Jetzt warnen ihre Eltern vor den Folgen der Krankheit
Madeleine (23) starb an Magersucht: Essstörung "isoliert dich, sie hungert dich aus, sie bringt dich um“
Jahrelang hatten die Eltern von Madeleine Billings alles gegeben – doch am Ende konnten sie ihrer 23-jährigen Tochter nicht helfen. Sie hungerte sich selbst zu Tode. Ein halbes Jahr später sprechen die Eltern erstmalig über die letzten Tage ihrer Tochter. Es klingt furchtbar: „In den Gesprächen, die wir in den letzten Wochen ihres Lebens hatten, war Maddie nicht mehr da. Es war nur noch die Krankheit“, erzählt Vater Nick (53).
Eltern erkennen Tochter nicht wieder
Für Madeleine Billings Eltern war ihre Tochter ein ganz normales Kind – bis sie 13 Jahre alt wurde. Auf einer gemeinsamen Reise mit ihren Großeltern nach Frankreich lernte sie ein junges Mädchen mit einer Essstörung kennen. Und sie, sagen die Eltern heute, hinterließ bei der US-Amerikanerin aus Colorado Maddie einen bleibenden Eindruck.
Mehr Lesen hier: Kim (16) wog nur noch 34 Kilo – jetzt spricht sie über ihr Magersucht-Schicksal
Einige Zeit später besuchte sie ein Fußball-Camp im Sommer – und als sie nach Hause kam, hätten die Eltern sie beinahe nicht wiedererkannt. „Sie hatte so viel Gewicht verloren, dass sie nicht mehr aussah wie sie selbst“, sagt die Mutter Lisa heute. Sie hätten realisiert, was los war und ihre Tochter zur Therapie gebracht. Es wurde besser und besser, Madeleine aß wieder normal. Bis sie in die High School kam.
Madeleine wirkte wie eine ganz normale Schülerin
Für Menschen außerhalb der Familie wirkte Maddie in dieser Zeit wie eine normale Schülerin in ihrem Alter. Sie hatte gute Noten, spielte Hockey und Fußball und sah sehr gesund aus. Doch nach Innen war jeder Tag ein Kampf. Denn die Eltern mussten Maddie oft dazu zwingen, überhaupt etwas zu essen. Immer wieder hatte das Mädchen Angst, etwas Falsches zu essen. Sie machte sich ständig Gedanken, ob sie statt einer Light-Dr.-Pepper eine normale Dr.-Pepper getrunken habe, erzählt der Vater. Selbst, wenn es sich nur um winzige Schlucke handelte.
Empfehlungen unserer Partner
Medikamente halfen nichts
Zur Essstörung kam eine Angststörung. Den schlimmsten Gewichtssturz beziffern die Eltern heute auf 34 Kilo Gewicht. Immer wieder Therapien, immer wieder neue Medikamente, nichts half. „Es wurde immer schlimmer“, erzählt ihr Vater. Die Pandemie verschärfte die Lage weiter – wie bei vielen Kindern und Jugendlichen. Denn Maddie fühlte sich zusätzlich oft allein.
Mehr Lesen hier: Die Ekelmasche von Pädophilen in Magersucht-Chats
Ab 2021 ging es nur noch bergab: Madeleine wurde noch kränker. Es kam häufiger vor, dass sie bewusstlos wurde, weil ihr Herz so langsam schlug. Ihr Magen-Darm-Trakt funktionierte nicht mehr richtig, dreimal wurde sie in ein Krankenhaus eingeliefert. Ihre Eltern fühlten sich furchtbar: „Es fühlte sich so an, als würde unser Kind vor unseren Augen sterben“, sagt Vater Nick heute. Und es stimmte: Ende 2021, am 30. Dezember, starb Madeleine Billings. Sie war verhungert.
Elern warnen vor gefährlicher Krankheit
Experten schätzen, dass von 1.000 Personen 30 bi 50 an einer Esstörung leiden. Betroffen sind in der Regel Mädchen und Frauen. Dabei ist die bekannteste Form der Störung, die Magersucht, die seltenste. Sie tritt bei 14 der erkrankten Personen auf. 19 leiden an Bulimie und 28 an einer Binge-Eating-Störung. Mischformen sind durchaus auch möglich. Auch Erwachsene können noch erkranken.
Die Eltern von Madeleine wollen nun vor der tückischen Krankheit warnen: „Wenn man ein Kind hat, das Drogen nimmt, dann läuten sofort die Alarmglocken und man macht etwas. Aber wenn dasselbe Kind einfach nicht auf isst oder nur bestimmte Dinge ist, dann nimmt man das hin, macht weiter und sagt sich ‚Oh, das ist keine große Sache‘“, schließt Nick. Aber: „Die Krankheit wird dich töten. Sie isoliert dich, sie hungert dich aus, sie bringt dich um.“ (eon)
Mehr lesen hier: Ein-Meter-Neunzig-Mann Markus wog nur noch 38 Kilo - so kämpfte er sich zurück ins Leben