Syrisches Mädchen schreibt preisgekrönte Memoiren Malak (14): "Ich wusste schon als Vierjährige was ich tun musste, wenn eine Gasbombe einschlägt"

von Carmen Gocht und Neele Knetemann

Die 14-Jährige Malak fasst etwas in Worte, was für viele unbeschreiblich ist: Als kleines Mädchen flüchtete sie mit ihrer Familie aus Syrien nach Oldenburg. Ihre Erinnerungen daran hat sie aufgeschrieben und dafür sogar einen Preis gewonnen.
Warum sie aber nicht nur schlimme Erinnerungen an ihre Kindheit in Syrien hat, sehen Sie im Video.

"Wir gehen reisen, ist doch toll"

Vor fast sieben Jahren floh Malak über das Mittelmeer nach Deutschland. Ihre Eltern sagen damals nur zu der Achtjährigen, dass sie auf Reisen gehen. Malak erinnert sich: „Wir waren öfters auf Reisen in der Türkei. Deswegen dachte ich halt okay, es ist eine normale Reise. Wie gehen reisen, ist doch toll.“ Aber es stellte sich nicht als Urlaub heraus. „Plötzlich war ich mitten im Mittelmeer und musste zum Boot schwimmen. Ich war allein und alles war dunkel. Und es war mitten in der Nacht. Und ich hatte Angst. Ich hatte tierische Angst." All ihre Erinnerungen an ihre Flucht schreibt die heute 14-Jährige auf: „Dieses Buch habe ich auch geschrieben, weil ich einfach die ganzen Stimmen zusammenfügen wollte. Für all die, die auf der Flucht gestorben sind oder die, die immer noch auf Hilfe warten. Ich wollte das für die noch mal zusammenfassen und es soll jeder lesen."

Malak vermisst Syrien

Obwohl sie so viele Erinnerungen an den Krieg in ihrer Kindheit hat, verbindet Malak ihre Heimat Syrien auch mit vielen schönen Dingen. „Also Syrien ist wirklich ein schönes Land. Und es war immer warm und wir sind gefühlt halbnackt raus gerannt. Ich bin immer auf Bäume geklettert und habe dann die Walnüsse bei Omas Bauernhof runter geschüttelt und dann hat mein Onkel irgendwie versucht sie zu fangen.“ Jetzt ist Oldenburg ihre neue, zweite Heimat sagt sie: „Ich bin in Syrien geboren, das ist mein Heimatland und da komme ich her. Aber es macht mir auch hier total Spaß, hier zu sein. Ich habe jetzt auch ganz viele Freunde und Bekannte, also Leute, die ich sehr gerne habe und jetzt sehe ich das auch als Zuhause an. Aber Syrien bleibt mein erstes Zuhause."

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"Verloren in einer grässlichen Welt"

Malak hat den Jugendkulturpreis Niedersachsen gewonnen. Ihre Familie ist stolz auf sie.
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Angekommen in Deutschland, liest Malak viel. Lässt sich alles, was sie nicht versteht, von Arabisch auf Deutsch übersetzen. Und sie beginnt zu schreiben. „Als ich 13 wurde, hatten wir das Thema Memoiren in der Schule und dann mussten wir Memoiren schreiben. Und ich war so: Worüber soll ich schreiben? Und dann wusste ich halt direkt: Über meine Flucht.“ Für ihr Buch wurde Malak schließlich mit dem Jugendkulturpreis ausgezeichnet. Als bei der Verleihung ihr Name aufgerufen wurde, konnte sie es zunächst gar nicht glauben: „Ich? Und die meinte so: Ja, du! Und ich war so überglücklich.“ Auch ihre Eltern sind stolz auf ihre Tochter. Sind sind auch dankbar für die Unterstützung die Malak in ihrer Schulzeit bekommen hat, erzählt ihre Mutter Saria: „Für mich als Mutter, ist das wirklich mein Traum.“ Mit dem Preisgeld von insgesamt 2000 Euro soll Malaks Buch mit dem Titel „Verloren in einer grässlichen Welt" gedruckt werden und möglichst viele Menschen erreichen.