Mehr als 80 Stunden Verspätung pro Tag?Mega-Nato-Übung über Deutschlands Himmel: "Air Defender 23" gestartet

HANDOUT - 12.06.2023, Wunstorf: Eine amerikanische C-130 Hercules startet im Rahmen der Luftwaffenübung «Air Defender 2023». Die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato - das Manöver «Air Defender 2023» - hat offiziell begonnen. Foto: Francis Hildemann/Bundeswehr/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Da fliegen sie: Eine amerikanische C-130 Hercules startet im Rahmen der Luftwaffenübung "Air Defender 2023".
sb, dpa, Francis Hildemann

Groß-Einsatz am Himmel über Deutschland gestartet: Bei der Nato-Übung „Air Defender 23“ trainieren seit Montag (12. Juni) bis zum 23. Juni bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Nationen die Verteidigung eines Luftangriffs. Im Norden sind gleich zwei wichtige Standorte für das Manöver.

Was steckt hinter der Übung?

Trainiert werden soll ein fiktiver Angriff eines östlichen Angreifers „Ein Szenario ist beispielsweise, dass wir gegen Drohnen und Marschflugkörper agieren. Das macht man in der Regel mit Systemen aus dem Boden heraus, aber auch mit Systemen in der Luft“, erklärt Ingo Gerhartz, der Generalleutnant der Luftwaffe, im RTL-Interview auf dem Fliegerhorst Schleswig in Jagel. „Wir sind ein defensives Bündnis und so ist auch diese Übung defensiv ausgelegt. Wir fliegen hier keine Szenarien offensiver Art.“ Die erste Idee für das Manöver soll bereits 2018 entstanden sein.

Wo und wann wird geflogen?

Die "Air Defender 23"-Übungsräume in der Übersicht.
Die "Air Defender 23"-Übungsräume in der Übersicht.
Grafik: RTL Aktuell

Bei der Übung gibt es insgesamt drei Übungsräume. Im Norden wird der Luftraum jeweils zwischen 16 bis 20 Uhr militärisch genutzt. Die Fliegerhorste Wunstorf (Niedersachsen) und Hohn bzw. Jagel (Schleswig-Holstein) sind zudem zwei wichtige Drehkreuze des Manövers. Von Schleswig-Holstein aus starten die meisten Kampfjets zu den Manövern über Norddeutschlands.

Der östliche Übungsraum wird zwischen 10 und 14, der südliche Übungsraum zwischen 13 und 17 für das Manöver genutzt. Nachts und am Wochenende sind laut Bundeswehr keine Flüge vorgesehen. Auch würden die Übungsräume nur zeitversetzt militärisch genutzt.

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Welche Auswirkungen hat die Übung?

Laut Bundeswehr soll die Belastung durch „Air Defender 23“ möglichst gering gehalten werden. „Die aktuellsten Ergebnisse der letzten Simulation durch Eurocontrol zum Einfluss von Air Defender auf die zivile Luftfahrt haben ergeben, dass mit keinen Flugausfällen zu rechnen ist, sondern höchstens mit Verzögerungen“, heißt es auf der offiziellen Bundeswehr-Internetseite. Weitere Berechnungen sollen laut Luftfahrt-Experte Ralf Benkö 50.000 Verspätungs-Minuten (etwa 830 Stunden) pro Tag ergeben haben. „Das entspricht ungefähr einer schweren Gewitterlage, sagt man.“

Zumindest zum Start der Übung am Montag gibt es am größten deutschen Flughafen in Frankfurt laut einer Sprecherin keine „spürbaren Auswirkungen“ und einen normalen Flugbetrieb.

Lese-Tipp: Flugausfälle im Juni möglich - was Sie jetzt wissen müssen

Bartsch: Hier wird Krieg geübt!

10.06.2023, Niedersachsen, Wunstorf: Menschen halten ein Banner mit der Aufschrift "Nieder mit den Waffen! Nein zum Krieg! Abrüstung jetzt!" während einer Demonstration vor dem Fliegerhorst in Wunstorf gegen das internationale Luftwaffen-Manöver «Air Defender 2023». Foto: Fernando Martinez/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Laut Polizei verläuft die Demonstration vor dem Fliegerhorst in Wunstorf am Samstag ruhig.
sb, dpa, Fernando Martinez

Bereits am Samstag (10. Juni) demonstrieren etwa 300 Menschen vor dem Fliegerhorst in Wunstorf friedlich gegen das Manöver. Die Demonstranten fordern diplomatische Lösungen und einen Waffenstillstand im Krieg in der Ukraine.

Am Montag legt Linksfraktionschef Dietmar Bartsch auf Twitter nach: „Hier wird Krieg geübt“, heißt es unter anderem in seinem Tweet. (dpa/dka)