100.000 Euro für ein Leben
14-Jähriger stirbt nach falscher Diagnose: Behandelnder Arzt muss zahlen

Was ist ein Menschenleben wert?
Im Falle eines 14-jährigen Jungen sind es jetzt 100.000 Euro. So viel muss der behandelnde Arzt zahlen, der nach einem Fahrradsturz eine falsche Diagnose gestellt hat. Der Jugendliche stirbt kurze Zeit später an Hirnblutungen. Der ganze Prozess war auch ein Feilschen ums Geld.
Einen Tag nach dem Unfall in Rotenburg/Wümme ist der Junge tot
Fahrlässige Tötung lautete die Anklage. Jens S, soll als Chefarzt im Hintergrunddienst die notwendige Behandlung nach einem Sturz nicht angeordnet haben, so die Staatsanwaltschaft zu Prozessbeginn im Juni.
Das Opfer: Ein 14-jähriger Junge. Im April 2018 stürzt er mit dem Rad auf dem Gehweg in Rotenburg/Wümme. Einen Helm soll er nicht getragen haben. Er erbricht sich, leidet unter Kopfschmerzen und Nasenbluten. Im Krankenhaus stellt Jens S. die Diagnose: Gehirnerschütterung. Um eine Hirnblutung zu erkennen, hätte der Arzt jedoch eine Computertomographie machen müssen. Doch das geschieht nicht.
Einen Tag später ist der Teenager tot.
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Gerichtsstreit um falsche Diagnose: Arzt wollte eigentlich nur 13.000 Euro zaheln
„Das eigene Kind zu verlieren ist furchtbar“, entschuldigt sich Jens S. bei der Mutter des toten Kindes zu Prozessbeginn. Er selbst, so sagt er damals, hätte seine Kinder auch nicht anders behandelt.
Insgesamt waren drei Ärzte an der Behandlung oder Beratung beteiligt. Alle sind nach dem Vorfall fristlos entlassen worden. Ein Arzt ist mittlerweile gestorben. Gegen einen anderen wurde das Verfahren nach Zahlung von 12.000 Euro eingestellt. Auch dem 53-jährigen Chefarzt habe man angeboten, das Verfahren frühzeitig einzustellen, gegen eine Zahlung von 25.000 Euro. Er wollte jedoch nur 13.000 zahlen, daher kam es zu keiner Einigung.
Jetzt ist es das Vierfache geworden. Der Mediziner, der als Kinderarzt in Teilzeit arbeitet muss 100.000 Euro zahlen. Den 14-Jährigen macht dieses Geld aber auch nicht wieder lebendig. (jsa/dpa)
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