Sprunghafter Anstieg

Hamburg registriert mehr Flüchtlinge als 2015/16

Jonas Walzberg
Hunderte Geflüchtete stehen in einer Schlange zur Registrierung am Ankunftszentrum Rahlstedt. Foto: Jonas Walzberg/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Es ist eine unverkennbare Herausforderung: Tausende ukrainische Kriegsflüchtlinge kommen in Hamburg an. Allein am Montag seien 1.600 Menschen in Hamburg angekommen, so Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD): „Das ist mehr als wir in den Jahren 2015/16 an unseren Rekordtagen hatten. Und wir rechnen damit, dass es in den kommenden Tagen so weitergeht.“
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Unhaltbare Zustände in Rahlstedt

Die Hansestadt müsse einen Gang zu legen, um die Registrierung und die Unterbringung der Geflüchteten zu beschleunigen: „Wir bemühen uns sehr, dass sich die Situation vor Ort sobald wie möglich entspannt“, so Leonhard weiter. Die CDU-Opposition spricht bereits jetzt von unhaltbaren Zuständen. In den vergangenen Tagen seien die Warteschlangen vor der zentralen Ankunftsstelle in Rahlstedt sehr lang gewesen. Am Montag hätten Geflüchtete in Rahlstedt sechs bis sieben Stunden in der Schlange angestanden, sagte Hendrikja Witt von der Initiative „Meiendorf hilft", die sich vor der zentralen Ankunftsstelle um die Flüchtlinge kümmert. Am Montag war die Situation „chaotisch, mit zwischendurch verschwundenen Kindern."

Flüchtlingszustrom sei absehbar gewesen

 PXL_Ukranian refugees in Slovakia People fleeing from Ukraine as they arrive at the Vysne Nemecke border crossing, after Russia s invasion of Ukraine in Vysne Nemecke, Slovakia on March 8, 2022. MatijaxHabljak/PIXSELL
Nach russischen Angriffen: Tausende Menschen flüchten aus der Ukraine.
www.imago-images.de, IMAGO/Pixsell, IMAGO/Matija Habljak/PIXSELL

Die CDU hielt dem Senat unzureichende Vorbereitung vor. „Es kann nicht sein, dass von den Strapazen der Flucht betroffene Kinder und Frauen stundenlang in der Kälte warten müssen", findet Fraktionschef Dennis Thering. Die Registrierung der Flüchtlinge müsse deshalb umgehend verbessert werden. „Dafür braucht es vor allem eine deutliche Personalaufstockung."

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine sei absehbar gewesen, dass der Strom der Flüchtlinge stark ansteigen werde, findet auch die FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein. „Rot-Grün hat aber augenscheinlich nicht genug Kapazitäten - vor allem Personal - vorgehalten, um den Ansturm zu bewältigen.“ Bürgermeister Peter Tschentscher habe aber genau dies versprochen.

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Geflüchtete können sich auch in der Zentralen Ausländerbehörde melden

Die Situation in Rahlstedt sei schwierig, das räumt Sozialsenatorin Leonhard ein. Daher sollen Ukrainerinnen und Ukrainer, die privat untergekommen können, sich nicht mehr in Rahlstedt melden, sondern sich in der Zentralen Ausländerbehörde in der Hammer Straße in Wandsbek registrieren lassen. Nur wer noch keine Unterkunft habe, müsse auch weiterhin nach Rahlstedt.

Aber auch in Wandsbek warteten am Dienstag (9. März) bereits Dutzende Flüchtlinge auf ihre Registrierung, berichtet ein dpa-Fotograf.

Mehr als 2 Millionen Menschen auf der Flucht

Mehr als zwei Millionen Menschen sind mittlerweile aus der Ukraine geflohen, so die Vereinten Nationen. Die meisten Menschen seien demnach nach Polen sowie nach Ungarn, Rumänien, Moldau und in die Slowakei gegangen, weiß eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR).

Die Situation sei auch in Hamburg zu spüren: Die Zahl der in Hamburg ankommenden Flüchtlinge war am Wochenende sprunghaft gestiegen. Die am 7. März neu eingerichtete Flüchtlingsunterkunft in den Messehallen war schon am Folgetag halb voll. Noch in der Nacht seien die ersten rund 450 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Bussen in die Unterkunft gebracht worden, sagte Markus Kaminski vom Deutschen Roten Kreuz, das die Einrichtung betreibt. (dpa/fst)