28-jähriger Syrer wegen Terrorverdachts in Hamburg verhaftet

Nachbar schockiert, aber nicht überrascht: "Jetzt sieht man die Konsequenzen"

von Kai Ziemen und Dania Maria Hohn

Die Nachbarn stehen unter Schock – sind aber nicht überrascht!
Weil er einen Sprengstoffanschlag geplant und vorbereitet haben soll, ist ein 28-jähriger Syrer am Dienstagmorgen in einer Hamburger Wohnung festgenommen worden. Einige Bewohner des Hauses sind schockiert darüber, Tür an Tür mit einem Terrorverdächtigen gelebt zu haben – zum Teil aber auch wenig überrascht!

Terrorverdächtiger in Hamburg festgenommen: Anwohner berichtet über die Wohnsituation

Ein Hausbewohner berichtet im Gespräch mit RTL über die "hotelähnliche" Wohnsituation im Haus.
Ein Hausbewohner berichtet im Gespräch mit RTL über eine "hotelähnliche" Wohnsituation im Haus.
RTL Nord

„Das kommt dabei raus, wenn es eine Wohnung im Haus gibt, in der man nicht weiß, wer drin wohnt“, sagt Adrian Geiges im Interview mit RTL. Er wohnt in demselben Altbau im Hamburger Stadtteil Sankt Georg, in dem Spezialkräfte der Bundespolizei am Dienstag einen 28-Jährigen festnahmen. Das Problem sei hausgemacht, schildert er: „Die Wohnstruktur ist, dass der Eigentümer vermietet hat an eine Firma, die wiederum die Wohnungen in kleine Einheiten von zehn Quadratmetern aufgeteilt hat und die zu 50€ pro Quadratmeter als möblierte Wohnung vermietet“, so der Anwohner. „Das kann sich natürlich kein normaler Mensch auf Dauer leisten. Deswegen wechseln die Leute die da wohnen alle zwei, drei Monate.“

Anwohner wurde um 6 Uhr von lautem Knall geweckt

Ein Anwohner wurde frühmorgens um 6 Uhr von einem lauten Knall geweckt.
Ein Anwohner wurde frühmorgens um 6 Uhr von einem lauten Knall geweckt.
RTL Nord

Das Problem um diesen „hotelähnlichen Betrieb“ in der betroffenen Wohnung sei demnach nicht neu, erzählt Geiges weiter. Hausbewohner hätten sich demnach bereits in der Vergangenheit an das Bezirksamt gewandt und beschwert. „Es ist leider bisher nichts passiert und jetzt sieht man die Konsequenzen.“

Ein anderer Hausbewohner lebt erst seit einem Monat in dem Haus und hörte am Dienstagmorgen gegen sechs Uhr einen lauten Knall. „Dann bin ich kurz aus dem Schlaf hochgeschreckt. Aber danach war auch nichts Weiteres, ein Knall, ich bin aufgewacht und danach nochmal anderthalb Stunden weitergeschlafen“, erzählt der Student im Interview. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: GSG-9 Einsatzkräfte verschafften sich da gerade Zugang zur Wohnung des Tatverdächtigen in dem Hamburger Mietshaus.

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Terrorismus-Experte: Deutschland "immer noch auf Hinweise aus dem Ausland angewiesen"

Wie Bundeskriminalamt, des Landeskriminalamt Hamburg und die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag Hamburg mitteilen, sind die Behörden auf den 28-jährigen Hauptverdächtigen aufmerksam geworden, nachdem dieser seit einigen Wochen über die Onlineplattform Ebay und andere Anbieter Grundstoffe zur Herstellung sprengfähigen Materials erworben hatte.

Lese Tipp: Terror-Verdächtiger von Castrop-Rauxel bleibt auf freiem Fuß

Im Gespräch mit RTL sagt Terrorismus-Experte Peter Neumann: Vermutlich habe ein Tipp aus dem Ausland auf die mutmaßlichen Terroristen aufmerksam gemacht. „In allzu vielen Fällen ist es leider so, dass die deutschen Sicherheitsbehörden immer noch auf Hinweise aus dem Ausland angewiesen sind. Typischerweise sind es die Amerikaner, die dann irgendwas abfangen durch ihre Abhörmethoden und dann den Deutschen Bescheid sagen“, so Neumann.

Keine Hinweise auf konkretes Anschlagsziel

Der Terrorismus-Experte ergänzt im Gespräch mit RTL: „Ich glaube, die Polizei hat zu einem guten Zeitpunkt eingeschritten. Es war schon klar, dass die etwas machen wollten. Deswegen haben sie sich die Materialien versucht zu besorgen.“ Nach Neumanns Einschätzung hätte es wahrscheinlich noch gedauert, bis es tatsächlich zur Ausführung einer Tat gekommen wäre. Auch die Generalstaatsanwaltschaft spricht am Dienstag davon, es habe keine Hinweise auf ein konkretes Anschlagsziel gegeben.