Kiewer Parlament beschließt sofortige Freilassung von Timoschenko
Nach der Einigung auf einen Fahrplan zur Lösung der Ukraine-Krise entgleitet Präsident Viktor Janukowitsch immer mehr die Macht, offenbar hat sich der Staatschef aus Kiew abgesetzt. Jetzt stimmt das ukrainische Parlament sogar für eine sofortige Freilassung seiner größten Konkurrentin, der derzeit in Haft sitzenden Oppositionsführerin Julia Timoschenko.

Während Fernsehsender wenige Minuten nach der Parlamentsentscheidung bereits von der Freilassung Timoschenkos berichteten, dementierte eine Sprecherin ihrer Partei dies. Natalia Lyssowa erklärte, noch sei Timoschenko nicht in Freiheit. Sie sei weder förmlich entlassen, noch habe sie das Krankenhaus verlassen, in dem sie wegen eines Rückenleidens behandelt werde. Laut Timoschenkos Tochter stehe die Freilassung jedoch unmittelbar bevor. "Nach ukrainischem Recht ist meine Mutter schon eine freie Person", sagte Jewgenia Timoschenko. Sie werde noch heute nach Charkow reisen, wo ihre Mutter inhaftiert ist.
Die Politikerin sitzt ihre umstrittene siebenjährige Haft in der ostukrainischen Millionenstadt ab, einer Hochburg von Präsident Viktor Janukowitsch. "Unseren Informationen zufolge ist Julia Timoschenko in großer Gefahr", sagte der neue Parlamentschef Alexander Turtschinow bei der live im Fernsehen übertragenen Sitzung.
Parteimitglieder stürmen Klinik
Verwandte, ausländische Diplomaten und EU-Parlamentarier hätten sich auf den Weg nach Charkow gemacht. Parteimitglieder stürmten die Klinik, in der die Politikerin behandelt wird. Sie versprachen, ihre Anführerin zu schützen.
Bereits am Vorabend hatte die Oberste Rada für ein Gesetz gestimmt, das die Vorwürfe gegen die 53-Jährige nicht mehr als Straftaten wertet. Timoschenko war im Oktober 2011 in einem international kritisierten Prozess wegen Amtsmissbrauchs verurteilt worden.
Die Anführerin der demokratischen Orangenen Revolution von 2004 wirft ihrem Erzfeind Janukowitsch vor, er wolle sie politisch ausschalten. Timoschenko hatte bei der Präsidentenwahl im Februar 2010 die Stichwahl gegen Janukowitsch verloren.