Was die Verantwortlichen zur Forderung sagen

„Muss sterben“: Kind verliert auf Spielplatz zwei Fingerkuppen – Eltern verlangen Schmerzensgeld

Familie Mäuser
Nach Spielplatz-Unfall in Lohmar: Familie Mäuser fordert für ihren Sohn (7) Gerechtigkeit ein.
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„Mein Sohn, ist hart im Nehmen. Doch als der Unfall auf dem Spielplatz passiert ist, schrie er: ‚Ich muss sterben'“, schildert die besorgte Mutter Kenole Mäuser (24) im RTL-Gespräch. Vor mehr als drei Monaten verletzte sich ihr Sohn auf einer Metallwippe. Der mittlerweile Siebenjährige verlor zwei Fingerkuppen. Nur dank der schnellen Reaktion seines Vaters konnte ihm bei einer Not-OP geholfen und die Fingerkuppen wieder angenäht werden – doch wie reagiert die Stadt Lohmar und was passiert jetzt mit der Unfall-Wippe? RTL ist dem Fall nachgegangen.
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Lohmar: Kind (7) spielt auf Metallwippe und klemmt sich Finger im Scharnier ein

Kind beim Verbandswechsel
Der Siebenjährige hat sich auf dem Spielplatz die Fingerkuppen fast vollständig abgetrennt. Hier ist die Familie beim Arzt zum ersten Verbandswechsel.
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Wenn Eltern ihre Kinder auf dem Spielplatz spielen lassen, wiegen sie sich in Sicherheit. Doch bei Familie Mäuser aus Lohmar ist das jetzt anders! Der Spielplatz in der Bachstraße ist nur zwei Gehminuten von ihrem Zuhause entfernt. Aber bedenkenlos mit ihren beiden Kindern dort spielen? Das kann die Familie seit Monaten nicht mehr.

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Seit dem 21. September 2022 ist ihr mittlerweile siebenjähriger Sohn immer noch beunruhigt. Denn an diesem Tag, hat er im Krankenhaus mitgehört, dass seine Fingerkuppen wahrscheinlich nicht mehr angenäht und durchblutet werden können. Es kam anders – doch das muss das Kind immer noch realisieren.

Spielplatz-Unfall: „Wippe schießt nach oben und er rutscht mit den Fingern in Metall-Scharnier“

„Am besagten Tag hat mein Sohn auf der Metallwippe gespielt. Er wollte auf die Seite, die gerade oben war. Mein Sohn ist sehr klein, weil er einen Wachstumshormon-Mangel hat. Deswegen hat er sich mittig auf der Wippe festgehalten und wollte sie zu sich herunterziehen, damit er darauf klettern kann. In dem Moment kamen zwei andere Kinder von der anderen Seite, die Wippe schoss nach oben – und er rutschte mit den Fingern in das Metall-Scharnier – was nicht passieren darf!“, schildert Mama Kenole Mäuser.

„Dabei trennte er sich zwei Fingerkuppen fast vollständig ab“, so die Mutter. Der Vater reagierte schnell und begann sofort mit der Kühlung der Fingerkuppen. Im Krankenhaus konnten die Fingerkuppen nach einer Notoperation wieder angenäht werden. „Ein großer Erfolg, denn die Ärzte haben nicht damit gerechnet, dass die Durchblutung noch einmal hergestellt werden kann.“

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Metallwippe
Städtischer Spielplatz Lohmar: Auf dieser Metallwippe ist es zum Unfall gekommen.
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Lohmar: Wippe auch für andere Kinder eine Gefahr? Familie will nach Unfall Schmerzensgeld

Während sich die Familie im Krankenhaus aufhielt, meldete sich eine andere Mutter bei der Stadt Lohmar, um den Unfall zu melden. Die Metall-Wippe wurde vorerst gesperrt. In den nächsten Tagen meldete sich die Stadt regelmäßig bei der Familie und erkundigte sich nach dem Befinden des Sohnes. Doch das war und ist Familie Mäuser zu wenig.

