Geschäftsbetrieb wird weiter fortgeführt

Insolvenz für Keller Sports. Wie es für den Sportartikel-Händler nun weitergeht

Insolvenz
Antrag zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Foto: picture alliance / Alexander Heinl/dpa/Illustration
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17 Jahre lang standen bei der Münchner Keller Group alle Zeichen auf Wachstum. Doch dann ging alles ganz schnell: Ein Investor springt ab, der Gang zum Amtsgericht unabwendbar. Wie es für den Online-Sportartikel-Händler jetzt weitergeht.

Interessent zog Angebot für Keller Group kurzfristig zurück

Seit vergangener Woche steht fest: die Münchner Keller Group ist insolvent. Ein Interessent habe sein Angebot überraschen zurückgezogen, der Gang zum Amtsgericht unvermeidbar, erklärt das Unternehmen.

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Eigentlich galt der Online-Shop Keller Sports als beständige Konstante im Onlinehandel mit Sportausrüstung. Immerhin wurde der Sportartikel-Händler vor 17 Jahren gegründet und wuchs seither kontinuierlich. Nun ist der Schritt in die Insolvenz unumgänglich. Wie es dazu kam, hat mehrere Gründe.

Eine Verkettung von schwierigen Bedingungen

Containerschiffe im Hamburger Hafen
Wenn Lieferketten ins Stocken geraten, hat das Folgen für Kunden. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
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Die Liste der Auslöser ist lang und zugleich nachvollziehbar. Am Anfang steht die Lieferkettenkrise, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Das Konsumverhalten wurde vorsichtiger. Ende Februar folgte durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die nächste wirtschaftliche Schieflage für die Keller Group. Die Kaufkraft blieb reserviert.

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Bei einem Unternehmensmodell, das vornehmlich auch Wachstum ausgerichtet ist, ist Kapital ein zentrales Gut. Stockt das Wachstum durch äußere Einflüsse, sind zumeist neue Geldquellen vonnöten. Somit schlitterte die Keller Group in eine Liquiditätskrise, die trotz intensiver Bemühungen nicht rechtzeitig bereinigt werden konnte, heißt es von Firmenseite. Wie das Handelsportal „Textilwirtschaft“ berichtet, wies das Unternehmen bereits im Jahr 2020 eine Jahresfehlbetrag von sieben Millionen Euro und einen Verlustvortrag von 15,6 Millionen Euro auf.

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Käufer gesucht: Rund 60 Mitarbeiter werden „bis Ende Februar“ bezahlt

So kam es, wie es kommen musste. Die Keller Group – zu dessen Firmenuniversum Keller Sports, Keller X und Keller Smiles gehören – hat beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverantwortung gestellt. Der Antrag befindet sich nach Angaben von Textilwirtschaft derzeit noch in der Prüfung. Wie Sanierungsexperte Dirk Schoene von Dentons erklärt, soll das vorläufige Insolvenzverfahren „bis Ende Februar“ laufen. Die Gehälter der rund 60 Angestellten seien bis dahin durch das Insolvenzgeld abgesichert.

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Bis dahin soll der Geschäftsbetrieb wieder stabilisiert werden. Heißt konkret: Gespräche mit Lieferanten und Kreditinstituten sollen dafür sorgen, dass die Übergangsphase finanziell gesichert ist. Im Anschluss werden Interessenten für das Unternehmen gesucht.

Eine deutliche Profilschärfung wird angestrebt

Damen-Laufschuhe: Joggerin läuft an einem herbstlichen Tag durch den Wald.
Künftig will sich Keller Sports hauptsächlich auf den Verkauf von Laufschuhen konzentrieren.
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Keller Sports soll es auch in Zukunft geben. Allerdings mit einem deutlich geschärften Profil. Sportartikel aus dem Segment Fitness, Bike und Alpin Wintersport soll es künftig nicht mehr geben. Das Unternehmen will sich vollends auf Laufsport konzentrieren, wie Geschäftsführer Marcus Trute Textilwirtschaft erzählte.

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Damit setzt die Keller Group die Umstrukturierungsmaßnahmen fort, die sich im Mai mit dem Weggang von Geschäftsführer Moritz Keller andeuteten. Seither bilden sein Bruder Jakob Keller zusammen mit Ingo Stober und Marcus Trute das Geschäftsführungstrio. Letzterer erklärte kürzlich sogar, das Unternehmen werde sich von der Marke Keller X trennen. Sneaker wird es dementsprechend bald nicht mehr geben. Dafür wird das Angebot an Laufschuhen wohl deutlich umfangreicher ausfallen. (rdr)

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