Könnte Frauke Liebs noch leben?
"Polizei hat Chance vertan" - Mutter Ingrid Liebs wirft Ermittlern Schlamperei vor

Nach 17 Jahren gibt sie die Suche nach dem Mörder ihrer Tochter auf!
Im Juni 2006 verschwindet die damals 21-jährige Frauke Liebs. Monate später wird ihre Leiche in einem Wald bei Paderborn gefunden. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. Mutter Ingrid Liebs versucht von Anfang an, die Polizei aktiv zu unterstützen. Doch schon damals hat sie das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, erzählt sie im RTL-Interview. Ein fataler Fehler der Polizei? Denn laut der 70-Jährigen hätte man ihre Tochter zwischen Verschwinden und Tod finden können. Warum sie nun die Suche nach dem Mörder ihrer Tochter aufgibt, lesen Sie hier.
Handydaten lassen Muster von Fraukes Aufenthaltsort erkennen

Im RTL-Interview wirkt sie gefasst: Ingrid Liebs, inzwischen 70 Jahre alt. Seit 17 Jahren ist sie auf der Suche nach dem Mörder ihrer Tochter. Doch die Enttäuschungen über Hinweise von „Wichtigtuern“, die eigentlich nichts zu sagen haben, ist zu groß. Diese können sich über eine Website mit ihr in Verbindungen bringen. Doch die geht am 04.Oktober vom Netz. Denn: Sie hat keine Kraft mehr.
Aber nicht nur die immer wieder enttäuschte Hoffnung auf sinnvolle Hinweise macht ihr zu schaffen. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft anderes, als sie es sich wünscht. Denn schon nach dem Verschwinden ihrer Tochter 2006 sieht sie erhebliche Ermittlungsfehler: “Es hätte vielleicht eine Chance gegeben, Frauke zu finden. Wenn man die Handydaten bis zum Schluss abgefragt hätte, hätte man gesehen, dass es ein ganz klares Muster zu ihrem Aufenthalt gab“, erzählt Ingrid. „Nämlich Gewerbegebiete. Ganz stark, das Gebiet am Dörener Bereich in Paderborn.“
Das ist aber nicht der einzige Punkt, den Ingrid anmerkt. So sollen die Ermittlungen in dem Pub, in dem Frauke sich kurz vor ihrem Verschwinden aufgehalten hat, nicht zeitnah stattgefunden haben. Somit gebe es keine Liste von den Besuchern, die damals vor Ort gewesen sind. Außerdem erzählt sie von Aufnahmen, die die Polizei bei der Beerdigung ihrer Tochter gemacht hat. „Aber die waren auch fehlerhaft, weil man nicht bedacht hat, dass die Kirche zwei Eingänge hat.“ Vermutlich ist die Polizei davon ausgegangen, dass der mutmaßliche Täter dort auftaucht. Auch heute läuft die Zusammenarbeit nicht besser.
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Für Ingrid ist jetzt Schluss
Zurzeit ist die Zusammenarbeit mit der Polizei auf ein Minimum herunter gefahren. In Ingrids Augen eine vertane Chance: „Denn ich glaube, niemand kennt den Fall aktuell besser als ich. Ein Teil der Akten darf sie lesen. Die 70-Jährige wünscht sich aber die komplette Einsicht. „Ich kann es einordnen und zwar viel schneller, als es die Polizei, die nicht so tief in den Fall involviert ist, wie sie es könnte.“ Doch sie differenziert ganz klar zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft: „Der aktuelle Ermittler ist mit sehr vielen Dingen beschäftigt, aber nicht mit Fraukes Fall“. Doch vom Staatsanwalt hat sie einen guten Eindruck: „Seit März 2021 habe ich gefühlt das erste Mal einen Staatsanwalt, den das tatsächlich kümmert, der tatsächlich die Akten gelesen hat und auch wirklich an der Aufklärung interessiert ist.“
Ein Gefühl, das die 70-Jährige nicht täuscht. Denn auf RTL-Anfrage äußert er sich zu dem Fall.„Ich will mich nicht damit abfinden, dass der Mordfall Frauke L., der den Kreis Paderborn nach wie vor bewegt, zu den Akten gelegt wird, so Staatsanwalt Kai Uwe Waschkies. Weiter erklärt er, dass er fest davon überzeugt ist, dass es eine Mitwisserin oder einen Mitwisser gibt, die oder der zur Aufklärung beitragen kann. „Diese Person versuche ich direkt anzusprechen, u. a. über einen Podcast oder die TV-Produktion von SternCrime, die im November 2021 auf VOX gesendet worden ist.“
Außerdem setzt er auf bessere Untersuchungsmöglichkeit von DNA-Spuren in der Zukunft, die Hinweise auf den Täter geben können. Die bisherigen Methoden lieferten kein brauchbares Ergebnis.
Trotzdem ist für Ingrid jetzt Schluss. Sie zieht sich aus der aktiven Suchen nach dem Mörder ihrer Tochter zurück. „Ich hab das Gefühl, bei dem Versuch, die Fehler der Polizei ein bisschen auszubügeln, alles getan zu haben“, sagt Fraukes Mutter. “Ich lasse ein Stück los, indem ich die Homepage abschalte. Und ich denke, dass ich damit ein Stückweit Frieden mit der Situation mache.“
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