Neue Studie offenbart
Macht dick doof? Kinder übergewichtiger Schwangerer haben oft Lerndefizite
Übergewicht in der Schwangerschaft bleibt nicht ohne Folgen
Adipositas – also Übergewicht – ist in den letzten Jahren immer mehr zum Problem geworden, auch bei jüngeren Menschen. Schwangere Frauen leiden ebenfalls unter Gewichtsproblemen, besonders wenn sie während der Schwangerschaft einiges an Kilos zunehmen, bleibt das nicht ohne Risiken oder mögliche Schwangerschaftskomplikationen. Dazu zählen zum Beispiel Frühgeburten, Diabetes und Präeklampsie. Welche Langzeitfolgen Übergewicht in der Schwangerschaft hat, haben Emily Olken und Mitarbeiter der Harvard Medical School in Boston (USA) untersucht.
Neue US-Studie basiert auf einer Studie aus Belarus
Die Untersuchungen der US-Wissenschaftler aus Boston basieren dabei auf der sogenannten „PROBIT“-Studie, die für „Promotion of Breastfeeding Intervention Trial“ steht – auf Deutsch etwa „Interventionsstudie zur Stillförderung“.
Diese Studie hat in Belarus zwischen 1996 und 1998 mehr als 10.000 Frauen zufällig auf das Stillförderungsprogramm verteilt. Die Studienergebnisse sorgten für Aufsehen, denn: Die gestillten Kinder hatten dabei einen deutlich höheren IQ als die nicht gestillten Kinder, berichtet das „Deutsche Ärzteblatt“. Auch als die Kinder im Alter von 16 Jahren erneut untersucht wurden, waren noch Vorteile des Stillens, etwa in Bezug auf Sprachfähigkeit und Gedächtnistests, nachweisbar.
Die Wissenschaftler aus Boston bauten nun darauf auf. Sie konnten feststellen, dass Kinder von Frauen, die in der Spätschwangerschaft einen hohen Body-Mass-Index (BMI) aufwiesen, im Schulalter einen niedrigen IQ hatten. Im Vergleich zu ihren Klassenkameraden kamen sie in der Abschlussuntersuchung mit schlechteren Ergebnissen daher – und das alles nur, weil die Mutter während der Schwangerschaft ein paar Kilos zu viel auf den Hüften hatte? So scheint es.
Übergewichtige Frauen in der Schwangerschaft: Kinder haben niedrigeren IQ
Im Rahmen dieser Kohortenstudie wurden damals, bei der Eingangsuntersuchung im Krankenhaus, außerdem Körpergröße und Gewicht notiert. Aber wie haben sich diese beiden Faktoren auf die späteren Ergebnisse ausgewirkt? Das haben die US-Forscher ebenfalls untersucht: Weil die Kinder inzwischen selbst das Erwachsenenalter erreicht haben, konnten Emily Olken und ihre Mitarbeiter auch die Ergebnisse aus Belarus berücksichtigen.
Und das neue Ergebnis bestätigt: Die Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft übergewichtig waren, schneiden beim Intelligenztest unterdurchschnittlich ab. Beim Gesamt-IQ und dem sprachlichen IQ gibt es jedoch kaum auffällige Unterschiede zwischen Kindern von Müttern, die adipös waren – oder eben nicht.
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Aber was genau bedeutet das nun?
Wenn man die Studie aus Belarus der aus den USA gegenüberstellt, fällt auf, dass der negative Einfluss des Stillverzichts deutlich höher ist als der auf den BMI. Trotzdem sollte man den generellen Einfluss, den das Übergewicht auf die Schwangerschaft hat, laut Olken nicht unterschätzen.
Zudem sei wichtig, nicht den BMI als solches als Ursache zur Behinderung der kognitiven Entwicklung des Kindes zu sehen, sondern viel mehr die mit dem hohen BMI verbundenen Schwangerschaftskomplikationen, erklärt das „Deutsche Ärzteblatt“ weiter. Das Übergewicht hätte zudem über Entzündungen oder hormonelle Veränderungen schaden können, genauso gut wie über Störungen der Schilddrüsenfunktion. All diese Probleme hätten sich dadurch auf das ungeborene Kind auswirken können.
Der Zusammenhang zwischen IQ und Adipositas lässt sich bisher leider noch nicht zweifelsfrei belegen, so das Mediziner-Blatt weiter. Daher bleibt zunächst abzuwarten, ob andere Studien in Zukunft zu ähnlichen Ergebnissen, dass Übergewicht in der Schwangerschaft zu einem niedrigen IQ führt, kommen. (vdü)
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