Kurz vor Hinrichtung: „Ich werde für die Freiheit der Frauen meines Landes mein Leben geben“Zum Tode verurteilter Mohammad Hosseini nimmt Abschied in herzzerreißendem Brief

Er ist eines der zwei jüngsten Opfer des iranischen Regimes im Kampf gegen die Demonstranten, die in dem Land Freiheit und Gerechtigkeit für Frauen fordern: Mohammad Hosseini wurde am Samstag hingerichtet. Zuvor wandte sich der junge Mann in einem herzzerreißenden Brief an die Öffentlichkeit und schrieb: „Ich werde für die Freiheit der Frauen meines Landes mein Leben geben.“
Video: Proteste auf iranischem Basar - Frauen ohne Kopftuch
„Ich bin Mohammad Hosseini, ein Mann, der niemanden hatte. Keine Mutter, keinen Vater, keine Familie, ein Freund aller Güte in dieser Welt“, soll er kurz vor seiner Hinrichtung in einem Brief, der in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurde, geschrieben haben. „Nach Tagen und Nächten des Widerstands unter schwerer Folter zwangen sie mich, das Verbrechen zu gestehen, das ich nicht begangen habe.“
„Für mich, der sein ganzes Leben lang zutiefst einsam war, in einem Land, in dem Kinder keine Gerechtigkeit erfahren, ist mein einziger Wunsch, dass die Welt ein Ort ist, an dem alle Kinder, Kinder sein können“, geht der Brief weiter. „Für all diese Liebe, die alles ist, was ich nach diesem kurzen, schmerzhaften Leben noch habe, schrie ich auf den Straßen.“
Hosseini wurde gemeinsam mit weiteren jungen Männern vom iranischen Regime vorgeworfen, einen Anhänger der regierungsnahen Basidsch-Miliz getötet zu haben. Nach ihrer Verurteilung waren die beiden jungen Männer am Samstag gehängt worden. Drei weitere Personen wurden in dem Fall zum Tode verurteilt, elf Angeklagte erhielten Haftstrafen.
Fünf Männer nach Protesten im Iran zum Tode verurteilt
Staatsmedien veröffentlichten in dieser Woche ein Geständnis von Hosseini und seinem Mitstreiter Mohammad Mehdi Karami. Geständnisse, die vermutlich unter Folter erzwungen worden waren.
Amnesty International bezeichnet die Gerichtsverhandlungen im Iran als Scheinprozesse. Hosseinis Anwalt erklärte im Dezember, sein Mandant sei gefesselt und mit Elektroschockern verletzt worden. Zudem habe man gegen seinen Kopf getreten, bis er ohnmächtig geworden sei.

Iran: Weiterhin Proteste nach dem Tod von Mahsa Amini
Bereits im Dezember waren im Zuge der Proteste im Iran zwei Demonstranten hingerichtet worden. Die Massendemonstrationen im Iran hatten nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im September begonnen, die Proteste halten bis heute an.
„Vergesst Mohammad Hosseini nicht, einen Mann, der vielleicht nur eine Nacht oder ein paar kurze Nächte vom Galgen entfernt ist“, schloss Hosseini in seinem Brief. „Meine Hinrichtung ist die Hinrichtung der Liebe und Güte. Die Hinrichtung eines Mannes, der ein Freund der Natur war. Es ist die Hinrichtung von Ehre und Menschlichkeit.“ (jda)