlassen.

Was außerdem wichtig ist: Kids sollten im Wasser nicht jedes Mal von ihren Schwimmflügeln gerettet beziehungsweise behindert werden. Besser ist es, wenn sie auch mal die Erfahrung des Untergehens machen dürfen. So kann das Kind nämlich die Erfahrung des Auftriebs sammeln, was tatsächlich das grundlegendste Element ist, um sich am Ende im Wasser sicher zu fühlen. Wiegt es sich stets mit Schwimmflügeln in Sicherheit und wird stets an der Wasseroberfläche gehalten, bleibt ihm diese wichtige Fertigkeit vorenthalten.

Lernt das Kind im Wasser das „auf den Händen laufen“, erfährt es die Kraft des Auftriebs. Diese Schritte geht es ganz allein, am Ende findet es womöglich noch die kraftsparendste Art sich im Wasser fortzubewegen: das Schwimmen – beziehungsweise die ersten schwimmähnlichen Bewegungen. Wenn Sie sich am See oder Meer mit Ihrem Kind im Wasser ohne Schwimmflügel zu unsicher fühlen, gehört Ihr Kind noch nicht ins Wasser.

Ein weiterer Tipp: Dem Kind die Schwimmflügel im flachen Wasser für etwa 10 Minuten abnehmen. So entwickelt es ein besseres Gefühl für das nasse Element und kann einfach mal im Wasser verweilen und sich ausprobieren.

Lese-Tipp: So lernen Kinder in nur einer Woche schwimmen

3. Keinen Druck ausüben!

Beim Schwimmunterricht oder bei den ersten Besuchen im Schwimmbad werden Sie vermutlich schnell bemerken, dass ihr Nachwuchs wenig Lust darauf hat, den kompletten Kopf nasszumachen – außer ihr Kind ist eine echte Wasserratte. Wichtig ist es deswegen, dem Kind Zeit zu geben. Sollte es zögern, mit dem Kopf ins kühle Nass einzutauchen, drängen Sie es nicht. Was im Voraus Abhilfe schaffen kann: das Sich-Selbst-Begießen. Auch wenn diese Methode zunächst sehr banal erscheint, kommt das Kind so auch am Kopf in Berührung mit dem Wasser. Und merkt dann, wie es ist, wenn die Tropfen auch übers Gesicht laufen oder was passiert, wenn etwas in die Augen oder Ohren gelangt – ohne aber dem Wasser sofort vollständig ausgeliefert zu sein.

An dieser Stelle des Schwimmenlernens ist besonders viel Geduld gefragt. Und das ist wichtig, denn: Setzen Sie weder sich selbst noch Ihr Kind unter Druck, etwas schnell erlernen zu müssen. Sicher und richtig schwimmen zu können, braucht Zeit! Zudem ist jedes Kind individuell.

4. Das Kind ruhig auch mal machen lassen

Etwas, was Sie als Elternteil ebenfalls beherzigen sollten, ist das Verzichten auf jegliche Anweisungen oder Motivationsversuche. Wenn Ihr Kind bereit ist für die ersten Erfahrungen und Schwimmversuche im Wasser, wird es Ihnen schon Bescheid geben. Sie sollten daher eher in die Rolle des Beobachters oder Begleiters verfallen, in unmittelbarer Nähe bleiben und eingreifen, wenn es sein muss. Zwischendurch kleine Impulse zu geben und Dinge vorzumachen, sei laut Schwimmschulen-Inhaberin Deeg-Neuhaus allerdings in Ordnung. Im Gegenteil: „Eltern haben schon Verantwortung und sollten führen, vor allem wenn die Kinder sich als wasserscheu entpuppen.“

Am Anfang, wenn Ihr Kind noch nicht schwimmen kann, gibt es Möglichkeiten, wie es nicht nur erste Erkenntnisse im Wasser sammelt, sondern auch, wie es sich fortbewegen kann. Das geschieht entweder über das Entlanghangeln am Beckenrand oder an den Trennseilen. In Stehtiefe können sie spielen und ganz nebenbei ihre Bewegungsabläufe üben. Das ist besser, als die Kinder direkt mit Schwimmflügel in tieferen Gewässern treiben zu lassen. So bewegen sie sich auf den ersten Blick vielleicht besser fort, lernen tun sie dabei jedoch reichlich wenig.

Lese-Tipp: Was Eltern bei Schwimmdefiziten tun können

5. Dem Kind ein positives Verhältnis zum Wasser verschaffen

Ibo und Sabrin planschen am Montag (23.07.2012) im Wasser im Prinzenbad in Berlin. Viele Berliner genießen nach der Schlechtwetterperiode die Sonne. Foto: Britta Pedersen dpa/lbn  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Dass Kinder im Wasser und beim Schwimmen lernen Spaß haben, steht an vorderster Stelle.
dpa, Britta Pedersen

Wichtig ist es, dass das Kind Spaß und Freude am Schwimmen findet. Der Druck, nach nur wenigen Kurseinheiten direkt das Seepferdchen bestehen zu müssen, ist oftmals zu groß. Was am Ende dabei rauskommt? Traumatisierte Kinder, die womöglich nie wieder einen Fuß ins Schwimmbad setzen wollen und Kinder, die nicht schwimmen, sondern sich eher über Wasser halten können.

Lieber Zeit nehmen, die Kinder im Hintergrund beaufsichtigen und einspringen, wenn Sie als Eltern gebraucht werden. So entsteht emotionale Sicherheit.

Diesen Tipp möchte die Inhaberin der Schwimmschule mit auf den Weg geben

Kinder sitzen beim Schwimmunterricht im Wasser. Foto: Georg Wendt/dpa/Archivbild
Schwimmen ist nicht nur im Sommer ein Thema, sondern auch im Winter.
deutsche presse agentur

Im Sommer kommt das Thema Schwimmen vermehrt auf. Eltern ist es wichtig, dass ihre Sprösslinge sich sicher im Wasser fortbewegen. Zumal der Sommer auch die Hochsaison der Badeunfälle ist.

Aber: Wieso sich erst im Sommer mit dem Thema auseinandersetzen? „Im Winter lernen Kinder Schwimmen. Der Sommer ist aufs ganze Jahr betrachtet recht kurz, es gibt immer noch etwa 6 bis 7 Monate im Herbst und Winter, wo kaum jemand über das Schwimmen spricht. Aber gerade zu dem Zeitpunkt kann super daran gearbeitet werden“, sagt Dr. Mynia Deeg-Neuhaus. Ihre klare Botschaft lautet: Jetzt aufpassen und den Rest des Jahres üben, üben, üben. (vdü)