Mordprozess gegen 21-Jährigen in München

Neuhausen: Lion K. richtete ein Blutbad an, weil er Ex-Freundin für die Trennung "bestrafen" wollte

10.12.2019, Bayern, München: Der wegen Mordes und mehrfachen Mordversuchs angeklagte 21-Jährige (2.v.l.) steht vor Prozessbeginn zusammen mit seiner Anwältin Birgit Schwerdt (l) im Sitzungssaal im Landgericht. Laut Anklage soll der Mann im Sommer 2018 die 25 Jahre alte Schwester seiner Ex-Freundin in der Wohnung der Familie mit einem Messer getötet haben. Auch die Mutter und den 15-jährigen Bruder soll er angegriffen haben. Foto: Sven Hoppe/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde auf Wunsch seiner Anwältin gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Tödlicher Messerangriff - Mordprozess beginnt
shp wst, dpa, Sven Hoppe

Lion K. zeigt keine Regung, als er im Gerichtssaal den Eltern seiner Ex-Freundin gegenübertritt. Blickkontakt meidet er. 13 Seiten lang ist die Anklageschrift. Aber alle Vorwürfe, egal wie grausam, scheinen an dem 21-Jährigen abzuprallen. Im Juni 2018 soll er die Schwester seiner Ex-Freundin Anna-Maria hinterrücks erstochen haben – um seine Ex zu "bestrafen", weil sie sich von ihm trennen wollte. Die junge Frau wollte aus der Beziehung fliehen, nachdem Lion K. sie offenbar wiederholt bedroht, geschlagen und vergewaltigt hatte.

Bevor er ihre Schwester erstach, schrieb er seiner Ex-Freundin: "Ich werde deine Familie töten"

Es ist der Sommer des Jahres 2015, als Anna-Maria und Lion ein Paar werden. Der neue Freund kommt aus schwierigen Verhältnissen, bricht nach der zehnten Klasse die Schule ab – und auch die Beziehung läuft alles andere als glatt. Schon nach zwei Jahren, im Jahr 2017, eine schwere Krise: Lion K. betrügt Anna-Maria, besucht eine Prostituierte.

Der junge Mann gerät immer mehr auf die schiefe Bahn. Er prügelt sich, soll versucht haben, einen Imbiss auszurauben. Die Polizei nimmt ihn ins Visier. Die größte Leidtragende seiner Rohheit ist aber Anna-Maria selbst. Lion K. wird auch in der Beziehung gewalttätig, soll seine Freundin immer brutaler geschlagen und schließlich sogar zwei Mal vergewaltigt haben. Anna-Maria erzählt ihrer Familie nichts davon.

Laut Bild-Zeitung habe Lion über WhatsApp gedroht: "Ich werde deine Familie töten. Du wirst verknüppelt und irgendwo zurückgelassen". Das ist der Tropfen, der das Fass schließlich zum Überlaufen bringt. Anna-Maria hat genug, will sich endlich von Lion trennen. Der aber fühlt sich offenbar gekränkt, will seine Ex-Freundin "bestrafen" – Anna-Maria soll "büßen". So sieht es die Staatsanwaltschaft.

Mord in München: Lion K. wollte die Familie seiner Ex-Freundin aus Rache auslöschen

10.12.2019, Bayern, München: Der wegen Mordes und mehrfachen Mordversuchs angeklagte 21-Jährige steht vor Prozessbeginn im Sitzungssaal im Landgericht. Laut Anklage soll der Mann im Sommer 2018 die 25 Jahre alte Schwester seiner Ex-Freundin in der Wohnung der Familie mit einem Messer getötet haben. Auch die Mutter und den 15-jährigen Bruder soll er angegriffen haben. Foto: Sven Hoppe/dpa - ACHTUNG: Der Angeklagte wurde auf Wunsch seiner Anwältin gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Lion K. (heute 21) soll im Alter von 19 Jahren ein Blutbad angerichtet haben – weil er seine Ex-Freundin für die Trennung bestrafen wollte.
shp wst, dpa, Sven Hoppe

Lion K. fasst den Plan, die Familie seiner Ex-Freundin zu töten. Unter dem Vorwand, seine Sachen abholen zu wollen, klingelt er an einem Nachmittag im Juni 2018 bei der Familie seiner Freundin. Deren Schwester Domenica (25) öffnet die Tür, lässt Lion herein – schließlich kennen sich die beiden schon seit Jahren. Aber statt seine Sachen zu packen, greift sich der junge Mann ein Küchenmesser, die Klinge 27 Zentimeter lang.

Von hinten sticht er auf die wehrlose Domenica ein – heimtückisch und so brutal, dass sogar Knochen brechen. Die junge Frau überlebt die Attacke nicht. Lion wütet weiter, richtet ein Blutbad in der Wohnung seiner Ex-Freundin an. Den Familienhund "Jack" schlitzt er auf, sticht auf die Mutter ein, die wegen des Lärms herbeigeeilt ist. Auch Anna-Marias jüngeren Bruder verletzt er lebensgefährlich.

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Prozess gegen Killer Lion K.: Urteil im Januar erwartet

Dann flüchtet der Killer. Blutverschmiert irrt er durch die Stadt – bis ihn eine Zivilstreife der Polizei auf dem Gehweg entdeckt, überwältigt und festnimmt. Lion K. sitzt seitdem in Haft. Womöglich liegt eine psychische Erkrankung vor – deshalb wurde die Öffentlichkeit vorerst vom Prozess ausgeschlossen.

Dem heute 21-Jährigen, der zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt war, wird nach Jugendstrafrecht der Prozess gemacht. Wegen Drohungen gegen den Angeklagten sind die Sicherheitsvorkehrungen beim Prozess besonders streng, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Das Urteil soll voraussichtlich Ende Januar fallen.