Psychiaterin reagiert auf Massenmörder-Meckern
Anders Breivik will raus: "Werde wie ein Tier behandelt"

Der verurteilte Massenmörder Anders Behring Breivik hat vor Gericht von strengen Haftbedingungen und mangelndem sozialen Kontakt berichtet. Ihm sei nicht erlaubt worden, mit anderen zu kommunizieren und sinnvolle Beziehungen aufzubauen, sagte der seit knapp zehn Jahren in Isolation sitzende 42-Jährige am Mittwoch bei seiner Bewährungsverhandlung während einer Befragung durch Verteidiger Øystein Storrvik. Er arbeite zwölf Stunden täglich, die meiste Zeit habe er für Studien und Geschäftspläne genutzt. Inzwischen hat auch die zuständige Psychiaterin ihre Einschätzung zu Breivik vor Gericht vorgetragen. Sie sagt klar: Ihm ist nicht zu trauen.
Diagnose bleibt gleich: Risiko für künftige Gewalttaten unverändert
Dem Rechtsterroristen Anders Behring Breivik ist nach Angaben einer Psychiaterin auch zehn Jahre nach den Terroranschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya nicht zu trauen. An ihrer Einschätzung des Risikos, das von Breivik ausgehe, habe sich nichts geändert, sagte die norwegische Psychiaterin Randi Rosenqvist am Mittwoch während einer Berufungsverhandlung im Gefängnis Skien. Die Diagnose sei dieselbe wie zuvor: Das Risiko für künftige Gewalttaten sei im Vergleich zu der ersten Risikobewertung, die sie 2012 und 2013 verfasst habe, unverändert.
Seit Dienstag wird vor dem Bezirksgericht Telemark in der Haftanstalt Skien darüber verhandelt, ob Breivik, wie von ihm beantragt, vorzeitig auf Bewährung freigelassen werden kann. Seine Erfolgsaussichten sind gering. Die Gerichtsverhandlung soll noch bis voraussichtlich Donnerstag dauern, ein Beschluss soll zu einem späteren Zeitpunkt und möglicherweise bereits nächste Woche bekanntgegeben werden.
Psychiaterin Rosenqvist galt vorab als wichtigste Zeugin in dem Verfahren. Sie hat Breivik nach den von ihm am 22. Juli 2011 verübten Anschlägen, bei denen 77 Menschen ums Leben gekommen waren, mehrmals untersucht.
Norwegen: Der Massenmörder Anders Breivik hat Bewährung beantragt
Wie am ersten Verhandlungstag zeigte Breivik beim Betreten der zum Gerichtssaal umfunktionierten Turnhalle des Gefängnisses einen Zettel mit einer politischen Botschaft.
Die Haftbedingungen seien trotz teilweiser Lockerungen weiter streng, sagte Breivik. Ihm werde nach wie vor die Teilnahme an Vorlesungen verwehrt, was ihm das Studieren und Erreichen von Abschlüssen erschwere. Er werde wie ein Tier behandelt und sei jeden einzelnen Tag Demütigungen ausgesetzt. Dabei habe er sich so sehr verändert, dass es nicht mehr möglich sei, sich noch weiter zu ändern. Er sei bereit, alle Regeln zu befolgen.
Anders Breivik hat im Sommer 2012 aus rechtsextremen Motiven 77 Menschen getötet
Breivik, der sich mittlerweile Fjotolf Hansen nennt, hatte bei Anschlägen im Osloer Regierungsviertel und auf der Insel Utøya aus rechtsextremen und islamfeindlichen Motiven insgesamt 77 Menschen getötet. Im Sommer 2012 war er zur damaligen Höchststrafe von 21 Jahren Verwahrung mit einer Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt worden. Nach Ablauf dieser Mindestdauer durfte Breivik beantragen, dass seine Freilassung auf Bewährung gerichtlich geprüft wird. (dpa)