Krim-Krise: Putin treibt Obama in die Enge – US-Präsident zunehmend unter Druck

Schallender hätte die Ohrfeige nicht ausfallen können. Nach der Warnung von US-Präsident Barack Obama vor den möglichen Folgen einer Militärintervention auf der Krim wartete Russlands Präsident Wladimir Putin nicht einmal mal 24 Stunden mit dem Beginn seiner Intervention auf der Halbinsel.

Nach einem Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten Putin veröffentlichte das Weiße Haus dieses Foto. Die Botschaft ist klar: US-Präsident Obama demonstriert Entschlossenheit.
Nach einem Telefongespräch mit dem russischen Präsidenten Putin veröffentlichte das Weiße Haus dieses Foto. Die Botschaft ist klar: US-Präsident Obama demonstriert Entschlossenheit.
dpa bildfunk

Das Echo in Washington kam prompt. Obama lasse sich von Putin auf der Nase herumtanzen, kritisierten namhafte Republikaner, so der angesehene Senator John McCain. Der Kremlchef habe sich klar durch die Passivität der USA ermutigt gefühlt, sagte McCain: "Präsident Obama war wohl etwas naiv bei seiner Einschätzung Putins." Aus Sicht der Republikaner hat sich Obama bis auf die Knochen blamiert.

Doch was kann Obama überhaupt tun, um das Heft des Handelns wieder an sich zu reißen? Ein Militäreinsatz ist nach Einschätzung von RTL-US-Korrespondent Peter Kleim ausgeschlossen. "Niemand will hier einen Krieg mit Russland – und Präsident Obama schon gar nicht", sagt Kleim.

Wieder einmal findet sich der Demokrat im Weißen Haus also in einer prekären Lage wieder. Er erscheint zögerlich, als ein Politiker, der in erster Linie reagiert und damit seinen Gegnern eine Flanke bietet. Offensichtlich in der Hoffnung, dass Putin letztendlich eine Intervention in der Ukraine nicht wagt, wartete Obama erst einmal etwas ab.

Dann trat er am Freitag kurzfristig mit einer Erklärung vor die Medien, warnte Moskau zwar eindringlich vor den möglichen Folgen einer Intervention, vor dem "Preis", den Putin zu zahlen hätte. Letztlich könne er nur versuchen, diesen Preis so weit nach oben zu treiben, dass sich Putin alles noch einmal überlege. "Also politische Isolation: Wirtschaftssanktionen und vielleicht der Ausschluss aus der G8-Runde oder das Einfrieren von Konten", sagt Kleim.

"Die USA konnten Russland auch nicht davon abhalten, in Georgien einzumarschieren"

Erst am Samstag, als ihm der Herrscher im Kreml mit seinem Vorgehen auf der Halbinsel Krim vor aller Welt vorführte, verschärfte der US-Präsident seinen Ton. Obama redete Putin am Telefon anscheinend ausführlich ins Gewissen und verkündete das Aussetzen der Vorbereitungen für das Gipfeltreffen der G8-Industriestaaten als erste Konsequenz.

Aber weiter wagte sich Obama immer noch nicht vor, überließ es schließlich US-Außenminister John Kerry, in den Fernsehtalkshows deutlicher zu werden. Von einer "Invasion" auf der Krim sprach der US-Chefdiplomat, davon, dass die USA und ihre Verbündeten es mit den möglichen "sehr schweren" Konsequenzen "todernst" meinten.

Ob die Androhung von Wirtschaftssanktionen überhaupt was nützt, hält Kleim für fraglich. "Schließlich habe man hier in Washington bereits seine Erfahrungen gemacht. 2008 konnten die USA Russland auch nicht davon abhalten, in Georgien einzumarschieren", so der RTL-Reporter.

Viele Analysten sehen in der gegenwärtigen russischen Herausforderung ein grundsätzlicheres Problem der Obama-Politik. Dass sich der Präsident in einer derartigen Lage befinde, mit so wenigen wirksamen Gegenmitteln, sei das Resultat einer jahrelangen Entwicklung, meint die 'Washington Post'. Obama befinde sich in einer Zwickmühle, weil er der Welt - zuletzt im Fall Syrien - seine starke Abneigung klargemacht habe, das US-Militär in Krisen einzusetzen. "Das Ergebnis ist ein Vakuum, das einst durch die Möglichkeit amerikanischer Gewaltanwendung gefüllt war."

Nun stelle die Ukraine-Krise Obamas Argument auf den Prüfstand, dass er Amerikas Rolle in der Welt nicht geschwächt, sondern im Gegenteil durch kluge diplomatische Lösungsansätze, starke Bündnisse und Pragmatismus gestärkt habe. Und das, so meinen Analysten, sei schwer für Obama - mit einem Putin als Gegner, der Russland wieder stark machen will und dazu auch das Militär als Werkzeug einsetzt.