Während seiner Anfälle wird ihr Mann zur Bedrohung Maren liebt 15 Jahre einen Epileptiker – seine Aussetzer brachten sie in Lebensgefahr
Marens Ex-Mann hat ihr das Leben jahrelang schwer gemacht. Das Verrückte daran: Ihn trifft überhaupt keine Schuld. Es geschah in Momenten, in denen er überhaupt nicht bei Bewusstsein war. Ihr Mann litt an einer besonders schweren Form von Epilepsie, verlor regelmäßig die Kontrolle über sich und brachte sich und seine Frau nicht nur einmal in Lebensgefahr.
Unter dem Synonym „Maren Blaschke“ hat sie ein Buch veröffentlicht, in dem sie sich ihren Leidensweg von der Seele geschrieben hat. Es trägt den Titel „Gemeinsam einsam“.
„Er stand mit dem Messer da und säbelte an sich herum“
Im Interview erzählt uns Maren, dass sich im Kopf ihres Mannes ein Hebel umlegte. Einmal fand die 35-Jährige ihren Mann in der Küche: „Er stand mit dem Messer da und säbelte an sich herum“, sagt sie. Wann immer er einen Anfall bekam, blieb Maren nicht viel Zeit. „Er spürte dann eine Aura“, sagt sie. Dann blieben ihr nur noch zwei Minuten, um zu reagieren.
Besonders heikel endete eine Situation auf der Autobahn. Maren sitzt am Steuer, ihr Mann war auf dem Beifahrersitz. Dann kündigt sich einer seiner Anfälle an, Maren fährt auf einen Parkplatz, lenkt das Auto zügig in eine Parklücke und ihr Mann beginnt zu krampfen. Als sein Gehirn nach dem Aussetzer wieder „hochfährt“, macht es sich wieder selbstständig. Ihr Mann steigt aus dem Auto und marschiert auf die Autobahn-Auffahrt zu. Maren kann ihn einholen, ringt ihn zu Boden, daraufhin fällt er zwei Meter vor der Autobahn um und bleibt auf ihr liegen. „Ohne dass er es mitbekam, drohte ich zu ersticken“, sagt Maren. „Ich weiß, dass mir schlecht wurde, ich weiß, dass es dunkel wurde. Ich wusste in dem Moment, dass das jetzt das Ende ist.“ Mit letzter Kraft konnte sie ihn dann doch noch von sich drücken – dieser Vorfall ist glücklicherweise glimpflich ausgegangen, wird die 35-Jährige emotional aber nie wieder loslassen.

„Was habe ich getan?“
Wann immer Marens Mann wieder aus seiner Trance erwachte, litt er extrem unter dem Gefühl. „Was habe ich gemacht? Habe ich dir etwas angetan?“, fragte er dann. Maren erzählt uns, dass sie in diesen Momenten immer versucht hat, die Starke zu spielen, weil sie ihn nicht zusätzlich belasten wollte. Bis zu vier dieser Anfälle hatte er im Monat, fast jede Woche musste Maren diesen Albtraum durchleben.
Nicht zuletzt wegen der enormen emotionalen Belastung verfällt Maren in Depressionen und erkrankt an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Der Stress sorgt dafür, dass sie Herz-Rhythmusstörungen bekommt, Panikattacken erleidet und nicht mehr schlafen kann.
Lese-Tipp: Epilepsie in der Schwangerschaft
Den Schlussstrich ziehen
Im jungen Alter von 19 Jahren lernt Maren ihren Mann kennen, 2015 heiraten die beiden. Ihren Mann hat sie bis zum Schluss über alles geliebt. Seine Krankheit sorgte schlussendlich dafür, dass Maren ihn verlassen muss. Vor 1,5 Jahren zieht sie die Konsequenzen und trennt sich nach 15 Jahren Beziehung – von ihrer großen Liebe. Die Entscheidung war für sie die schwerste ihres Lebens: „Und am Ende habe ich mich nach einem Klinikaufenthalt für mich entschieden, dass ich weiterlebe, weil ich denke, dass es mich sonst so in der Form heute nicht mehr geben würde.“

Epilepsie hat viele Gesichter
Nicht immer lässt sich genau sagen, welche Symptome Epilepsie-Erkrankte zeigen. Maren sagt uns, dass Epilepsie eine Krankheit mit vielen Gesichtern ist. Dr. Felix Rosenow vom Epilepsiezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt sagt zu RTL: „Es gibt ganz geringfügige Anfälle vom Kribbeln im Daumen bis hin zum Anfall mit Schreien und Zucken.“
Die Ausfälle von Marens Ex-Mann sind nicht untypisch. Laut Dr. Rosenow dauern solche Zustände 15 bis 20 Minuten an. Das Bewusstsein ist dann noch nicht im Takt, die motorischen Fähigkeiten sind aber bereits wieder zurück. Nach dem „Aufwachen“ könnten sich Betroffene auch oft nicht mehr daran erinnern, was passiert ist. 70 Prozent der Patienten werden unter Medikation „anfallsfrei“, die anderen 30 Prozent erleben jedoch teilweise massive Einschränkungen in ihrem Alltag.