Unglaublicher Vorfall in österreichischer Bahn
Hitler-Rede über Zug-Lautsprecher: KZ-Überlebende muss alles mit anhören

„Sieg Heil“ über Bahn-Lautsprecher
In einem Schnellzug der Österreichischen Bundesbahnen ertönen am Sonntagabend auf der Fahrt nach Wien plötzlich „Heil-Hitler-Rufe“ und andere Parolen Adolf Hitlers. Selbst die Schaffnerin kann die lauten Durchsagen nicht stoppen. Besonders tragisch: In der Bahn sitzt eine 91-jährige Frau, die den Terror des Nationalsozialismus nur knapp überlebt hat. "Unsere Familien wurden damals durch die Nazis fast komplett ausradiert“, sagt sie der österreichischen Zeitung „Heute“.
Hitler-Parolen als Zugdurchsage: Nazi-Überlebende traumatisiert
Die Frau war mit ihrem Enkel und einem Freund in dem Zug. "Sie weint noch immer die ganze Zeit und es ist so als ob ihre schlechten Erinnerungen und Erlebnisse von damals jetzt durch diesen traurigen, erbärmlichen Vorfall im ÖBB-Railjet wachgerüttelt wurden“, sagte der Freund der Zeitung. Manche Fahrgäste hätten aus Verlegenheit gelacht. Die meisten seien aber sichtlich schockiert gewesen.
Ein Sprecher der ÖBB hat den Vorfall inzwischen bestätigt. Statt der üblichen Ansagen hätten nationalsozialistische Phrasen wie ein „Heil Hitler“-Ruf sowie mehrere „Sieg Heil“-Rufe die Fahrgäste aufgeschreckt. „Das war wirklich unangenehm und verstörend“, sagte er der Zeitung „Der Standard“.
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NS-Parolen in österreichischer Bahn: Verdächtige gefasst
Nach bisherigen Erkenntnissen sei es zwei Verdächtigen gelungen, sich mit einem Schlüssel Zugang zu einer der in den Waggons vorhandenen Sprechstellen zu verschaffen und ein Handy mit der Aufnahme neben das Mikrofon zu legen, hieß es seitens der Bahn. Die Personen seien auf Videoaufnahmen gut zu erkennen gewesen, als sie in Wien ausgestiegen sind. Gegen sie ist Anzeige erstattet worden.
Wie sie zu dem Schlüssel gekommen seien, wisse man nicht. Es sei aber auszuschließen, dass es ÖBB-Mitarbeiter gewesen seien, sagte der Sprecher. „Es handelt sich um einen europaweit eingesetzten Standardschlüssel, von dem wahrscheinlich einige Zehntausend Stück existieren“.
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Kein Einzelfall: Gehackte Lautsprecher in österreichischen Zügen
Die Bahn bestätigte außerdem, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt. Es sei der dritte Vorfall dieser Art auf der Strecke St. Pölten-Wien innerhalb weniger Tage gewesen.
Bei den anderen Vorfällen seien Kinderlieder vorgespielt worden. Im letzten Fall seien etwa acht Minuten lang eine im Internet abrufbare Zusammenstellung von Versprechern der regulären Informationsstimme, Kinderlieder und eben die Hitler-Phrasen zu hören gewesen. (dpa/sbl)
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