Erste Hilfe-Tipps vom Experten

Schwerste Verbrennungen durch geplatzte Wärmflasche – SO reagieren Sie im Ernstfall richtig

Georgia Hattam und ihre Verbrennungen.
Georgia Hattam (18) erlitt schwere Verbrennungen - nachdem ihre Wärmflasche geplatzt war.
Facebook / Claire Hattam

von Svenja Hoffmann

Dieser Fall aus Großbritannien schockiert: Eine junge Frau (18) ist übersät mit Brandblasen – nachdem ihre frisch mit heißem Wasser befüllte Wärmflasche geplatzt ist. Die Folge: Die Junge Frau wird wahrscheinlich ihr Leben lang von Narben gezeichnet sein. Doch wie sollte man reagieren, wenn man selbst Opfer derartiger Verbrennungen wird? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gibt Erste Hilfe-Tipps.

Nach schwersten Verbrennungen: Für immer stark vernarbt

Die Brandblasen mussten in einem Deroofing-Prozess abgetragen werden.
Die Beine der 18-jährigen Georgia Hattam waren übersät mit Brandblasen.
Facebook/Claire Hattam

Der 18-jährigen Georgia Hattam aus Hertfordshire, Großbritannien, ist etwas passiert, das nahezu jedem passieren könnte – jedenfalls jedem, der hin und wieder eine Wärmflasche benutzt. Nachdem sie über Bauchschmerzen klagte, habe ihr Mutter Claire eine Wärmflasche gemacht. Kurze Zeit später ertönte ein ohrenbetäubender Schrei, wie die Mutter im Interview mit Mirror erzählt.

Was war passiert? Die Gummiflasche war geplatzt. Das heiße Wasser habe sich über die gesamten Beine der jungen Frau ergossen. Die Folge: Schwere Verbrennungen mit Brandblasen. Georgia sei ins Krankenhaus gekommen, musste sich einem sogenannten Deroofing, einer schmerzhaften Abtragungstherapie, unterziehen, bei der die Brandblasen entfernt wurden. Außerdem habe man sie in eine Verbrennungsklinik überwiesen. Doch trotz professioneller Behandlung erzählt Mutter Claire im Interview: „Georgia ist wahrscheinlich für immer gezeichnet.“

Jede Sekunde zählt: Erste Hilfe bei Verbrennungen

Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.
Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gibt wichtige Tipps zur Ersten Hilfe bei Verbrennungen.
RTL

Auch wenn man selber meist denkt, dass einem so etwas sicher nicht passieren wird, im Ernstfall ist das Wissen um die richtige Erste Hilfe Gold wert. Denn: Es zählt jede Sekunde! Doch was sollte die erste Handlung sein, nachdem sich jemand verbrüht hat? Und sollte man in jedem Fall einen Arzt aufsuchen?

Welche Utensilien dürfen in der Hausapotheke auf keinen Fall fehlen?

Anders als viele denken, benötigt man – bezogen auf Verbrennungen – keine besondere Erste-Hilfe-Ausstattung. „Es ist eher umgekehrt“, erklärt der Mediziner. Man müsse eher aufpassen, dass man bei einer Verbrennung nicht zu viel tut. Bei großflächigen Verbrennungen sei die wichtigste Handlung, umgehend die 112 zu wählen. Denn: „Besonders bei Kindern kann es relativ zügig zu einer Schocksymptomatik kommen, und das ist dann tatsächlich ein Notfall“, so der Experte.

Hinweis: In späteren Phasen einer Verbrennungsverletzung ist die Anwendung einer Wundsalbe durchaus ratsam, wie der Experte erklärt. Nur in der akuten Phase sei die Anwendung nicht hilfreich.

Sollte man bei jeder Verbrennung einen Arzt aufsuchen?

Wie Dr. Specht im Interview erklärt, könne man das so pauschal nicht sagen. Selbst wenn es sich um eine Verbrennung mit einer Blase handelt, müsse man nicht sofort einen Arztbesuch planen. „Man sollte nur aufpassen, dass man die Blase nicht aufsticht oder aufreißt.“ Anders sehe es jedoch aus, wenn es sich um großflächigere Verbrennungen mit mehreren Blasen handelt. Dann sei ein Arztbesuch laut dem Experten angeraten.

Lese-Tipp: Erste Hilfe bei Verschlucken: Diese Handgriffe retten Leben!

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Die wichtigsten Erste Hilfe-Schritte im Überblick

  1. Betroffenen in Sicherheit bringen. Weitere Hitzeeinwirkungen verhindern (z. B. Herd ausstellen, Wasserbehälter entfernen).
  2. Handelt es sich um eine großflächige Verbrennung? Dann sollte umgehend der Rettungsdienst unter der 112 kontaktiert werden.
  3. Kühlen! Eiswürfel sind laut Dr. Specht allerdings keine geeignete Wahl. Besser: Leitungswasser mit einer Temperatur um die 20 Grad. Bei deutschem Leitungswasser müsse man auch keine Angst vor Verunreinigungen haben.
    Hinweis: Kühlen mit Wasser ist nur bei kleineren Verbrennungen möglich. Auch sollte man nicht zu lange kühlen, das könnte besonders bei Kindern dazu führen, dass der Körper unterkühlt.
  4. Blasen auf keinen Fall aufstechen! Dadurch besteht Infektionsgefahr, warnt der Mediziner. Eine geschlossene Blase biete einen gewissen Erregerschutz, der erhalten werden sollte. Stattdessen sollte man die Wunde nur leicht abdecken und weitere Irritationen der betroffenen Stelle vermeiden.
  5. Handelt es sich um eine Verbrennung, bei der sich Kleidung mit der Haut verbunden hat, solle man unter keinen Umständen versuchen, diese zu lösen, so Dr. Specht. Stattdessen sollte auch in einem solchen Fall die betroffene Stelle abgedeckt und zusätzlich ein Arzt aufgesucht werden.

Quark-Mythos im Check: Experte klärt auf

Sicher haben auch Sie schon mal von diesem Mythos gehört: Quark ist ein gutes Mittel zum Behandeln von Verbrennungen. Doch was ist dran an dieser Behauptung– ist sie wahr oder falsch?

Lese-Tipp: Unschöne Narbe? Diese Hausmittel helfen

„Viele denken, man bräuchte Quark als Hausmittel“, bestätigt Dr. Specht. Der Gedanke dahinter: Kalter Quark aus dem Kühlschrank kühlt. Doch der Experte warnt: Der Griff zum Quark sei nicht nötig und vielmehr auch gar nicht ratsam. Denn: „Der Quark kühlt zwar, ja. Aber ich erhöhe damit unnötig die Infektionsgefahr.“ Der Quark-Mythos ist also eindeutig falsch!