Hoffnung im Cold Case
Waldarbeiter fanden Leiche im Müllsack: Polizei will Mord nach 26 Jahren aufklären
Einen Mord nach einem Vierteljahrhundert noch aufzuklären, wenn längst alle Spuren verwischt sind und Zeugen sich kaum noch erinnern – das klingt nach einem Ding der Unmöglichkeit. Aber die Polizei Trier hat große Hoffnung, bald den Mörder eines Mannes zu finden, der vor 26 Jahren in einem Waldstück bei Idar-Oberstein tot aufgefunden wurde. Im Video erklärt die Mordkommission, wie sie das Opfer nach so langer Zeit identifiziert hat und den Cold Case nun lösen will.
Toter wurde im Wald vergraben

Im März 1994 entdeckten Waldarbeiter die Leiche eines Mannes, eingehüllt in einen Schlafsack und Müllsäcke. Er wurde mit Hilfe von zwei Spaten vergraben, die die Ermittler in der Nähe fanden. Das kann bedeuten, dass es sich um zwei Täter handelt oder zumindest zwei Personen die Leiche vergraben haben – muss es aber nicht.
"Wir haben hier nicht den Tatort, wir haben den Fundort", erläutert Christian Soulier, Leiter der Mordkommission Trier. Wo der Mann umgebracht wurde, sei unklar, und persönliche Gegenstände seien nicht gefunden worden. "Aus Lichtbildern und Erzählungen wissen wir, dass er normalerweise Ringe anhatte und eine goldene Uhr. All das haben wir nicht gefunden."
Identität nach einem Vierteljahrhundert per Fingerabdruck geklärt

Erst im Sommer 2019 konnte die Polizei die stark zersetzte Leiche identifizieren. Der Tote ist Ryszard Gorczyca (gesprochen: "Rischard Gorschika"), 46 Jahre alt, geboren in Polen. Herausgefunden haben die Ermittler das, nachdem sie sich noch mal in der Asservatenkammer umgesehen hatten. "Bei dieser Gelegenheit hat das LKA noch mal die Fingerabdrücke, die wir damals gesichert haben, durch die Systeme laufen lassen. Im polnischen System landete sie einen Treffer", erklärt Soulier.
Polizei hofft auf Hinweise von Zeugen im Fall Ryszard Gorczyca

Ryszard Gorczyca war etwa 1,68 Meter groß, 50 bis 55 kg schwer, hatte dunkelblonde Haare und trug zeitweise einen Bart. Er trug vier markante, vermutlich in Handarbeit gestochene Tätowierungen: auf seiner Brust ein Kreuz mit stilisierten Strahlen, am linken Unterarm außen ein mit einem Dolch durchstochenes Teufelsgesicht. Innen war ein von einer Schlange umwundenes Schwert erkennbar, unter dem das Wort "Love" stand – am linken Oberarm ein einfach gestochener Frauenkopf, in dem ein Messer steckte.
Die Ermittler erhoffen sich Hinweise von Menschen, die den Toten gekannt haben. Unter der Telefonnummer 0651 / 97 79 24 80 können sich Zeugen bei der Polizei melden. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat und zur Ermittlung eines Täters führen, ist eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt.
Kein Fall wie jeder andere
Für die Beamten ist dieser ungeklärte Fall ein ganz besonderer. "Man hat den Ehrgeiz, das aufzuklären", berichtet Julia Fuhs von der Mordkommission Trier. "Dahinter stehen ja auch Schicksale und Familienangehörige, die wissen wollen, was mit dem Opfer passiert ist."