„Es hätte jeden treffen können"
Nach Giftanschlag auf Uni: Kanzler der TU Darmstadt ringt um Fassung
Manfred Efinger, Kanzler der Technischen Universität Darmstadt, ringt mit seinen Gefühlen, als er nach dem Giftanschlag in einem der Uni-Gebäude vor die Presse tritt. „Die ganze Universität ist wirklich zutiefst betroffen“, sagt er, senkt den Blick und muss tief durchatmen. Sieben Menschen hatten am Montag Vergiftungssymptome, nachdem sie offenbar in einer Teeküche vergiftete Getränke zu sich genommen hatten. Sein emotionales Statement zeigen wir im Video.
Uni-Mitarbeiter in Angst nach dem Giftanschlag
Viele Mitarbeiter der Universität hätten nun Angst, erklärte Efinger. Er könne das gut verstehen. „Wir versuchen, die Beschäftigten so intensiv wie möglich mit sachlichen Informationen zu versorgen“, erklärte der Kanzler. Aber der Anschlag ist für ihn genauso rätselhaft wie für die Mitarbeiter. „Wir wissen nicht, wer das war“, erklärt der Kanzler. „Es hätte jeden treffen können, der sich in diesem Gebäude aufgehalten hat.“ Die Uni habe keine Drohungen erhalten. Dass jemand ohne jede Vorwarnung Getränke vergifte, mache alle fassungslos.
Die Polizei geht davon aus, dass am Wochenende mehrere Milchpackungen und Wasserbehälter vorsätzlich mit einem gesundheitsschädlichen Stoff versetzt wurden. Sieben Menschen ging es danach plötzlich schlecht – sechs mussten sogar im Krankenhaus behandelt werden. Inzwischen soll es aber allen wieder besser gehen. „Große Erleichterung“, twitterte die Universität. Auch die letzten beiden Betroffenen seien aus dem Krankenhaus entlassen worden.
Teeküchen der Uni vorwiegend für Mitarbeiter gedacht
Ein 30 Jahre alter Studierender befand sich zunächst in einem kritischen Zustand, der sich laut Polizei aber stabilisierte. Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft, Robert Hartmann, hatte vorübergehend akute Lebensgefahr bestanden.
Der Kanzler der Universität erklärte nun, dass die Teeküchen vorwiegend für die Mitarbeiter der Universität gedacht seien. Er fügte aber auch hinzu: „Eine Universität ist eine offene Einrichtung“. Weil in dem Gebäude ein älteres Schließsystem installiert sei, könne man auch nicht nachvollziehen, wer genau das Gebäude im Laufe des Wochenendes betreten habe.

Oberbürgermeister von Darmstadt fordert schnelle Aufklärung
Auch Jochen Partsch, Oberbürgermeister von Darmstadt, zeigte sich erschüttert nach dem Giftanschlag auf das Uni-Gebäude, den er als „erschreckend“ bezeichnete. „Die gesamte Stadt steht hinter der TU und vor allem den Opfern, die sich unserer Unterstützung und Solidarität sicher sein können“, versprach er. Partsch forderte außerdem schnelle Aufklärung des Falles. „Die Sicherheit der weiteren Studierenden und Beschäftigten der TU muss garantiert sein.“ (dpa/jgr)