Jalda A. (34) sagt in Prozess aus

IS-Rückkehrerin aus Bremen soll Frau wie Sklavin gehalten haben

Markus Scholz
Die angeklagte IS-Rückkehrerin aus Bremen steht im Saal des Oberlandesgerichts in Hamburg. Foto: Markus Scholz/dpa-Pool/dpa
deutsche presse agentur

Die mutmaßliche IS-Rückkehrerin Jalda A. aus Bremen hat am zweiten Prozesstag vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg eine Aussage gemacht. Zunächst schilderte die 34-Jährige am Freitag, wie es überhaupt dazu kam, dass sie ihrem Bruder 2014 über die Türkei nach Syrien folgte. Ihr streng gläubiger Bruder habe sie in Bremen kontrolliert, sie gedrängt, sich zu verschleiern und zu heiraten, berichtete die aus Afghanistan stammende Deutsche.

Sie sahen sich "Bestrafungsaktionen" an

Sie habe das damals abgelehnt. Als ihr Bruder jedoch Richtung Türkei weggezogen sei, sei sie seiner Bitte nachgekommen, ihn gemeinsam mit dessen Familie zu besuchen. Sie habe zunächst nur eine Woche bleiben wollen, betonte sie, bevor der Prozess vorübergehend unterbrochen wurde.

Gerichtsssprecher Kai Wantzen im Gespräch mit RTL Nord: „Bezogen auf einzelne Handlungen lautet der Anklagevorwurf hier Beihilfe zum Völkermord und außerdem Kriegsverbrechen sowohl gegen Personen als auch gegen das Eigentum.“ Nach ihrer Ankunft soll sie nach islamischem Ritus einen IS-Kämpfer geheiratet haben, mit dem sie mehrere Häuser bewohnt haben soll, die dem IS nach Flucht oder Vertreibung der ursprünglichen Bewohner in die Hände gefallen waren. Gemeinsam habe sich das Paar regelmäßig öffentliche „Bestrafungsaktionen“ des IS angesehen, wie zum Beispiel Steinigungen.

Jesidische Frau ausgebeutet und misshandelt

Nach dem Tod ihres Mannes und Vaters ihres ersten Kindes sei die Angeklagte Zweitfrau eines anderen Mannes geworden. Später habe sie einen dritten Mann geheiratet. Im gemeinsamen Haushalt in Majadin am Euphrat habe das Paar eine jesidische Frau wie eine Sklavin ausgebeutet und misshandelt. „Die Angeklagte hat gemeinsam mit ihrem letzten Ehemann für einen Zeitraum von drei Wochen eine jesidische Sklavin in ihrem Haushalt gehalten. Nach unseren Erkenntnissen hat der Ehemann der Angeklagten die jesidische Frau mehrfach vergewaltigt, was die Angeklagte auch wusste und billigte. Auch die Angeklagte selbst soll die jesidische Frau wiederholt misshandelt haben“, so Jasper Klinge, Oberstaatsanwalt beim Bundesgerichtshof, gegenüber RTL Nord.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Angeklagte äusserte sich Freitag erstmals

2017 wurde die Bremerin den Angaben zufolge von kurdischen Kräften festgenommen. In einem Gefangenenlager in Nordsyrien habe sie 2018 ihr zweites Kind zur Welt gebracht. Im vergangenen Oktober kehrte sie nach Deutschland zurück und ist seither in Untersuchungshaft. „Sie ist sehr gefasst, sehr ernst und ist bereit ihre Situation jetzt hier gerichtlich aufzuarbeiten“, so Jacob Hösl, Verteidiger der Angeklagten gegenüber RTL Nord. (dpa/kst)