Unterernährung, Magensonde und künstlicher Darmausgang!
Kranke Mutter manipuliert Ärzte und lässt ihre gesunden Kinder operieren
Unterernährung, Magensonde und künstlicher Darmausgang – weil sie zwei ihrer Kinder unnötigen Operationen ausgesetzt hat, ist eine 34 Jahre alte Frau aus Büren vom Landgericht in Paderborn zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Strafkammer erkannte nach fast zweimonatiger Prozessdauer auf dreifache Misshandlung von Schutzbefohlenen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Die Mutter soll das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom haben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Gesundheitliche Einschränkungen der Kinder nur vorgetäuscht
Die Frau hatte zwischen November 2015 und Oktober 2018 einer Tochter einen künstlichen Darmausgang legen lassen, der anderen eine Magensonde. In beiden Fällen hatte sie die gesundheitlichen Einschränkungen der Kleinkinder, die mit den Eingriffen behoben werden sollten, vorgetäuscht und die behandelnden Ärzte entsprechend manipuliert. Bei der jüngeren Tochter hatte sie nach Überzeugung des Gerichts zudem bewusst eine Unterernährung herbeigeführt, um Ärzte von der Notwendigkeit einer Magensonde zu überzeugen.
Was ist das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom?
Nach Erkenntnissen einer psychiatrischen Gutachterin leidet die 34-Jährige am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom (auch Münchhausen-by-Proxy-Syndrom genannt). Das ist eine Störung, die insbesondere Mütter dazu veranlasst, Beschwerden ihrer Kinder vorzutäuschen, manchmal sogar Symptome durch Verletzungen und Vergiftungen selbst zu erzeugen. Hauptsächlich gehe es den Betroffenen darum, sich als besonders fürsorglich und medizinisch kompetent zu inszenieren.
Das Problem: Das Münchhausen-Stellvertretersyndrom tritt rein statistisch relativ selten auf, dabei gehört es dem Medizinportal „DocCheck“ zufolge wahrscheinlich zu den häufigsten nicht erkannten Leiden, da seine Diagnose ein Detektivspiel für den Arzt darstellt. (dpa/akr)
Lese-Tipp: Mutter zwang Kinder über Jahre in den Rollstuhl: Warum kam sie so lange damit durch?