Ist auch Ihr Kind betroffen?Legasthenie: Diese Anzeichen deuten auf eine Lese- und Rechtschreibschwäche hin

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Kinder mit Legasthenie tun sich in der Schule deutlich schwerer beim Lesen und Schreiben.
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Kennen Sie das auch? Die kleinen Startschwierigkeiten vieler Grundschüler beim Lesen und Schreiben bringen Eltern häufig zum Schmunzeln. Es ist ja auch putzig, wenn die Kleinen die „Giraffe“ anfangs als „Gierafe“ in ihre Schreibhefte kritzeln - oder so manchen Begriff beim Lesen falsch betonen. Ein Warnsignal ist jedoch, wenn fast jedes geschriebene Wort auch nach intensiver Übung Fehler enthält und Texte absolut unverständlich vorgetragen werden. Eltern sollten dann unbedingt abklären lassen: Leidet das Kind unter Legasthenie?

Was ist Legasthenie?

Legasthenie bezeichnet eine Lernstörung, die sich durch ausprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung äußert. Laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. äußern sich die Symptome wie folgt:

Betroffene Kinder

  • haben Schwierigkeit beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern und Sätzen

  • lesen sehr langsam, stockend und fehlerhaft

  • erfinden passende Wörter, anstatt zu lesen

  • lesen ohne Betonung, tragen monoton vor

  • haben große Schwierigkeiten, einzelne Laute miteinander zu verbinden

  • können das Gelesene schlecht verstehen und sich daran erinnern

  • verwechseln beim Schreiben Buchstaben, die ähnlich aussehen (z. B. p und q) oder ähnlich klingen (z. B. t und d)

  • lassen in Wörtern Buchstaben einfach weg, fügen überflüssige hinzu oder vertauschen deren Reihenfolge

  • machen Fehler in der Dehnung, Dopplung und Schärfung

  • machen viele Fehler beim Abschreiben von Texten

  • machen oft viele Fehler in Grammatik und Zeichensetzung

  • haben eine unleserliche Handschrift und schreiben nicht auf einer Linie

All diese Probleme können dazu führen, dass legasthene Kinder miserable Noten mit nach Hause bringen – vor allem in den sprachlichen Fächern wie Deutsch und Englisch. Mit Faulheit oder mangelnden geistigen Fähigkeiten hat dies jedoch rein gar nichts zu tun: „Die betroffenen Schüler geben sich meist besonders viel Mühe und sind in der Regel normal, manchmal sogar überdurchschnittlich intelligent“, erklärt Melanie Rausch, Pädagogische Leiterin des Nachhilfeservices tutoria.

Die Ursachen für Legasthenie sind wesentlich vielfältiger und komplexer. Unter anderem spielen Probleme bei der Wahrnehmungsverarbeitung eine wichtige Rolle: So können Legastheniker Wörter zwar sehen und hören. Deren Bedeutung erkennen sie jedoch nicht – oder nur mit einer großen Zeitverzögerung und Verzerrung. Forschungsergebnisse weisen zudem darauf hin, dass die Veranlagung für eine Legasthenie erblich ist. Sie kann also von den Eltern an die Kinder weitergeben werden.

Diagnose und Hilfsmaßnahmen

Wird eine Legasthenie nicht erkannt oder im Unterricht nicht berücksichtigt, muss das betroffene Kind mit ständigen Misserfolgen kämpfen - vor allem mit den schlechten Noten. Dies führt häufig dazu, dass Eltern und Lehrer mit Vorwürfen reagieren und die Mitschüler das Kind ausgrenzen. Zieht sich diese Situation über einen längeren Zeitraum hin, können zur Legasthenie zusätzliche behandlungsbedürftige Folgeprobleme hinzukommen:

  • Verlust des Selbstwertgefühls

  • Gefühl des Versagens

  • Schul- und Prüfungsangst

  • Traurigkeit, depressive Verstimmung

  • Konzentrationsprobleme

  • Motivationsverlust

  • allgemeines Leistungsversagen

  • Hausaufgabenkonflikte

  • sozialer Rückzug, Einsamkeit

  • Aggressivität

  • Dyskalkulie

  • ADHS

  • Angststörung

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Das können Eltern bei Legasthenie tun

Grundsätzlich ist Legasthenie nicht heilbar und beeinflusst daher die gesamte Schullaufbahn. Umso wichtiger ist es also, die Legasthenie frühzeitig zu erkennen und entsprechende Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Dem Schüler bleibt dadurch ein Großteil des Leidensdrucks erspart.

Unterstützung bieten beispielsweise speziell für Legastheniker entwickelte Therapien sowie der Nachteilsausgleich. Dieser gewährt betroffenen Schülern unter anderem mehr Zeit für die Bearbeitung von Tests. Eltern sollten hierbei beachten, dass dieser Ausgleich in den Bundesländern unterschiedlich geregelt ist.

Laut dem Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. Rheinland-Pfalz können sich Eltern für die Diagnose einer Legasthenie an Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Diplom-Psychologen wenden. „Lese- und Rechtschreibtests werden teilweise auch in den Schulen durchgeführt, größtenteils aber in speziellen Beratungsstellen oder den schulpsychologischen Diensten“. Über diese Fachleute erhalten Eltern auch Informationen zu geeigneten Therapien und Therapeuten.

Die Krankenkassen tragen die Kosten einer Legasthenie-Therapie laut Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. übrigens nicht. Sie kommen lediglich für die Behandlung von körperlichen oder psychischen Erkrankungen auf, die Folge der Legasthenie sein können.