Kinder zum Essen gezwungen und gewaltsam festgehalten

Nach erschreckenden „Team Wallraff“-Szenen: Was hat sich in Deutschlands Kitas geändert?

Diese Bilder gingen nicht nur Eltern nahe!
In der letzten „Team Wallraff“-Reportage zeigten erschütternde Undercover-Aufnahmen, wie grob teilweise in manchen Kitas mit den Kleinsten umgegangen wird. Wie haben die betroffenen Einrichtungen reagiert, und was hat sich seit der Ausstrahlung dieser Szenen in Deutschlands Kitas getan?

Kita kündigt Erzieherin und wechselt Träger

Ihr Verhalten sorgte für Empörung und jede Menge Diskussionen: In einer Kita in Süddeutschland zwang Erzieherin Beate* Kinder teils zum Essen, einen einjährigen Jungen ließ sie minutenlang ohne Trost weinen, einen Zweijährigen hielt sie gewaltsam mit ihren Beinen umklammert am Boden fest. Der Psychiater und Traumaspezialist Lutz-Ulrich Besser erklärte bei Ansicht der Aufnahmen, ein solches Verhalten sei „absolut schädlich für die Kinder“.

Zwei ehemalige Kolleginnen äußerten in der Reportage bereits ihre Bedenken über die Erziehungsmethoden von Beate. Nach Ausstrahlung der Sendung haben sich fünf weitere ehemalige Mitarbeiterinnen der Kita bei „Team Wallraff“ gemeldet, die die beobachteten Zustände ebenfalls bestätigten. Drei von ihnen haben Anzeige gegen Beate erstattet.

Nach der Ausstrahlung von „Team Wallraff“ haben viele Eltern ihre Kinder aus der betroffenen Einrichtung genommen. Und schließlich zog auch die Verwaltung Konsequenzen: „‚Beate‘ wurde gekündigt. „Uns liegen keine Informationen vor, was sie heute macht“, so die Aufsichtsbehörde. Am 1. Januar 2024 wurde die Kita von einem neuen Träger übernommen.

Aufsichtsbehörde startet Kita-Kampagne

Auch im Fall einer weiteren Kita, über die „Team Wallraff“ berichtete, kam Bewegung in die Sache – hier hatte Undercover-Reporterin Alesia beobachtet, wie sich einige Mitarbeiterinnen vor dem Wickeln der Kleinen zu drücken schienen und die Kinder aus zweifelhaften Gründen zurück nach Hause schickten. Die Aufsichtsbehörde ist seitdem mit RTL in Kontakt und erklärt:

„Für die Einrichtung (…) wurden in Zusammenarbeit mit dem Träger qualitätssichernde Maßnahmen eingeleitet. In beiden Fällen stehen die zuständigen Aufsichten im engen Kontakt mit den Trägern.“

Aus beiden Kitas seien bisher keine weiteren Beschwerden oder Meldungen bei der Aufsichtsbehörde eingegangen. Darüber hinaus sei eine Kampagne für alle Kitas der Stadt in Angriff genommen worden, „die dafür wirbt, dass Eltern und Personal sich jederzeit uns als Aufsicht wenden können.“

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„Team Wallraff“-Reportage wird zu Lehrgrundlage in Schulen

Dass die Qualitätsdebatte sehr ernst genommen wird, zeigen auch die vielen Kitas, die sich nach der Sendung proaktiv bei „Team Wallraff“ gemeldet haben: „Mehrere Schulen benutzen unseren Film als Grundlage für ihre Studierenden, um Fehlverhalten zu verdeutlichen“, erklärt Reporterin Alesia. „Viele Einrichtungen hinterfragen und reflektieren sich selbst, sie wollen ihre Konzepte zum Schutz der Kinder weiterentwickeln.“

So veranstaltete etwa auch das Erzbischöfliche Berufskolleg Köln eine Podiumsdiskussion – das Thema: „Kita-Missstände - auch ein Thema für uns!?!“ Über zwölf Klassen angehender Erzieherinnen und Erzieher, Kindheitspädagoginnen und -pädagogen sowie Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger nahmen daran teil. Gemeinsam mit Reporterin Alesia, einer Psychologin, Lehrkräften und Leiterinnen und Leitern von Einrichtungen sprachen sie darüber, wie wichtig die eigene Haltung ist, um Kindern ein sicheres Umfeld bieten zu können.

Die Kita Bergfelderweg in Dresden sorgt mit ihren preisgekrönten Erziehungsmaßstäben für Hoffnung. Auch dort gingen nach der „Team Wallraff“-Ausstrahlung einige Meldungen von anderen Einrichtungen ein – sie wollen das offene Konzept der Betreuung übernehmen.

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*Name von der Redaktion geändert

„Team Wallraff – Reporter undercover“ auf RTL+

Die ganze „Team Wallraff“-Reportage „Undercover in Kitas – was passiert mit unseren Kindern?“ steht auf RTL+ zum Abruf bereit. (rka)