Seit Sommer 2022 nicht das Haus verlassen

Kellys Leben wurde durch Long Covid zur Qual - Vierfachmama (35) will nur noch sterben

Kelly Louise Smith-May vor und nach ihrer Erkrankung mit Covid-19 - heute will sie ihr Leben wegen der andauernden Schmerzen beenden
Kelly Louise Smith-May vor und nach ihrer Erkrankung mit Covid-19 - heute will sie ihr Leben wegen der andauernden Schmerzen beenden.
gofundme / Kelly Louise Smith-May

„Sie wurde wie ein sterbender Hund zurückgelassen.“
Das sagt Stuart May, der Ehemann einer Frau, die so sehr unter den Folgen von Long Covid leidet, dass sie nun für Sterbehilfe in die Schweiz fahren möchte. Die 39-Jährige sei „an einem Punkt angelangt (...), an dem das Sterben ihr Leiden beenden würde“. Wie es dazu kam und warum die Familie jetzt im Internet Spenden sammelt: die herzzerreißende Geschichte.

Vierfach-Mutter Kelly bekommt Long Covid

Kelly hatte früher ein normales, schönes Leben. Mit ihren vier Kindern und Ehemann Stuart May lebt sie in einem eigenen Haus in dem kleinen Ort Chipping Sodbury nahe Bristol in Großbritannien. Sie liebt ihre Familie, gilt als lebhaft und laut. Doch davon ist heute kaum etwas geblieben. Denn mittlerweile kann sie sich kaum mehr selbst bewegen.

Nachdem sich Kelly vor etwa zwei Jahren mit Covid-19 infizierte, wird bei ihr Long-Covid diagnostiziert. Wenig später folgt die Diagnose chronisches Müdigkeitssyndrom, auch bekannt als myalgische Enzephalomyelitis (ME).

Ihr Ehemann sagt im Interview mit der britischen Boulevardzeitung Daily Mail, die Symptome seiner Frau hätten sich nach einer Corona-Impfung im April 2022 verschlimmert. Dass die Impfung wirklich ursächlich ist, ist nicht bewiesen. Doch Fakt ist, dass sie seither, somit seit mehr als 18 Monaten, ans Bett gefesselt ist. „Ich wasche ihr einmal im Monat die Haare und muss sie umdrehen. Sie hat so große Schmerzen“, berichtet Stuart May.

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Von Ärzten nicht ernst genommen: „Sie behaupten, sie würde lügen“

Tragisch: Kelly wird von den Ärzten nicht ernst genommen. Ihre Erschöpfung, die verhindert, dass sie das Bett verlässt, sei laut den Ärzten „übertrieben“. Das sagt zumindest ihr Ehemann: „Sie behaupten, sie würde lügen. Alle Mediziner, die sie gesehen haben, scheren sich einen Dreck um sie.“

Die Folge: Kelly hat seit Juni letzten Jahres ihr Schlafzimmer nicht mehr verlassen. Ihr Ehemann sagt der Daily Mail: „Der Gesundheitsdienst hat sie wie einen sterbenden Hund zurückgelassen. Sie wurde ihrem Leiden überlassen, alle paar Wochen kommt ein Arzt, aber wir kommen nicht weiter.

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Weil seine Frau ständige Pflege braucht, hat der 35-Jährige mittlerweile seinen Job als Baggerfahrer aufgeben müssen. Auch um sich die jüngeren Kinder zu kümmern: Die Söhne Zayn und Jett sind erst neun und sechs Jahre alt. Die Familie ist mittlerweile komplett auf Sozialleistungen angewiesen.

Doch das Schlimmste ist für die Familie, dass Kelly dauerhaft leidet – und keine Besserung in Sicht ist. Auch deshalb sei sie jetzt an „einem Punkt angelangt, an dem sie sterben möchte, um ihr Leiden zu beenden“, so ihr Ehemann.

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Familie bittet um Spenden für Sterbehilfe in der Schweiz

Als Kelly noch in der Lage war, einen Laptop zu benutzen, nahm sie Kontakt zu anderen Long-Covid-Patienten auf. In einem Forum lernte sie eine ebenfalls erkrankte Frau aus Florida kennen, die in die Schweiz fuhr und dort Sterbehilfe in Anspruch nahm. Etwas, was nun auch Kelly tun möchte. „Wir haben viel darüber gesprochen, und es ist das, was Kelly möchte“, sagt ihr Ehemann.

Er wolle ein Wohnmobil mieten und mit seiner Frau in die Schweiz fahren. Dafür, sowie für die Behandlung in der Sterbehilfe-Klinik, braucht die Familie allerdings Geld. In einer Spendenkampagne auf der Plattform Gofundme bittet sie um eine Gesamtsumme von 10.000 Pfund (etwa 11.600 Euro). Bislang wurden knapp 4.700 Pfund gespendet. Zudem habe die Familie diverse Hilfsangebote bekommen.

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Aktive Sterbehilfe ist in Großbritannien wie auch in Deutschland illegal. Nach britischem Recht drohen bis zu 14 Jahre Gefängnis. (lkö)