Sterbenskranke Menschen abgezockt?

Heilpraktikerin soll überteuerte Zuckerlösung als Krebsmittel verkauft haben

Doctor prepares the system with a dropper and a solution
Zuckerwasser soll als überteuertes Heilmittel gegen Krebs verkauft worden sein. (Symbolbild)
picture alliance / Zoonar | Albert Karimov, deutsche presse agentur
von Julia Jaegler und Julian Hirmke

Ein unfassbarer Prozess geht am Landgericht Ingolstadt in die heiße Phase. Eine Heilpraktikerin soll dutzenden Patienten eine überteuerte Zuckerlösung als vermeintliches Heilmittel gegen Krebs verkauft haben. Die Anklage lautet auf Betrug und Verstoß gegen das Arzneimittelgeschäft. Das Ausmaß ihrer mutmaßlichen Abzocke ist entsetzlich. RTL hat den Gerichtstermin am Mittwoch begleitet.

Heilpraktikerin soll Patienten systematisch Geld aus der Tasche gezogen haben

Sterbenskranke Menschen kamen verzweifelt zu ihr, um dem Tod zu entrinnen. Das soll die angeklagte Heilpraktikerin zusammen mit einem Unternehmer schamlos ausgenutzt haben. Staatsanwältin Sarah Maria Frank verkündete vor Gericht: „Es ist ein klares Muster zu erkennen, eine klare betrügerische Zusammenarbeit der Angeklagten: Angebliche Wirkungsweisen, angebliche Behandlungserfolge und angebliche frühere Zulassungen des Medikaments wurden immer wieder angepriesen, und so haben sie den Menschen systematisch das Geld aus der Tasche gezogen, auf schlimmste Art und Weise.”

Patienten wurden über Facebook-Gruppen angelockt. Dort wurde ihnen die Zuckerlösung namens „BG-Mun” als Heilmittel gegen Krebs angeboten.

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Patienten gaben tausende Euro aus

Im Landesgericht Ingolstadt fand am Mittwoch der Prozess statt.
Im Landgericht Ingolstadt fand am Mittwoch der mittlerweile 58. Verhandlungstermin statt. Bald dürfte es zum Urteil kommen.
privat, RTL

Für das vermeintliche Wundermittel haben die Angeklagten zwischen 2.500 Euro (für fünf Ampullen) und bis zu knapp 6.000 Euro (für zehn Ampullen) verlangt. Teilweise haben die Geschädigten das angebliche Medikament mehrmals bei ihr gekauft (bis zu drei Mal).

Doch es kommt noch schlimmer: Einige Patienten der Heilpraktikerin sollen die herkömmliche, medizinische Krebstherapie immer mehr vernachlässigt haben. Es ist ein Fall einer Frau bekannt, die sogar ihre Chemotherapie abgebrochen hat, weil sie dem Wundermittel der Heilpraktikerin mehr vertraute.

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„Einziehung von 243.880 Euro beantragt”

Der juristische Streit läuft schon seit Juni 2021. Über 60 Zeugen wurden schon befragt, darunter auch frühere Patienten der Heilpraktikerin sowie auch Angehörige verstorbener Personen.

„Die Staatsanwaltschaft hat die Einziehung von 243.880 Euro beantragt”, teilt uns Thomas Schlappa vom Landgericht Ingolstadt mit. Darüber hinaus dürfte es auch zu einer Freiheitsstrafe der Angeklagten kommen. Drei Verhandlungstage gibt es noch im Mai, bevor man mit einem Urteil rechnen kann.

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