"Wembley hat mich tief berührt und begeistert."

Kanzler Olaf Scholz (SPD) will gleiche Siegprämien für Fußball-Frauen und Männer

Das Finale der Europameisterschaft der deutschen Frauen hat in diesem Jahr für eine Rekord-Quote im TV gesorgt: Fast 18 Millionen Menschen verfolgten das Spiel gegen England vor den heimischen Bildschirmen. Auch in der öffentlichen Wahrnehmung spielt Frauenfußball eine immer größer werdende Rolle, das Interesse wächst. Nichtsdestotrotz müssen die Kickerinnen immer noch damit klarkommen, dass ihre männlichen Kollegen mitunter das 50 bis 200-Fache an Gehalt kassieren, so geht es aus einer aktuellen Studie des Wiener WU-Instituts für International Business hervor.
Bundespräsident Olaf Scholz (SPD) stört das enorm, wie er auch heute bei seinem Besuch an der Frankfurter DFB-Zentrale noch einmal deutlich machte.

Scholz macht sich stark für Gleichberechtigung

Scholz hatte schon während der EM in einem Tweet die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen in den Nationalteams gefordert. Die DFB-Frauen erhielten für ihren zweiten Platz nach der 1:2-Niederlage im Endspiel von Wembley gegen England am 31. Juli jeweils 30.000 Euro. Für den Titel hätte es 60.000 Euro gegeben. Kein Vergleich zu den Männern - die hätten bei einem EM-Triumph 2021 jeweils ein Preisgeld von 400.000 Euro erhalten. Nicht nur aus Sicht des Bundeskanzlers ist das ungerecht.

Diese Umfrage ist nicht repräsentativ.

Gleiche Prämien für Frauen?

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - AUGUST 09: German Chancellor Olaf Scholz and DFB President Bernd Neuendorf speak to the media during a visit of the chancellor at DFB-Campus on August 09, 2022 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alexander Scheuber/Getty Images)
Laut Olaf Scholz sei die Frage nach den Prämien der Nationalspielerinnen eine politische.
MW / MW, Getty Images, Bongarts

Während seines Besuchs beim DFB trat Scholz vor die Öffentlichkeit, um ein Statement abzugeben. Seiner Meinung nach habe das Endspiel in Wembley für jede Menge Begeisterung gesorgt. „Nicht nur mir ging das so, sondern vielen, dass sie tief berührt waren und mitgefiebert haben und den ganz großen Erfolg herbei gewünscht haben“, sagt er.

Mit der DFB-Spitze habe er sich die Frage gestellt, wie man noch mehr Mädchen und Frauen für den Fußball begeistern könne, die Angleichung der Prämien spielten dabei eine zentrale Rolle. „Ich finde, das ist etwas Politisches im Gegensatz zu den Gehaltsverhandlungen, die Spielerinnen und Spieler an anderer Stelle führen. Das macht Sinn, dass man hier über gleiche Prämien diskutiert. Ich habe den Vorschlag gemacht und bin sehr dankbar dafür, dass die Bereitschaft besteht, diese Frage zu diskutieren“,sagt Scholz.

Ein deutliches Statement klingt anders, nichtsdestotrotz scheinen hinter verschlossener Tür Gespräche für mehr Gleichberechtigung stattzufinden.

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DFB-Präsident ist zwiegespalten

FRANKFURT AM MAIN, GERMANY - AUGUST 09: German Chancellor Olaf Scholz and DFB President Bernd Neuendorf speak to the media during a visit of the chancellor at DFB-Campus on August 09, 2022 in Frankfurt am Main, Germany. (Photo by Alexander Scheuber/Getty Images)
DFB-Präsident Bernd Neuendorf merkt an, dass der Frauenfußball-Markt nicht mit dem der Männer zu vergleichen sei.
MW / MW, Getty Images, Bongarts

Auf Scholz´ Impuls hin hat sich auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf zu der Debatte geäußert. „Ich bin zumindest bereit, in unseren Gremien mit den Vertretern und Vertreterinnen der A-Nationalmannschaften darüber zu reden, ob unser über Jahrzehnte gewachsenes Prämiensystem noch zeitgemäß ist (...) und es gegebenenfalls auch angepasst werden kann“, sagt er. Nichtsdestotrotz müsse „zur Kenntnis“ genommen werden, „dass trotz gleicher Tätigkeit die Märkte immer noch sehr unterschiedlich sind“. Demnach sei das Interesse am männlichen Fußball nach wie vor deutlich stärker.

Was sagen die Spielerinnen dazu?

Laura Freigang (Deutschland, #10)

UEFA WOMENS EURO ENGLAND 2022: Training Deutschland;  The Grove, London, 28.07.2022 *** Local Caption *** 00611575 / action press
Kickerin Laura Freigang wünscht sich finanziell mehr Anerkennung für ihren Sport.
Import, action press, ActionPress

Auch auf dem Feld erheben immer mehr professionelle Spielerinnen ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit in der Bezahlung. Vielen geht es dabei nicht unbedingt um den eigenen Wohlstand, sondern vielmehr um die Anerkennung und Förderung des eigenen Sports. Laura Freigang – Nationalspielerin und Spielerin bei der Frankfurter Eintracht – sagte in einem Interview mit dem Playboy: „Wenn man die Ablösesummen der Männer anschaut und guckt, wie viel Geld es bräuchte, um eine Frauenmannschaft zu finanzieren, sind das wirklich Peanuts.“ (kmü/dpa)