Berliner Hausverwaltung will Zeichen setzen

Gegen häusliche Gewalt: Hier sollen Mieter jetzt ein „Prügel-Verbot“ unterzeichnen

Birgit Danschke (56), Vorstand bei der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer
"Es geht darum das Bewusstsein zu schärfen, das Thema zu enttabuisieren – wir dürfen nicht wegschauen, müssen die Scham überwinden", sagt Birgit Danschke (56), Vorstand bei der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer im RTL-Interview.
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von Dimitri Blinski

Gerade in den eigenen vier Wänden kommt es immer öfter zu Gewalt.
Mehr als 240.000 Menschen sind im vergangenen Jahr Opfer von häuslicher Gewalt geworden –8,5 Prozent mehr als im Vorjahr, meldet das Bundeskriminalamt. Und die Dunkelziffer ist weit höher. Nun macht eine Hausverwaltung schon im Mietvertrag auf das Thema aufmerksam und fordert von den Mietern ein klares Bekenntnis.
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Jeder Mieter soll sich klar gegen häusliche Gewalt positionieren

Initiative Paragraf 25 11 – Haus ohne häusliche Gewalt
"Häusliche Gewalt ist nicht zu tolerieren. Ich habe verstanden, dass ich im Fall häuslicher Gewalt die Möglichkeit habe, Hilfe zu erhalten. Die Beratungsstelle SkF – Frauentreffpunkt steht mir dafür kostenlos und vertraulich zur Verfügung", das sollen Mieter in Zukunft mitunterschreiben.
Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer, Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer, Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer

In Zukunft soll in Berliner Mietverträgen eine Anlage mit dem Paragrafen 25/11 enthalten sein. Dort bekennen sich Mieter und Vermieter dazu, dass „dieses Haus frei von häuslicher Gewalt bleibt.“

„Wenn die potenziellen Mieter die Anlage vor Einzug unterschreiben, wird das Bewusstsein schon vor Eintritt in die Hausgemeinschaft geschärft. Die Vermieter und Mieter müssen lernen, die Warnzeichen früh genug zu erkennen und zu reagieren“, sagt Birgit Danschke (56), Vorstand bei der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer im RTL-Interview.

Sie wolle die Eigentümer und Mieter für das Thema sensibilisieren. „Und eine Unterschrift unter einen Vertrag zu setzen, ist noch mal verbindlicher als das gesprochene Wort“, so Danschke.

Lese-Tipp: Häusliche Gewalt: Hier finden Opfer schnelle Hilfe

Birgit Danschke: „Wir dürfen nicht wegschauen, müssen die Scham überwinden"

Birgit Danschke (56), Vorstand bei der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer (WGBG)
"Dadurch sollen die Mieterinnen und Mieter sich solidarisieren, um aktiv an der Bekämpfung dieses gesellschaftlichen Problems mitzuwirken. Außerdem hoffen wir auch das die Hausgemeinschaft dadurch wieder enger zusammenrückt", Birgit Danschke (56), Vorstand bei der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer (WGBG) im RTL-Interview.
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Ganz konkret heißt es vom Vermieter: „Wir wollen, dass dieses Haus frei von häuslicher Gewalt bleibt und für alle Mieter ein Ort der Sicherheit, des gegenseitigen Respektes und der freien Entfaltung ist.“

Und der Mieter muss unterschreiben: „Häusliche Gewalt ist nicht zu tolerieren. Ich habe verstanden, dass ich im Fall häuslicher Gewalt die Möglichkeit habe, Hilfe zu erhalten.“

Birgit Danschke, die auch Vorstandsvorsitzende von Haus&Grund Berlin Charlottenburg ist, hofft vor allem auf eine psychologische Wirkung dieses Absatzes. „Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, das Thema zu enttabuisieren – wir dürfen nicht wegschauen, müssen die Scham überwinden. Und durch die Hilfenummer natürlich auch eine konkrete Hilfeleistung stellen.“

Die Mieterinnen und Mieter sollen durch diese Initiative enger zusammenrücken und sich solidarisieren, um schon früh zu erkennen, ob im Haus jemand unter häuslicher Gewalt leidet. Außerdem sollen auch die Hauswärter in Workshops mehr über physische und psychische Formen von häuslicher Gewalt und deren Folgen lernen und über Anlauf- und Beratungsstellen aufgeklärt werden.

Initiative § 25/11 kommt gut an

Ursprünglich wurde die Initiative §25/11 vom Sozialdienst Katholischer Frauen, in Anlehnung an den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, ins Leben gerufen. Birgit Danschke ist darauf aufmerksam geworden und möchte diese Kampagne nun als Botschafterin noch größer machen.

Die Vorstellung am Donnerstag sei schon positiv verlaufen und die ersten Hausverwaltungen wollen die Anlage mit in den Mietvertrag aufnehmen. „Wir rufen alle Berliner Immobilieneigentümer dazu auf, sich der Kampagne §25/11 anzuschließen und ein Zeichen gegen häusliche Gewalt zu setzen.“

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