Lehrer in Frankreich wurde enthauptet
Was die Lüge eines Mädchens mit dem Mord an Samuel Paty zu tun hat

Samuel Paty starb, weil er seiner Klasse Mohammed-Karikaturen zeigte. Wurde er auch deswegen ermordet, weil ein Mädchen seinen Vater (13) anlog? Über diesen Zusammenhang spekuliert die französische Zeitung "Le Parisien". Das Kind wollte vor seinem Vater verheimlichen, dass es die Schule geschwänzt hatte. Deswegen erzählte es seinem Vater Brahim C., einem Religionsfanatiker, von den Karikaturen, die der Geschichtslehrer im Unterricht der Klasse zeigte. C. hetzte daraufhin in sozialen Medien, was dazu beigetragen haben soll, den Mörder Abdoullakh A. zur Enthauptung des Lehrers zu animieren.
Sie will den Vater von ihren Problemen ablenken

Der Zeitung zufolge behandelte Samuel Paty am 6. Oktober vergangenen Jahres im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit. Dabei zeigte er den Kindern die Mohammed-Karikaturen des Satire-Magazins "Charlie Hebdo". Die 13-Jährige war an jenem Tag nicht in der Schule. Ihr Vater wusste nichts davon. Ebenso wenig wusste er davon, dass seine Tochter zu der Zeit schulische Probleme hatte, so Mbeko Tabula, Anwalt der Familie von Brahim C. laut des Berichts.
Hetze gegen Samuel Paty in sozialen Medien

Außerdem habe die Schülerin darunter gelitten, immer mit ihrer fleißigeren Schwester verglichen zu werden und weniger Aufmerksamkeit zu bekommen. Um von ihren Problemen abzulenken und um ihren Vater zu gefallen, erzählte sie Brahim C. dann offenbar von den Karikaturen.
Der Islamist zettelte daraufhin eine Hass-Kampagne in sozialen Medien an, machte dem Lehrer Vorwürfe. Er behauptete, dass Paty muslimische Schüler aufgefordert habe, das Klassenzimmer zu verlassen, um dann Nackt-Darstellungen des Propheten zu zeigen. C. hetzte gegen den Lehrer, nannte öffentlich dessen Namen und forderte unter anderem seine Entlassung. Außerdem zeigte er ihn an. Paty wehrte sich gegen die Unterstellung und zeigte C. wegen Verleumdung und übler Nachrede an.
Eskalation endet mit Enthauptung des Lehrers

Im Netz kochte die Geschichte weiter hoch, viele Menschen regten sich auf. So auch Terrorist Abdoullakh A.. Der tschetschenische Einwanderer hatte sich zuvor radikalisiert, suchte nach einem Vorwand für ein Attentat. Den fand der 18-Jährige in der Aufregung um Samuel Paty. Am 16. Oktober fuhr A. nach Conflans-Sainte-Honorine und enthauptete den Lehrer.
Eine schreckliche Eskalation, an der auch Brahim C. seinen Anteil hatte. Und damit auch seine Tochter, deren kleine Notlüge ihn aufwiegelte? Anwalt Tabula warnte vor Schuldzuweisungen an die 13-Jährige. "Ihr Verhalten ist ernst, aber sie sollte auch nicht beschuldigt werden, als wäre sie die direkte Ursache für Mr. Patys Ermordung gewesen", sagte er. "Sie hat gelogen, aber selbst, wenn es wahr gewesen wäre, wäre die Reaktion ihres Vaters immer noch genauso unverhältnismäßig gewesen."
Der Mord an Samuel Paty
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Als die ganze Welt "Charlie" war

Frankreich wird seit Jahren wiederholt zum Ziel islamistischer Terrorangriffe. Einer der aufsehenerregendsten war der Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris am 7. Januar 2015. Millionen Menschen bekundeten ihre Solidarität mit den Opfern und den Überlebenden des Anschlags. Der Ausdruck "Je suis Charlie" („Ich bin Charlie“) ging um die Welt. Nach dem Mord an Samuel Paty griffen ihn viele Menschen auf („Je suis Samuel“).
Das Satire-Blatt gehörte zu den wenigen Medien weltweit, die im Februar 2006 die Mohammed-Karikaturen des dänischen Jyllands-Posten nachdruckten. Auch auf die Zeitung und ihren Karikaturisten in Dänemark wurden Anschläge verübt.