Nach 16 Jahren Merkel

Präsidenten Bolsonaro und Erdogan ignorieren Scholz auf G20-Gipfel

30.10.2021, Italien, Rom: Angela Merkel (CDU,r), geschäftsführende Bundeskanzlerin, und Olaf Scholz (SPD), Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat, unterhalten sich während eines bilateralen Treffens mit dem argentinischen Präsidenten Fernandez am Rande eines G20-Gipfels im Konferenzzentrum La Nuvola. Merkels letzer G20-Gipfel hat begonnen. Die nur noch geschäftsführende Regierungschefin nahm am Samstag zusammen mit ihrem Finanzminister und wahrscheinlichen Nachfolger Scholz (SPD) an der Konferenz der wichtigsten Wirtschaftsmächte in Rom teil. Foto: Oliver Weiken/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
G20-Gipfel in Italien
GHY pte nei, dpa, Oliver Weiken

16 Jahre Angela Merkel – das hinterlässt Spuren, auch in der internationalen Politik. Das bekam Vielleicht-Kanzler Olaf Scholz auf dem G20-Gipfel in Rom eindrücklich zu spüren. Denn obwohl er bei einem Gespräch zweier Präsidenten anwesend war, würdigten ihn diese keines Blickes.
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Merkels große Fußstapfen

Angela Merkel gilt immer noch als die mächtigste Frau der Welt – obwohl sie eigentlich nur noch geschäftsführende Bundeskanzlerin ist. Denn schon vergangene Woche hatte ihr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Entlassungsurkunde zusammen mit ihren Ministern ausgehändigt.

Dennoch ist sie DAS Gesicht der deutschen Politik – zumindest im Ausland. Da hat es ihr Vielleicht-Nachfolger Olaf Scholz schwer, in ihre Fußstapfen zu treten. Denn kaum ein Staats- oder Regierungschef der G20-Staaten ist so lange im Amt, wie Merkel. Auch deshalb hatte sie EU-Ratspräsident Charles Michel als „Monument“ gewürdigt.

Scholz nur unbeteiligter Dritter

Wie schwer es für Scholz noch werden könnte, sich vor den Großen der Welt zu behaupten, zeigt ein Video des G20-Gipfels. Am Rande des Mega-Treffens der wirtschaftlich stärksten Nationen der Welt diskutieren die Präsidenten der Türkei und Brasiliens – Recep Tayyip Erdogan und Jair Bolsonaro – über Wirtschaft, die Pressefreiheit und die große Politik.

Mit dabei steht auch Olaf Scholz, der schon in wenigen Wochen Merkels Nachfolger als Bundeskanzler werden könnte. Im Wortgefecht der beiden Autokraten findet er aber nicht statt. Vielmehr beachten ihn die beiden Präsidenten gar nicht und Scholz wirkt ein wenig wie ein unbeteiligter Schuljunge.

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Auch Merkels Anfang war schwer

Wie schwer man es mit Autokraten hat, musste auch Angela Merkel zu Beginn ihrer Kanzlerschaft immer wieder feststellen.

  • Bei einem ihrer ersten Auslandsbesuche bei Russlands Präsident Wladimir Putin 2007 brachte Putin seinen Hund mit zu den Gesprächen. Eine freundliche Geste könnte man meinen. Doch es ist bekannt, dass die Bundeskanzlerin Angst vor Hunden hat. Ob es also Zufall war, dass Putin damals seinen Hund an Merkel schnuppern ließ, ist zumindest fraglich.

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Jahr 2007 in der Residenz des russischen Präsidenten Putin in Sotschi von dessen Hund beschnuppert.
Als Angela Merkel 2007 von Wladimir Putins Hündin beschnuppert wird, scheint die CDU-Politikerin nicht allzu begeistert zu sein.
BPA Guido Bergmann, picture-alliance/ dpa

Trotz der vielen Affronts: Merkel zeigte sich immer gelassen. Ob Scholz das auch gelingt, sollte er Kanzler werden, muss er erst noch beweisen.

(sst)

Was macht Scholz eigentlich beim G20-Gipfel?

Auf den ersten Blick könnte man auch fragen, wieso Olaf Scholz überhaupt mit dabei ist, wenn sich Staats- und Regierungschefs zum G20-Gipfel treffen. Die Antwort ist simpel: Angela Merkel möchte Deutschland als starkes und verlässliches Land präsentieren und Olaf Scholz ist außenpolitisch eher ein unbeschriebenes Blatt.

Zwar war Scholz bereits Arbeits- und Finanzminister und dazwischen Erster Bürgermeister von Hamburg. Doch mit Autokraten und Regimen im Iran und Nordkorea hat er bisher eher wenig zu tun gehabt.