Keiner traf bei einer WM häufiger
Frankreichs Fußball-Ikone Just Fontaine ist tot

Der Fußball hat einen weiteren ganz Großen verloren: Frankreichs Stürmer-Ikone Just Fontaine ist tot. Wie die Familie der Nachrichtenagentur AFP bestätigte, starb der WM-Rekordtorjäger im Alter von 89 Jahren.
Wahnsinns-Auftritt bei WM 1958
Fontaine spielte von 1953 und 1960 für Frankreichs „Equipe Tricolore“ – und wie. In nur 21 Länderspielen knipste er 30 Mal. Zur Legende wurde Fontaine bei der WM 1958 in Schweden, als er 13 Tore schoss. Bis heute Rekord.
Mit seinen Treffern führte er Frankreich ins Halbfinale. Dort trafen Fontaine und Co. auf Brasilien. Zwar traf Fontaine erneut. Beim 2:5 aus französischer Sicht war aber ein anderer Stürmer Mann des Spiels: ein gewisser Pelé. Die Braslien-Ikone war Ende des Vorjahres im Alter von 82 Jahren gestorben.
"Ein Denkmal des französischen Fußballs ist von uns gegangen", schrieb Fontaines Ex-Klub Paris St. Germain bei Twitter: "Es ist ein trauriger Tag für alle Anhänger von Paris." Als Trainer führte Fontaine PSG 1974 in die erste Liga. Zuvor hatte er unter anderem 1967 die französische Nationalmannschaft gecoacht.
13 Tore - und das ohne Elfer
Als vor fast 65 Jahren in Schweden der Stern von Pele aufging, ließ auch Fontaine die Fußballwelt staunen. Der 17-jährige Pele läutete seine Karriere als Weltstar ein und bescherte Brasilien den ersten Weltmeistertitel. Doch sämtliche Torrekorde sprengte der unaufhaltsame Fontaine.
Dabei war der Held gar nicht für das Aufgebot vorgesehen. Nur die Verletzung von Thadee Cisowski verhalf ihm zum Kaderplatz - ein Glück. Drei Tore gegen Paraguay (7:3) erzielte Fointaine, zwei gegen Jugoslawien (2:3), eins gegen Schottland (2:1), zwei gegen Nordirland (4:0), eins gegen Brasilien (2:5) und vier gegen Deutschland (6:3) im Spiel um Platz drei.
Verrückt, aber wahr: Seine Ausbeute hätte noch höher ausfallen können. "Wir hatten ja auch noch einen Elfmeter, aber die durfte nur Raymond Kopa schießen", berichtete Fontaine einmal - und er wandte sich an seine potenziellen Nachfolger: "Es kann ja sein, dass irgendwann irgendwer meinen Rekord knackt. Nur: Niemand sollte vergessen, dass wir damals nur sechs Spiele hatten."
Er wollte Radrennfahrer werden
Ganze 21-mal stürmte Fontaine für die Nationalmannschaft. Genug für 30 Treffer, fast die Hälfte davon bei jenem Turnier in Schweden. Vergleiche mit dem "Bomber der Nation", Gerd Müller, der für 14 Treffer zwei Endrunden brauchte, kommentierte Fontaine so: "Ich war schneller als er, er hatte den besseren Torinstinkt."
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Just - der Gerechte, so die wörtliche Übersetzung seines Vornamens - wurde am 18. August 1933 in Marokko, in Marrakesch, geboren, seinerzeit war das Land französisches Protektorat, wie Kolonien vornehm umschrieben wurden. Sein Vater sah ihn als Leichtathlet oder Basketballer, er selbst wollte mal Radrennfahrer werden. Über USM Casablanca ging es aber als Fußballer zu OGC Nizza. 1956 wechselte Fontaine zum damals legendären Verein Stade Reims, er stand 1959 im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Real Madrid (0:2).
Dass 1958 für ihn ein One-Hit-Wonder blieb, lag auch am Verletzungspech: Ein doppelter Beinbruch, seinerzeit ein ernstes medizinisches Problem für einen Profisportler, beendete quasi schon 1960 Fontaines Karriere, Comeback-Versuche blieben ungekrönt. Seine Profizeit währte nicht einmal ein Jahrzehnt.
Als Trainer - unter anderem des Nationalteams von Marokko und der Equipe Tricolore - blieb seine Bilanz eher bescheiden. Dank des Sommers 1958 ist Fontaine dennoch einer der Größten, die der französische Fußball jemals hervorgebracht hat. (sid/mar)