27-Jährige in Mailand wegen schwerer Kindesmisshandlung verhaftet
Schlimme Hautverletzungen bei Kleinkind: Mutter sprüht ihre 17 Monate alte Tochter immer wieder absichtlich mit Deo ein
Immer wieder sucht eine 27-jährige Mutter mit ihrer 17 Monate alten Tochter Krankenhäuser in der Lombardei auf. Zunächst wegen eines Virus, dann wegen Hautausschlägen, die die Kleine immer wieder quälen. Immer wieder werden Mutter und Tochter ohne Befund entlassen. Erst in einer Klinik in Mailand hegten die Ärzte schließlich einen schlimmen Verdacht.
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Mutter misshandelt Kind: Bluttests ergaben hohe Aluminiumwerte bei dem Mädchen
Denn dort sahen die Ärzte genau hin. Bluttests des Kleinkindes ergaben seltsam hohe Aluminiumwerte – eine natürliche Erklärung schlossen die Mediziner schnell aus. Doch das Leichtmetall ist immer noch häufig in Deodorants enthalten. Der Verdacht der Ärzte: Die Mutter würde ihr Kind diesen Aerosolen aussetzen. Die Mediziner informierten die Polizei.
Aufgrund des Verdachts installierten die Beamten im Krankenzimmer der Mutter sowie im Bad Kameras, berichtet unter anderem der „Corriere della sera“.
Ermittler prüfen die Aufnahmen
Als die Ermittler die Aufzeichnungen überprüfen, sehen sie etwas Unglaubliches: Die Mutter geht mit ihrem Kind und einem Sprüh-Deo ins Badezimmer. Dort soll sie laut Aussage der Polizei das Kind mindestens elf Sekunden lang eingesprüht haben – direkt auf die nackte Haut des Mädchens! In dieser Dosis bei einem kleinen Kind angewendet, können die Deos fatale Folgen haben. Denn darin sind wässrig-alkoholische Lösungen, Parfüm und Treibgase wie Propan, Butan und Isobutan enthalten.
Damit ist die Ursache der schweren Hautverletzungen gefunden. Über Monate soll die 27-Jährige ihre Tochter besprüht haben, so der Stand der Ermittlungen.
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Mutter in Haft: "Ich habe nicht gedacht, dass ich ihr weh tue"
Die Ermittler nehmen die Italienerin daraufhin fest. Die Staatsanwaltschaft teilte mit: „Die 27-Jährige handelte freiwillig und bewusst.“ Und das, obwohl das Kind weinte. Das Deo auf der Haut verursachte offensichtlich Schmerzen, so die Staatsanwaltschaft weiter.
Bei der Festnahme habe die Mutter gesagt: „Jetzt kommt raus, dass ich es war.“ Die 27-Jährige werde aktuell von der Polizei vernommen, heißt es. Sie wurde von der Mailänder Staatsanwaltschaft wegen schwerer Kindesmisshandlung angeklagt. Gegenüber der Polizei soll sie zudem gesagt haben: „Ich habe nicht gedacht, dass ihr ihr weh tue, ich bedauere es sehr. Ich habe nicht gedacht, dass ich dafür verantwortlich bin, dass sie krank ist.“
Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass das Deo von der italienischen Firma Borotalco stammt. Diese stellt ein Italien bei Eltern sehr beliebtes Talkumpuder zur Hautpflege von Babys her.
Im Interview mit RTL gab der Anwalt der 27-Jährigen an, es sei hier zu einer Verwechslung gekommen. Die Mutter, die womöglich an einer Wochenbettdrepression leidet, habe ihr Kind nicht verletzen, sondern ihm helfen wollen. Sie habe mit dem Deodorant und dem Namen der Firma in Verbindung gebracht, dass dies gut für Babys sei. Ersten Berichten zufolge, nachdem die Mutter an einer Form des Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom leiden könnte, bestätigten sich nicht.
Das kleine Mädchen wird italienischen Medienberichten zufolge weiter im Krankenhaus behandelt. In wessen Obhut es später übergeben wird, ist noch nicht klar. Die Mutter befindet sich zurzeit in Haft und auch dem Vater wurde das Sorgerecht erst einmal entzogen. (mca/eon)
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