Wenn Sprechen eine Herausforderung ist

Michael (23) stottert - diese Therapie soll ihm jetzt helfen!

Michael stottert - Diese Therapie soll helfen! Sprechen als Herausforderung
03:43 min
Sprechen als Herausforderung
Michael stottert - Diese Therapie soll helfen!

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Sie haben Angst vor der Kommunikation mit anderen Menschen: Das ist wohl das größte Alltagsproblem von Stotter-Patienten. Auch KFZ-Mechatroniker Michael Kleid stottert seit Kindesalter und leidet unter den Reaktionen aus seinem Umfeld. Wie er sein sprachliches Schicksal jetzt in die Hand nimmt und wie ihm eine Therapie aus Kassel dabei hilft – im Video!

Stotter-Patient Michael: "Meine Mitschüler haben mich ausgelacht"

„In der Grundschule haben die anderen Kinder immer angefangen zu kichern“, erzählt der 23-jährige Michael im RTL-Interview. Wie ihm begegnen vielen Stotter-Patienten immer wieder Unverständnis oder sogar abwertende Reaktionen im Alltag. Ein Teufelskreis: Aus Angst vor dem Umfeld und aufgrund des psychischen Drucks verstärken sich Sprechblockaden oder die Betroffenen ziehen sich zurück. Doch Michael gibt sich nicht geschlagen: Mit der Kasseler Stottertherapie will er sein Sprachproblem in den Griff bekommen.
Therapeutin Emilia Rudolph erklärt, wie das zweiwöchige Intensivtraining das Stottern bekämpft:„Bei uns lernt man eine neue Sprechweise. Wir nennen das weiches und gebundenes Sprechen. Und wenn man das benutzt, dann hat man Kontrolle übers Sprechen.“

Gemeinsames Schicksal macht stark: Bei der Kasseler Stottertherapie kommt die Behandlung in der Gruppe zum Einsatz.
Gemeinsames Schicksal macht stark: Bei der Kasseler Stottertherapie kommt die Behandlung in der Gruppe zum Einsatz.
RTL

Gruppentherapie bevorzugt

Mehrere Stunden täglich übt Michael mit anderen Betroffenen gemeinsam das weiche Sprechen. Und das gemeinsame Schicksal verbindet und hilft. „Das tut einfach den Leuten super gut, das von anderen zu hören. Wie es denen geht damit, was haben die für Erfahrungen gemacht, was sind deren Probleme. Alleine auch das Gefühl zu haben, ich bin nicht alleine damit auf der Welt. Es gibt andere, denen geht es auch so,“ beschreibt Therapeutin Emilia Rudolph die Vorteile der Gruppentherapie.

Doch auch allein zu Hause geht das Training für Michael weiter: Mit der von der Kasseler Stottertherapie entwickelten Software „flunatic“ übt er am Computer weiter und kann seine Fortschritte in Grafiken verfolgen. Die sichtbaren Erfolge motivieren den 23-Jährigen dranzubleiben: „Die Therapie gehört jetzt zum Leben dazu. Ich sag mir immer, andere haben auch ein Päckchen zu tragen.“

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Stottern: Sprachstörung mit vielschichtigen Ursachen

Etwa 800.000 Menschen in Deutschland, also ca. 1% der Bevölkerung, sind dauerhaft von Stottern betroffen. Darunter sind etwa fünfmal so viele Männer wie Frauen, da die Sprachstörung mit dem x-Chromosom vererbt wird. Ca. 5 Prozent der Kinder beginnen bis zum 6. Lebensjahr zu stottern, vereinzelt tritt die Sprechblockade auch später auf. Im Kindesalter gibt es eine hohe Chance auf eine spontane Selbstheilung, die sogenannte Remission. Ab der Pubertät ist es sehr selten, dass Stottern plötzlich auftritt – aber auch, dass vorhandenes Stottern sich zurückbildet.

„Die Vererbung erklärt es nur ein Stück weit. So ganz genau weiß man es einfach nicht“, sagt Therapeutin Emila Rudolph über die Ursachen des Stotterns. Auch neurologische und psychosoziale Umstände fördern die Sprechblockade.Die Kasseler Stottertherapie bietet Therapien für alle Altersgruppen an. Die Bundesvereinigung Stottern und Selbsthilfe e.V. bietet außerdem bundesweit Seminare und Hilfe für Betroffene an.

Mein Kind stottert - was nun?

Ihr Kind wiederholt und dehnt Laute in auffälliger Weise, es „stolpert“ sozusagen beim Sprechen? Gerade in ganz jungen Jahren ist das keine Seltenheit. Als Eltern sollten sie laut Techniker Krankenkasse erst einmal vom Kinderarzt checken lassen, ob es sich um tatsächliches Stottern handelt. Dabei werden vor allem die Hörfähigkeit und die generelle altersgemäße Entwicklung untersucht. Wenn andere Krankheiten ausgeschlossen sind, kann hier ein Logopäde für ihr Kind ins Spiel kommen. Dieser stellt, wie ausgeprägt die Sprechstörung ist und welche Therapie sinnvoll ist.

Eltern sollten vor allem Geduld zeigen

Experten raten Eltern von stotternden Kindern dazu, Sprechsituationen möglichst entspannt zu gestalten und dem Kind Zeit zu geben. Wenn die Eltern entspannt bleiben und es auch in Gestik und Mimik deutlich machen, wirkt es auch entspannend auf die Kinder. Es wirke laut Techniker Krankenkasse am besten, wenn Eltern ihr Kind einfach aussprechen lassen anstatt es mit gut gemeinten Hilfestellungen unterstützen zu wollen – z.B. der Rat „Hol erstmal tief Luft“. Und Mediziner sind sich einig: Wenn Sie als Eltern etwas nicht verstanden haben, fragen Sie ruhig nach! Und machen Sie sich auch bei spät einsetzender oder vorangeschrittener Sprachstörung keine Sorgen: Für eine Stottertherapie ist es nie zu spät! (api/gmö)