„Die ganze Welt soll sehen, wie schlimm es im Iran ist“

Auf Demo im Iran erschossen: Familie Mohammadi hat ihren geliebten Neffen und Cousin verloren

Rund 15.000 Festnahmen und 440 Tote bei Protesten im Iran: So lautet die traurige Bilanz von Amnesty International. Auch der 42-jährige Foad Mohammadi verlor bei einer Demonstration in Kamyaran im Nordwesten des Landes sein Leben. In Gießen hatte der Familienvater Angehörige, die die Nachricht seines Todes bis ins Mark erschüttert hat. Wir haben seine Cousine Nina, seinen Onkel Hossein und seine Tante Shanaz getroffen. Uns erzählen sie, was sich dringend im Iran ändern muss.

Shanaz Mohammadi trauert um ihren toten Neffen Foad.
Shanaz hat ihren Neffen bei einer Demonstration im Iran verloren. Dass er heute nicht mehr am Leben ist, kann sie nicht glauben.
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Tod macht fassungslos

„Das ist sehr, sehr traurig. Wir haben die Zeit gemeinsam genossen. Der war hilfsbereit, lieb, nett – ein Mensch, den man nicht wirklich beschreiben kann“, sagt Shanaz beim Blick in das Bilderbuch der Familie. Ihre Tränen wischt sie mit einem Taschentuch weg, dass ihr Neffe nun nicht mehr am Leben ist, kann sie noch immer nicht fassen.

Foad kämpfte für seine Freiheit

Cousine Nina erklärt, wie sie und ihre Eltern von Foads Tod erfahren haben. Demnach habe ihr Vater Hossein die Nachricht zuerst über Facebook erhalten und wurde dann später von der eigenen Familie benachrichtigt. Ich habe gestern mit Foads Frau telefoniert, sie ist so fix und fertig, dass sie nicht mit mir reden konnte“, sagt Hossein.

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Seit mehr als zwei Monaten protestieren Menschen gegen das autoritäre Mullah-Regime im Iran. Auch Foad war Teil dieser Gegenbewegung. Seiner Familie soll er gesagt haben, dass er zur Apotheke wollte, um sich Medikamente gegen Zahnschmerzen zu besorgen. Schlussendlich ging er auf eine Demonstration und kehrte nicht mehr zurück. Ein Handyvideo hat den Moment des Schusses eingefangen – hier hört man, wie der zweifache Familienvater erschossen wird.

Shanaz, Hossein und Nina Mohammadi in Gießen am Laptop.
Shanaz, Hossein und Nina sehen sich am Laptop Videos aus dem Iran an. Mit einer Handykamera haben Angehörige die Beerdigung von Foad dokumentiert.
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Familie Mohammadi wünscht sich mehr Unterstützung von Deutschland

„Natürlich macht man sich dann den ganzen Tag Gedanken: Kriegen wir heute die nächste schreckliche Nachricht? Wird heute auf dieser Trauerfeier wieder geschossen? Und ich denke, so geht das jeder Familie, die im Iran lebt“, sagt Foads Cousine Nina.

Wenn es nach Nina geht, müsste Deutschland mehr Druck aufbauen - sowohl wirtschaftlich als auch innen- und außenpolitisch. Wenn es nach Tante Shanaz geht, soll der Tod von Foat nicht umsonst gewesen sein: „Ich hoffe, dass er nicht vergessen wird. Das ganze Volk soll nun zusammen aufstehen, die ganze Welt soll sehen, wie schlimm es aktuell im Iran ist. Das Volk soll Freiheit bekommen.“ (apo/kmü)