Mögliche Giftköder sogar im eigenen Garten!

Hundehalterin in Bremen besorgt: "Man ist ängstlich und immer auf der Hut"

Bremen Oberneuland Giftköder
In Bremen-Oberneuland sind Hundebesitzer alarmiert
RTL

Im Oktober finden Hundehalter und Hundehalterinnen immer wieder Giftköder im Bremer Stadtteil Oberneuland. Mit einer Flyer-Aktion machen die Besitzer und Besitzerinnen auf das Problem aufmerksam und intensivieren nun das Training. Eine Hündin musste sogar als Notfall beim Tierarzt behandelt werden: Sie hatte einen der möglicherweise giftigen Köder gefressen, der zuvor im Garten ihres Frauchens gelandet war. Ein Profi gibt nun Tipps, wie sich die Gefahrensituation mit Training besser kontrollieren lassen.

Plötzlich hat Rosalie ein Hackfleischbällchen im Maul!

Rhodesian Ridgeback Rosalie ist im Garten von Frauchen Heike Steffens unterwegs. Eigentlich ein Ort, an dem die Hündin sich unbeschwert und frei bewegen kann. Doch dann entdeckt die 53-Jährige, dass ihre Hündin ein rotes Objekt im Maul hat. „Ich habe immer schon mal direkt geguckt, weil der Garten direkt an einen Weg grenzt. Ich dachte, wenn einer meint er muss was werfen, dann ist es bei uns ganz einfach.“ Dass es dann wirklich dazu kommt, damit habe sie dann aber doch nicht gerechnet. Rosalie lässt sich das Hackfleischbällchen nicht aus dem Maul nehmen und frisst es. Heike Steffens packt ihre Hündin sofort ein und fährt zum Tierarzt. Mithilfe einer speziellen Spritze muss Rosalie sich kontrolliert erbrechen, bekommt Kohletabletten, die das Gift absorbieren sollen. Acht Wochen lang muss sie zudem Vitamin K bekommen und mehrere Blutuntersuchungen überstehen. Ihrer Hündin geht es aber gut. Heike Steffens hat Anzeige erstattet. Die Überreste des Köders werden nun vom Veterinäramt untersucht, auch um mehr über das möglicherweise enthaltene Gift zu erfahren. Das Ergebnis ist aktuell noch offen. Immer wieder gehen solche Geschehnisse aber auch ganz anders aus, wie im tragischen Fall von Labrador Lucy.

Initiative gegen Giftköder gestartet: Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen sind ängstlicher geworden

Mehrfach gab es im Oktober Giftköderfunde in Oberneuland, laut Hundebesitzerin Stefanie Lüers sollen es insgesamt sieben Stück gewesen sein. Auch ihr Hund hatte einen Giftköder gefunden, doch Sammy ließ ihn schnell fallen „Das habe ich zum Glück schon als Welpe mit ihm trainiert“, so die 34-Jährige im Interview. Sie gründete auch deshalb die „Initiative gegen Giftköder“. Dafür verteilt sie unter anderem Hinweis-Flyer. Diese wurden aber zwischenzeitlich von Unbekannten wieder entfernt. Doch die Aktion scheint Wirkung zu zeigen, denn seitdem Aufhängen blieben weitere Funde aus. Zwei kleine Igel wurden ebenfalls mit Vergiftungssymptomen aufgefunden, sie starben kurze Zeit später. Ob es mit den Hackfleischbällchen zusammenhängt und auch, ob diese wirklich Gift enthalten haben, ist aber noch ungeklärt. Doch für die Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen sind die Vorfälle schlimm. Besonders Heike Steffens belastet die Situation: „Man ist ängstlich, man durchsucht immer alles. Man ist immer auf der Hut. Das ist kein entspannter Spaziergang mehr.“

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Statt Hysterie: Gezieltes Training für Hunde und Besitzer

Der Bremer Hundetrainer Harald Klatt warnt aber gleichzeitig vor einer Hysterie. Nicht alles, was man findet muss gleich ein Giftköder sein. Natürlich werde es immer „Spinner“ geben, die tatsächlich Giftköder verstecken. Deswegen sei es sehr wichtig, dem Hund beizubringen, dass er nicht alles vom Boden aufhebt oder frisst. Und das sei nicht mit zweimal Training getan, sondern ein fortdauernder Prozess. Wichtig sei die Beziehung zwischen Besitzer bzw. Besitzerin und Hund für die Erziehung: „Der Hund darf nicht der Chef sein.“ Hundebesitzer sind oft blauäuig, was das Verhalten ihres Tieres angeht“, so Klatt. Man müsse Verantwortung zeigen, auch um den Hund im Fall der Fälle gut schützen zu können.

Mit klarer Beziehung zur Erziehung

Vieles lasse sich mit gezielter Impulskontrolle und Kommandos lernen, damit der Hund nicht alles aufnimmt, was rumliege. Der Hund muss lernen „Leckerchen“ erst nach einem Kommando aufzunehmen. Das könne man zunächst üben, in dem man mit geschlossener Hand wartet, bis der Hund einen anschaut und dann erst in Verbindung mit einem Kommando, zum Beispiel „Nimm“, das Leckerchen freigibt. Dieser Reiz muss gesteigert werden: Das Leckerli wird hingelegt oder weggeworfen. Aber erst auf das Kommando darf der Hund es nehmen oder apportieren. Oder dem Hund wird alternativ zu dem Leckerli auf dem Boden etwas „Besseres“ angeboten. So lernen die Hunde auch bei Spaziergängen unterwegs, auf ein Signal/Kommando zu warten, bis sie etwas aufnehmen würden. Schon zehn Minuten Training am Tag könnten reichen.

Im Video: Hunde-Trainerin gibt Tipps zum Umgang mit Giftködern

Tödliche Serie in Frankfurt am Main

In Oberneuland hat die Köder-Serie scheinbar aufgehört oder es wurden nur keine weiteren Köder gefunden. Wie dramatisch solche Attacken auf die Hunde sein können, wurde in Frankfurt am Main aus diesem Jahr. Elf vergiftete und sieben tote Hunde war die traurige Bilanz. Umso wichtiger ist das richtige Training und Verhalten der Hundebesitzer und Hundebesitzerinnen, ihre Lieblinge davor zu schützen.