Wie meint der Ex-Bundestrainer das?

Joachim Löw mit Ansage zur WM in Katar: "Boykott macht keinen Sinn"

Dass Katar es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt, ist natürlich auch an Ex-Bundestrainer Joachim Löw nicht vorbeigegangen. Dennoch rät der 62-Jährige den Spielern und Trainern, unbedingt an der Weltmeisterschaft (ab 20. November) teilzunehmen. „Die WM wird stattfinden, deshalb macht ein Boykott auf keinen Fall Sinn“, sagte Löw am Freitagabend, nachdem er mit dem Walther-Bensemann-Preis ausgezeichnet worden ist.
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Sportlicher Wettkampf soll im Fokus stehen

Löw sieht die Nationalspieler demnach auch nicht in der Pflicht, klare Haltung gegen die teils erschütternde Lage vor Ort zu zeigen, wie er weiter erklärt: „Die Spieler gehen dahin aus sportlichem Interesse heraus, dem sollte man ein bisschen Rechnung tragen.“ Der Sport müsse zwar Missstände ansprechen, aber manchmal erwarte man auch zu viel von Spielern und Trainern, die einen sportlichen Wettkampf wollen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte zuletzt erneut schwere Vorwürfe gegen das Emirat Katar erhoben. Knapp einen Monat vor Beginn der international höchst umstrittenen Fußball-Weltmeisterschaft wirft HRW der Polizei in dem Golfstaat vor, queere Menschen festzunehmen und zu misshandeln. Die Lage für homosexuelle Menschen und Menschen aus der LBGTQ-Community ist generell alles andere als gut. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen sind in dem Emirat am Persischen Golf verboten und können mit Auspeitschen, mehrjährigen Freiheitsstrafen und theoretisch sogar der Todesstrafe geahndet werden.

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Schlimme Lage auch für Gastarbeiter

Schon seit Jahren verweisen zudem Organisationen wie Amnesty International auf Missstände beim Umgang mit den zahlreichen Gastarbeitern hin. Arbeiter würden so kurz vor dem WM-Turnier weiterhin ausgebeutet und missbraucht, wie es in einem aktuellen Bericht heißt. Hunderte Arbeiter seien wohl gestorben.

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Bei der WM "ist alles möglich"

Der langjährige Nationalcoach Löw äußerte sich auch zum möglichen Abschneiden des DFB-Teams beim Turnier in Katar. „Es ist alles möglich“, sagte er – ohne eine genaue Prognose abzugeben. „Eine WM ist eine eigene Geschichte, da kommt es auf vieles an.“ Dazu gehörten die Form der Spieler, Verletzungen und das nötige Spielglück. Man müsse aber auch wissen, dass andere Nationen allerhöchsten Ansprüchen genügen und eine unglaubliche Qualität haben.

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Eine Rückkehr als Trainer?

Löw liebäugelt zudem weiter mit einer Rückkehr in den Trainerberuf. „Ich lasse es nochmal ein bisschen auf mich zukommen. Im Sommer gab es schon auch konkrete Anfragen und Angebote“, sagte er. „Ob Nationalmannschaft oder ein Verein muss ich dann mal sehen, wie sich das anfühlt und welche Voraussetzungen gegeben sind. Aber Spaß habe ich natürlich immer noch.“ Schon zuvor hatte er deutlich gemacht, dass er nach der WM und nach einer monatelangen Pause für eine neue Aufgabe bereit ist.

Zunächst erhielt Löw aber am Freitagabend den nach dem „Kicker“-Gründer benannten Walther-Bensemann-Preis. Damit werden nach Angaben der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur Menschen ausgezeichnet, „die Herausragendes für den Fußball geleistet haben“. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Franz Beckenbauer, Alfredo Di Stéfano und Uwe Seeler. Löw stehe für „eine fußballerische Wiederbelebung“ der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit der Krönung durch den WM Titel im Jahr 2014, wie „Kicker“-Chefredakteur Jörg Jakob in der Laudatio hervorhob. (jlu/dpa)