Ermittler liefern neue Details
Drei Tote bei Unfall in Italien: Hatte Angelika H. (31) einen Wutausbruch am Steuer?
Italien trauert um die drei Toten!
Am Donnerstag (6. Juli) starben ein Kind (2), sein Vater (48) und eine Großmutter (64), weil ein Auto mit zu hoher Geschwindigkeit in sie hinein raste. Am Steuer saß die Deutsche Angelika H. (31). Warum nur prallte sie in die Familie? Am Dienstag liefern die italienische Polizei und Staatsanwaltschaft erste Antworten zum Horror-Crash.
Angelika H. raste wohl NICHT absichtlich in Familie

Am Unfallort im beschaulichen Städtchen Santo Stefano di Cadore in den Dolomiten fanden die Ermittler unmittelbar nach der Katastrophe keine Bremsspuren vor. Fuhr Angelika H. also mit Absicht in die Spaziergänger und zerstörte so das Familienglück? Schnell stand dieser Verdacht im Raum. Auf einer Pressekonferenz tritt Staatsanwalt Paolo Luca dieser wohl drängendsten Frage entschlossen entgegen: Er glaube nicht, dass die 31-Jährige mit Absicht in die Familie gefahren sei. Viel wahrscheinlicher: „Eine Art Wutausbruch am Steuer, dessen Ursache wir nicht kennen", so der Jurist in der Provinzhauptstadt Belluno.
Noch klarer scheint indes, dass Angelika H. zum Unfallzeitpunkt ihr Handy nicht benutzt hatte – weder zum Telefonieren, noch zum Surfen im Internet. Das ergeben erste Untersuchungen, so Luca. Ein Gutachter werde einen Bericht dazu vorlegen.
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Staatsanwalt: Todes-Fahrerin führte "Nomadenleben"
Die Unfallfahrerin befindet sich in Untersuchungshaft in Venedig, inzwischen werde sie aber in einem Krankenhaus der Stadt psychiatrisch behandelt. Das bestätigt ihr Anwalt Giuseppe Triolo der Deutschen Presse-Agentur. Er ruft dazu auf, seine Mandantin nicht vorzuverurteilen. „Man erreicht keine Gerechtigkeit, wenn man eine fragile Person auf diese Weise ans Kreuz nagelt und massakriert“, sagt Triolo der Agentur. Auch er selbst werde im Internet angefeindet.
Dem derzeitigen Ermittlungsstand nach soll Angelika H. ihren Heimatort in Niederbayern im Oktober des vergangenen Jahres verlassen haben. Seitdem pendele sie zwischen verschiedenen Gebieten in Norditalien – und lebe in ihrem Auto. „Sie schlief und aß im Auto“, sagt Staatsanwalt Luca am Dienstag, sie habe ein „Nomadenleben“ geführt.
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Hektischer Aufbruch von Brunnen wirft Fragen auf
Zwar sind die exakten Hintergründe der Tragödie den Ermittlern weiter unklar. Doch laut Luca gebe es Hinweise von Zeugen. „Sie scheint jemand zu sein, der seine Wut nicht kontrollieren kann“, sagt er. Denn Zeugen haben gesehen, wie sie an einem Brunnen unmittelbar vor dem Unfall Wasserflaschen aufgefüllt haben, sie plötzlich weggeworfen haben und dann hektisch in ihren Wagen gesprungen sein soll. Was könnte Angelika H. so in Rage versetzt haben?
Laut ihrem Anwalt erinnere sich die Fahrerin des Wagens an nichts, habe immer wieder gesagt „Ich bin am Abgrund“. Das berichtete am Wochenende die italienische Zeitung Corriere della Sera. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die Ermittler in den kommenden Tagen durch die weitere Vernehmung der Deutschen und ihrer Familie aus Niederbayern.
Bei einer Verurteilung drohen H. wegen Tötung im Straßenverkehr zwischen zwei und sieben Jahre Haft – pro Opfer. Für mehrere Opfer sind maximal 18 Jahre hinter Gittern möglich. (jak/dpa)
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