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Sie schaltete einen Anwalt ein und kümmerte sich um eine Schmerzensgeld-Forderung, die letztendlich aber noch aussteht. 5.000 Euro Schmerzensgeld stellt sich die Familie mindestens vor. Doch der Rechtsbeistand schätzt die Chancen der Familie auf Schadensersatz, oder Schmerzensgeld nicht besonders aussichtsreich ein. Der Grund: Ein Gutachten der Stadt, aus dem hervorgeht, dass die Wippe keine Gefahr darstellt. „Und genau das glaube ich nicht. Auch andere Kinder könnten sich verletzen und das wollen wir verhindern“, so die Mutter verärgert.

Metallwippe
In dieses Metall-Scharnier der Wippe sind die Finger des Siebenjährigen gerutscht. Ist die Wippe wirklich sicher?
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Stadt Lohmar: „Es liegen keine haftungsrelevanten Tatsachen vor“

Außerdem gehe es der Familie um Gerechtigkeit für ihren Sohn, der als Erstklässler und Rechtshänder nach wie vor erhebliche Probleme mit der Hand und den Fingern habe, zum Beispiel bei der Stifthaltung in der Schule. Um richtig schreiben lernen zu können, stehe für ihn nun eine Ergotherapie an. Auf RTL-Anfrage erklärt die Stadt Lohmar, warum sie der Schmerzensgeld-Forderung nicht nachkommen will.

„Die Stadtverwaltung bedauert den tragischen Unfall, insbesondere auch wegen des Ausmaßes und der Folgen der Verletzungen sehr. Schmerzensgeld- oder Schadenersatzansprüche setzen grundsätzlich schuldhaftes Handeln oder Unterlassen voraus. Unmittelbar nach dem Unfall hat die Stadtverwaltung ein unabhängiges Gutachten eingeholt, um eine Haftung der Stadt Lohmar zu prüfen. Dieses Gutachten hat ergeben, dass haftungsrelevante Tatsachen nicht vorliegen. Ohne Rechtsgrundlage darf die Stadtverwaltung nach den gesetzlichen Vorgaben, selbst bei tragischen Unfällen, keine Schmerzensgeld- oder Schadenersatzansprüche leisten“, erklärt Sprecherin Elke Lammerich. Derzeit prüfe die Fachverwaltung, ob das Spielgerät entfernt werde. Aktuell ist die Wippe durch eine Absperrung nicht nutzbar.

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Ihre Meinung interessiert uns! Sollte die Wippe besser entfernt werden?

Lohmar: Gefährliche Horror-Wippe, oder unglücklicher Unfall? Stadt will aktuell nichts verändern

Doch RTL fragt weiter nach: Ist mittlerweile zumindest eine Reparatur an der Wippe erfolgt, sodass es nicht mehr zu solchen Unfällen kommen kann? Laut der Stadt sei im Rahmen eines Gutachtens festgestellt worden, dass die Abdeckung des Drehzylinders ausreichend sei. Das Spielgerät sei für Spielplätze zertifiziert und zugelassen.

„Durch das nachträgliche Anbringen, Entfernen oder Ändern von Bauteilen am Spielgerät, erlischt gegebenenfalls die Zulassung“, so die Sprecherin. Dann antwortet die Stadtsprecherin noch auf die Frage, wie die Sicherheit anderer Kinder zukünftig gewährleistet wird: „Eine Garantie, dass Unfälle auf Kinderspielplätzen ausgeschlossen werden können, ist leider nicht möglich“, sagt die Stadt dazu lediglich.

Für die Mäusers ist die aktuelle Rückmeldung erst einmal mehr als ernüchternd – die Familie will nun wenigstens mithilfe der Berichterstattung auf die Gefahr aufmerksam machen, die auf dem Spielplatz lauert. „Es soll anderen Kindern nicht auch so ergehen, wie unserem Sohn“, appelliert die Mutter abschließend.