Mann rast in Fußgängergruppe - Prozessbeginn wegen fünffachen Mordversuchs

Opfer Carina B. über ihren Ex: Er wollte mich töten, weil ich abgetrieben habe

Carina B. und ihre kleine Tochter wurden Opfer ihres Ex-Mannes.
Carina B. und ihre kleine Tochter wurden Opfer ihres Ex-Mannes.
RTL

Er fuhr einfach auf seine Ex zu. Ab Donnerstag steht ein Mann vor Gericht, der mit seinem Auto am 26. Mai 2020 in Pöcking bei München in eine Menschengruppe gerast ist. Angeblich, so steht es in der Anklageschrift, wollte er seine Ex-Lebensgefährtin und deren Kind töten. Der Grund dafür soll eine Abtreibung gewesen sein, die die Frau kurz vorher durchführen ließ. Ihm wird versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen. Im Interview mit RTL spricht Opfer Carina B. darüber, wie sie den Vorfall erlebt hat und wie es ihr heute geht.

Der Angeklagte verdeckte sein Gesicht vor Gericht. Ihm wird versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen.
Der Angeklagte verdeckte sein Gesicht vor Gericht. Ihm wird versuchter Mord in fünf Fällen vorgeworfen.
RTL

Carina: Wollte kein Kind unter diesen Horrorumständen

Der Angriff passierte vergangenen Mai, kurz nachdem Carina B. (Name von der Redaktion geändert) einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließ. Ihr Partner habe sie immer wieder unter Druck gesetzt, auch sexuell, erzählte sie. Dann wurde sie schwanger. „Allerdings unter ungewollten Umständen“, so die junge Frau. Die Beziehung sei der reinste Horror für sie gewesen. „Ein Kind auf die Welt zu setzen, das unter diesen Horrorumständen auf die Welt kommt, das ich vielleicht gar nicht richtig lieben kann“, das habe sie sich nicht vorstellen können, stellt sie klar. Darum entschied sie sich für eine Abtreibung. „Es kann sein, dass er sich gedacht hat, sie hat mein Kind umgebracht“, vermutet Carina. Vielleicht habe er ihr darum das gleiche antun wollen.

Nach der Abtreibung soll Carinas Ex ihr aufgelauert haben und dann auf sie, ihre Tochter und drei ihrer Nachbarn zugerast sein. Am heutigen Donnerstag muss sich der Mann für seine Tat verantworten. „Die Staatsanwaltschaft wirft in der Anklage einen versuchten Mord in fünf Fällen vor“, so Gerald Assner, Rechtsanwalt der Nebenkläger. „Der zuständige Staatsanwalt geht davon aus, dass das eine Vorsatztat war, eine Kurzschlussreaktion des Täters, weil seine Lebensgefährtin am Vormittag abgetrieben hatte.“ Die Frag sei nun, ob es tatsächlich so war.

Opfer sieht sich den Unfallort an

Carina B. hat den Unfallort besucht.
Carina B. hat den Unfallort besucht und erklärt, was an dem schlimmen Tag passiert ist.
RTL

Wir haben Carina B. vor dem Prozess zum Ort des Geschehens begleitet. Dort spricht sie mit RTL über ihre Version des Vorfalls. Sie wirkt gefasst, als sie von dem schlimmen Tag erzählt: „Wir sind hier mit meinen Nachbarn die Straße entlang gelaufen – auf einmal sehe ich diesen silbernen Golf.“ Eigentlich habe das Auto ihr gehört, doch ihr Ex-Lebensgefährte hatte wohl die Zweitschlüssel. Der Wagen sei aus einer Straße herausgerast und auf sie und die anderen Leute zugefahren. „Ich sehe noch, wie er abgebremst hat, den nächsten Gang einlegt, Vollgas gibt und mich mit richtig rotem Todesblick anschaut“, erinnert sich Carina.

„Letztendlich weiß ich nur, dass ich am Boden lag, mit dem Kopf am Boden“, so die Mutter. Ihre Tochter sei schreiend zu ihr gelaufen. Carina habe gesehen, dass ihr Ex-Freund gegenüber gestanden hätte, er saß noch immer im Auto. Kurz darauf habe er Fahrerflucht begangen. „Es war ein Geschrei, ein Geheule, letztendlich waren hier so viele Einsatzkräfte von Krankenwagen, Feuerwehr und, und und...“

Der Angreifer selbst krachte einige Kilometer weiter in einen Baum. Ob mit Absicht oder versehentlich, das ist nicht bekannt. Er überlebte. Carina B. hat eine Vermutung, dass es ein Selbstmordversucht gewesen sein könnte. „Es könnte so sein, weil er auch ein Mann war, der in unserer Beziehung Suizid angedroht hat.“

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Carina muss ihrem Peiniger vor Gericht gegenübertreten

Am Donnerstag wird Carina B. ihren Peiniger vor Gericht zum ersten Mal nach der Tat sehen. Sie habe sehr viel Angst und auch Panikattacken, sagt sie. „Weil ich nicht weiß, was er sagt und was auf mich zukommt – ich bin sehr nervös.“ Die Situation sei für sie psychisch belastend. Sie habe Alpträume und es falle ihr schwer, ihrer kleinen Tochter zu erklären, was vor sich gehe.

Hilfe bei Suizidgedanken

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.